Julieta

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11 - 12 von 12
Julieta vor 3 Jahren 7 3
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Lichtblick aus der der Flasche
Dieser Moment in meinem Leben ist ganz sicher kein Highlight. 18 Monate Pandemie und ihre Konsequenzen in fast allen Lebensbereichen haben meine psychische Gesundheit, mein Herz und meine Seele ordentlich zusammengetreten, und es fällt mir aktuell verdammt schwer, etwas Anderes als die trüben und hässlichen Seiten des Lebens und der Welt zu sehen.
Ich versuche daher, mir im Sinne der Selbstfürsorge kleine Freuden zu machen, die in all dem doom and gloom ein wenig Licht und Erleichterung bringen.

Auftritt „Hajar“!

Richtig viel habe ich nicht erwartet, weil blumige Düfte eigentlich gar nicht so mein Ding sind und in der Duftpyramide nun mal eben Ylang-Ylang und Rosengeranie als Kopfnoten stehen.
Aber dann! Kaum aufgetragen, bin ich in eine tröstliche Duftwolke eingehüllt, die meinem Kopf sauber, sicher… einfach Wohlfühlen suggeriert. Ich meine, mich zu entsinnen, irgendwo gelesen zu haben, dass Rosengeranie stimmungsaufhellend wirkt. Hier tut sie es auf jeden Fall, zumindest für mich. Und ich bin dankbar für dieses wunderbare Beispiel für den enormen Einfluss, den Düfte auf das Befinden haben können. Ein kleiner Sonnenstrahl im Trüben.

Hajar ist auf meiner Haut und für meine Nase ein üppiger, warmer orientalischer Blumenduft, in der ein rosige Note klar den Ton angibt, ohne dabei aber erdrückend oder altbacken zu wirken. Von den holzigen Noten bekomme ich persönlich nur am Rande etwas mit. Macht aber gar nichts, weil ich an dem Duft so, wie ich ihn wahrnehme, wirklich absolut gar nichts auszusetzen habe. Hier gibt es nichts Stechendes, Schrilles oder Schweres.
Die Sillage ist, wie bei Parfumölen üblich, nicht ganz so stark, wobei der Duft auf Armlänge noch deutlich zu vernehmen ist. Die Haltbarkeit ist gut; einmal kurz mit dem Roller auf den Hals aufgetragen reicht für 5-6 Stunden. Und zu guter Letzt ist das PLV mit gerade mal 8 (!) Euro für 15 ml absolut unschlagbar. Hajar riecht indes wesentlich edler und teurer, als es ist, und hat es nicht nur wegen seiner hochgeschätzten Verdienste um mein Wohlbefinden verdient, an dieser Stelle angemessen gewürdigt zu werden.
Aber auch, wenn ich von außen mehrfach Komplimente für den Duft bekommen habe – die größte Freude daran habe wahrscheinlich ich selbst. Ab und an trage ich es sogar vor dem Schlafengehen auf die Handgelenke auf, weil mir das von dem Duft ausgelöste Gefühl des Geborgenseins beim Einschlafen hilft. Wahrscheinlich habe ich hier einfach Glück gehabt, und der richtige Duft kam im richtigen Moment zur richtigen Nase. Das wird sicher nicht jede*r genauso wahrnehmen. Angesichts des sehr erschwinglichen Preises darf man den Versuch hier aber ruhig auf gut Glück wagen und wird im Zweifelsfall mit einer überaus angenehmen Überraschung belohnt.
3 Antworten
Julieta vor 3 Jahren 4 3
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Sillage
9
Haltbarkeit
6
Duft
Ufff, was für ein Ritt!
Ein afghanischer Bekannter hat mir mal eine große Dose voll mit Safranfäden geschenkt. Seine Mama schickt ihm solche Dosen sowieso regelmäßig aus Afghanistan und er hat immer Nachschub. Ich hatte Safran vorher noch nie in größerer Menge gerochen und war fasziniert, wie bei einer aromatischen Substanz Geschmack und Geruch so unterschiedlich sein können. Safran im Reis schmeckt köstlich. Der Safran pur in der Dose hat stechend, bitter und muffig gerochen.
Warum erzähle ich das? Weil es 1:1 der erste Eindruck nach dem Aufsprühen von Aoud Vanille war. Außer Safran habe ich zunächst gar nichts wahrgenommen. Den dafür aber in ein einer Intensität, dass mir tatsächlich ganz kurz mal flau wurde. Vanille, Oud oder gar Blumen - Fehlanzeige. Eine staubtrockene, tiefdunkle, stechende medizinische Safrannote, sonst absolut gar nichts. Absolut genau so, wie die Safrandose beim Öffnen gerochen hat. Der Duft hat erstmal absolut nichts Süßes oder Weiches, geschweige denn Cremiges, um diese Note zu kontern.

Ich habe mich daraufhin gefragt, ob meine Abfüllung eventuell gekippt ist, weil der Dufteindruck so extrem von den anderen Kommentaren hier abweicht. Nach ungefähr 30 Minuten hat sich das Safrangemuffel dann aber etwas beruhigt. Es verschwindet zwar nicht komplett, aber so langsam beginnt die Vanille, sich etwas mehr in den Vordergrund zu kämpfen und ich kann allmählich wieder an meinem Arm riechen, ohne zurückzuzucken. Im Verlauf von ca. 3 Stunden wandelt sich der Duft ungefähr zu dem, was der Großteil der anderen Kommentator*innen wahrnimmt. Liegt also wohl nicht an der Probe, sondern an meiner Hautchemie, dass der Safran einen derart raumgreifenden Auftritt hinlegt.
Der Drydown ist dann wirklich sehr schön - trockene, völlig unsüße, sandelholzige Vanille; insgesamt ein bisschen räucherstäbchenmäßig. Wäre der Duft an mir von Anfang an zumindest so ähnlich wie das, was nach Stunden daraus wird, wäre er definitiv ein Kaufkandidat. Interessant, "anders" und absolut nicht mainstreamig. Leider befürchte ich, dass ich nicht die Geduld hätte, bei jedem Auftragen die ersten 30 Minuten Safran-Overkill zu ertragen. Wer sich durchkämpft oder eine Hautchemie sein Eigen nennt, die den Safran in die Schranken weist, wird mit einem wunderschönen Duft belohnt, den ich selbst nach dem Duschen noch leicht wahrnehmen konnte.


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