26.04.2015 - 13:04 Uhr
Meggi
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33
Der Zig-Rosen-Sorten-Schlawiner
„Rosissimo“ – wer denkt bei diesem Superlativ nicht an einen Rosen-Bomber, der sich auf die Einzigartigkeit der ‚Königin der Blumen‘ verlässt, sich womöglich aus der gleichzeitig verblüffenden Vielfalt der Duft-Nuancen eine spektakuläre aussucht oder schlichtweg mit der opulenten Wucht besonders üppiger Varianten zu betören versucht.
Rosissimo beschreitet hingegen einen anderen und sehr originellen Weg. Ich dachte zunächst, das liege an den recht kühlen Temperaturen zur Zeit meines Auftakt-Versuchs. Deswegen hatte ich den Duft eine Weile beiseitegelegt, um ihn jüngst an den ersten wärmeren Tagen des Frühjahrs erneut zu probieren. Doch mein Eindruck hat sich im Wesentlichen bestätigt: Ein reiner Rosenduft ist dies gewiss nicht. Die Rose ist nicht einmal weit vorne. Und irgendwie ist sie es dann trotzdem.
Nach dem sacht-adstringierenden Hesperidien-Start, vornehm angekündigt von einer zarten, flüchtig-ätherischen Edelrosen-Note (allein die Reihenfolge…), wird der Duft im vorderen Teil insbesondere frisch, fast zitrisch-grün. Die Verbene stellt klar, dass es mehr spitzig als fruchtig zugeht. Die Hesperidien sind indes nicht geschlagen. Sie zeigen im Folgenden ganz gelassen, dass sie nicht nur sauer können, sondern auch fruchtig, für ihre Verhältnisse geradezu voluminös.
Im Laufe des frühen Nachmittags wird die Angelegenheit aufgefrischt von einem vollkommen un-indoligen Jasmin. Das hat was vom eher seifigen Geruch der duftschwächeren Edelrosen. Zwar weniger spannend, aber unverzichtbar für die vermutete Gesamt-Idee.
Bang erwartet hatte ich die für die Basis angesagte Moos-Bedrohung. Jener Teil kommt mir bisweilen zu kratzig daher. Diesmal war die Sorge unberechtigt, nichts schabt die Nasenwand entlang. In der achten Stunde erscheinen zudem Tanne, Vetiver, Leder; zurückhaltend, gleichwohl fraglos herb jetzt das Ganze. Ab der neunten, zehnten Stunde klingt der Duft in einer Note aus, die ich als zitrisches, etwas seifiges Moos bezeichnen würde.
Ich habe lange überlegt, was mir das alles sagen soll. Denn durchweg, das ist last but not least natürlich hinzuzufügen, ist neben den genannten Eindrücken ein Rosenduft präsent, bekommt wegen der weiteren Bestandteile allerdings jeweils einen eigenen Dreh.
Vielleicht ist der Duft in Verbindung mit seinem Namen ein Augenzwinkern und ‚Rosissimo‘ heißt nicht: „Hier riecht’s am meisten nach Rose“ sondern „Hier riecht’s nach den meisten Rosen“.
Ich werde nicht müde zu wiederholen, wie bemerkenswert es ist, dass die Rosensorten so unterschiedlich und nichtsdestoweniger alle zweifelsfrei nach Rose riechen. Ein Wunder. Beim Versuch, die Aromen näher zu beschreiben, gerät das Vokabular an die üblichen Grenzen und es entsteht begrifflicher Not-Behelf wie „zitrisch“, „fruchtig“, „seifig-wässrig“ oder „herb“. Rosissimo bietet nun erstaunlicherweise von allem, technisch erzeugt durch Kombination eines Rosendufts mit wechselnden Aroma-Partnern.
Derlei könnte in einem wilden Potpourri enden. Das ist aber hier nicht der Fall. Denn trotz der Vielfalt der Rosendüfte lassen sie sich doch durchaus in Gruppen einteilen und Rosissimo beruft sich klugerweise auf solche Gruppen, nicht auf Einzelne. Am bekanntesten dürfte - aus dem Blumenstrauß – der seifig-dezente Edelrosenduft sein. Das liegt daran, dass Duft tendenziell zu Lasten der Haltbarkeit der Blüte geht. Nicht gut für einen Strauß, deshalb riechen für diesen Zweck eingesetzte Sorten oft sogar überhaupt nicht.
Für die übrigen Gruppen habe ich mir einige Beispiel-Sorten überlegt, die ich selbst aus meinem Garten kenne. Die eine oder andere davon sollte ab dem späten Frühjahr in gut sortierten Gärtnereien nachzuriechen sein. In Klammern die jeweilige Rosissimo-Annäherung:
Zitrisch (Zitrone und Verbene) - ‚Alexandrine‘ oder ‚Elbflorenz‘ von Meilland
Fruchtig (Grapefruit, dunkle Orange ) - ‚Harald Wohlfahrt‘ von Delbard oder ‚Augusta Luise‘ von Tantau
Herb (Moos, Tanne ) - ‚Mary Rose‘ oder ‚Glamis Castle‘ von David Austin
Et voilà! Bleibt als echtes Witzchen - wahlweise Rätsel - nur noch das Holz. Edle Hölzer ist eine distinguierte Ansage, die dem Gebotenen vollauf gerecht wird. Mir gelingt es nicht, Einzelheiten zu identifizieren, ich mag lediglich feststellen, dass wir es mit vergleichsweise dunklen Holznoten zu tun haben, welche freilich sehr im Hintergrund bleiben. Tja, eine Rose kann halt auch verholzen.
Fazit: Ganz, ganz stark. 90 mit Luft nach oben. Tolle Idee, prächtig umgesetzt. Ein Top-Tipp für Freunde sommerlicher wie geerdeter Rosendüfte. Für Herren? Stuss. Unisex.
Vielen Dank an Pluto, dass ich Rosissimo testen durfte!
Rosissimo beschreitet hingegen einen anderen und sehr originellen Weg. Ich dachte zunächst, das liege an den recht kühlen Temperaturen zur Zeit meines Auftakt-Versuchs. Deswegen hatte ich den Duft eine Weile beiseitegelegt, um ihn jüngst an den ersten wärmeren Tagen des Frühjahrs erneut zu probieren. Doch mein Eindruck hat sich im Wesentlichen bestätigt: Ein reiner Rosenduft ist dies gewiss nicht. Die Rose ist nicht einmal weit vorne. Und irgendwie ist sie es dann trotzdem.
Nach dem sacht-adstringierenden Hesperidien-Start, vornehm angekündigt von einer zarten, flüchtig-ätherischen Edelrosen-Note (allein die Reihenfolge…), wird der Duft im vorderen Teil insbesondere frisch, fast zitrisch-grün. Die Verbene stellt klar, dass es mehr spitzig als fruchtig zugeht. Die Hesperidien sind indes nicht geschlagen. Sie zeigen im Folgenden ganz gelassen, dass sie nicht nur sauer können, sondern auch fruchtig, für ihre Verhältnisse geradezu voluminös.
Im Laufe des frühen Nachmittags wird die Angelegenheit aufgefrischt von einem vollkommen un-indoligen Jasmin. Das hat was vom eher seifigen Geruch der duftschwächeren Edelrosen. Zwar weniger spannend, aber unverzichtbar für die vermutete Gesamt-Idee.
Bang erwartet hatte ich die für die Basis angesagte Moos-Bedrohung. Jener Teil kommt mir bisweilen zu kratzig daher. Diesmal war die Sorge unberechtigt, nichts schabt die Nasenwand entlang. In der achten Stunde erscheinen zudem Tanne, Vetiver, Leder; zurückhaltend, gleichwohl fraglos herb jetzt das Ganze. Ab der neunten, zehnten Stunde klingt der Duft in einer Note aus, die ich als zitrisches, etwas seifiges Moos bezeichnen würde.
Ich habe lange überlegt, was mir das alles sagen soll. Denn durchweg, das ist last but not least natürlich hinzuzufügen, ist neben den genannten Eindrücken ein Rosenduft präsent, bekommt wegen der weiteren Bestandteile allerdings jeweils einen eigenen Dreh.
Vielleicht ist der Duft in Verbindung mit seinem Namen ein Augenzwinkern und ‚Rosissimo‘ heißt nicht: „Hier riecht’s am meisten nach Rose“ sondern „Hier riecht’s nach den meisten Rosen“.
Ich werde nicht müde zu wiederholen, wie bemerkenswert es ist, dass die Rosensorten so unterschiedlich und nichtsdestoweniger alle zweifelsfrei nach Rose riechen. Ein Wunder. Beim Versuch, die Aromen näher zu beschreiben, gerät das Vokabular an die üblichen Grenzen und es entsteht begrifflicher Not-Behelf wie „zitrisch“, „fruchtig“, „seifig-wässrig“ oder „herb“. Rosissimo bietet nun erstaunlicherweise von allem, technisch erzeugt durch Kombination eines Rosendufts mit wechselnden Aroma-Partnern.
Derlei könnte in einem wilden Potpourri enden. Das ist aber hier nicht der Fall. Denn trotz der Vielfalt der Rosendüfte lassen sie sich doch durchaus in Gruppen einteilen und Rosissimo beruft sich klugerweise auf solche Gruppen, nicht auf Einzelne. Am bekanntesten dürfte - aus dem Blumenstrauß – der seifig-dezente Edelrosenduft sein. Das liegt daran, dass Duft tendenziell zu Lasten der Haltbarkeit der Blüte geht. Nicht gut für einen Strauß, deshalb riechen für diesen Zweck eingesetzte Sorten oft sogar überhaupt nicht.
Für die übrigen Gruppen habe ich mir einige Beispiel-Sorten überlegt, die ich selbst aus meinem Garten kenne. Die eine oder andere davon sollte ab dem späten Frühjahr in gut sortierten Gärtnereien nachzuriechen sein. In Klammern die jeweilige Rosissimo-Annäherung:
Zitrisch (Zitrone und Verbene) - ‚Alexandrine‘ oder ‚Elbflorenz‘ von Meilland
Fruchtig (Grapefruit, dunkle Orange ) - ‚Harald Wohlfahrt‘ von Delbard oder ‚Augusta Luise‘ von Tantau
Herb (Moos, Tanne ) - ‚Mary Rose‘ oder ‚Glamis Castle‘ von David Austin
Et voilà! Bleibt als echtes Witzchen - wahlweise Rätsel - nur noch das Holz. Edle Hölzer ist eine distinguierte Ansage, die dem Gebotenen vollauf gerecht wird. Mir gelingt es nicht, Einzelheiten zu identifizieren, ich mag lediglich feststellen, dass wir es mit vergleichsweise dunklen Holznoten zu tun haben, welche freilich sehr im Hintergrund bleiben. Tja, eine Rose kann halt auch verholzen.
Fazit: Ganz, ganz stark. 90 mit Luft nach oben. Tolle Idee, prächtig umgesetzt. Ein Top-Tipp für Freunde sommerlicher wie geerdeter Rosendüfte. Für Herren? Stuss. Unisex.
Vielen Dank an Pluto, dass ich Rosissimo testen durfte!
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