Joka253

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Rezensionen
Joka253 vor 11 Monaten 7 3
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Spanische Haut
Ich bin leider nicht mit dem Talent zum systematischen Erschnuppern und Kategorisieren von Duftnoten gesegnet - dafür lese ich mich aber gerne in die Geschichte von Themen ein, die mich faszinieren.
Eines dieser Themen ist seit Kurzem die "spanische Haut" oder im französischen Original "Peau d'Espagne".
Ich hoffe der folgende (sehr kurze) Abriss macht euch neugierig, für Analysen der Duftpyramide schaut aber bitte in die vorhandenen Statements


Zum Namen:
Die Bezeichnung "Peau d'Espagne" taucht erstmals im 16. Jahrhundert auf und beschreibt laut Mandy Aftel, ursprünglich eine Komposition aus Bergamotte, Eisenkraut, Lavendel, Neroli, Rose, Sandelholz, Nelken und Zimt.
In dieser "Gewürzmischung" wurde Leder ziehen gelassen und anschließend mit Moschus und Zibet eingerieben, um Papier und Lederwaren zu parfümieren.
-> Achtung, gefährliches Halbwissen:
Wenn ich richtig informiert bin ist "Peau d'Espagne" einfach die französische Entsprechung der ehemals überall in Europa sehr verbreiteten "Spanisch Leder"/"Spanish Leather"-Düfte. Eine gewisse olfaktorische (und auch namentliche) Nähe lässt sich schließlich definitiv nicht leugnen.
Sollte jemand hierzu fundierte Informationen haben, freue ich mich riesig über einen Kommentar oder eine Nachricht.
-> Fun Fact am Rande:
Für mich leider nicht genauer datierbar, aber irgendwann zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert ist "Peau d'Espagne" tatsächlich auch in der Küche beliebt geworden. Dort diente es dazu, dem nicht überbordend würzigen Essen einen exotischen Touch zu geben.
Ob ihr euch den hier kommentierten Oriza L. Legrand (der laut Aussagen des Hauses im Jahr 1872 formuliert wurde) aufs Essen sprühen möchtet, sei euch selbst überlassen. Eine interessante Erfahrung ist es bestimmt allemal!


Etwas zum Duft:
Der für seine Zeit überaus progressive Forscher Havelock Ellis hat die "Peau d'Espagne" als äußerst luxuriöse und komplexe Düfte bezeichnet. Hinzu kam die Randnotiz, dass es Stimmen gibt, welche sicherlich nicht zu Unrecht behaupten, dass das "Peau d'Espagne" das Parfum ist, welches dem Geruch der Haut einer Frau am nächsten kommt.
Ich vermag nun beim besten Willen nicht einzuschätzen, wie sich der Körpergeruch der Menschen in den letzten ca. 130 Jahren verändert hat, aber zumindest ich habe noch keine Frau kennengelernt, welche so riecht wie dieser Legrand.
Zumindest im ersten Moment.
Je öfter ich allerdings mit der Nase an meinen Arm gehe, desto mehr verstehe ich, was Ellis eventuell mit seiner etwas sperrigen Formulierung* ausdrücken wollte. Der Duft ist keine perfekte Nachbildung des Geruchs der menschlichen Haut! Viel mehr ist er die Erinnerung an eine geliebte Person. Eine Person, bei der man sich geborgen fühlt. Die etwas Warmes ausstrahlt und trotzdem irgendwie nicht allen gefällt. Was ihr aber selbstverständlich völlig egal ist.
Die Menschen mit denen Ellis über den Duft gesprochen hat, haben also vielleicht nicht an den (ja eigentlich eher neutralen) tatsächlichen Geruch der Haut gedacht, sondern an eine ähnlich verklärte Erinnerung wie ich.
Ob das nun stimmt oder hanebüchener Unsinn ist: Ich finde alleine den Gedanken, dass ein Parfum - auch in einer Welt, die mit der Heutigen eigentlich nichts mehr gemein hat - schon so wirken konnte, irgendwie schön und beruhigend.


Abschließende Worte:
Der hier kommentierte Duft ist sicherlich nicht ganz leicht zu mögen und ich möchte ihn auch nicht unbedingt im Alltag tragen - aber an einem ruhigen Wochenende für mich, ob zu Hause oder in der Natur, ist er fantastisch.




* "It is said by some, probably with a certain degree of truth, that Peau d'Espagne is of all perfumes that which most nearly approaches the odor of a woman's skin"
3 Antworten