KaliP

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16 - 20 von 20
KaliP vor 7 Jahren 5 1
frische Seifenblase
Mir öffnet sich eine Lichtung in einem Gemisch aus dunklen und hellen Grüntönen. Weiße Sonnenstrahlen berühren große wächserne Blätter in einem lianenverhangenen, undurchdringlichen Dschungel. Die Luft ist morgenfrisch und doch eigenartig wärmend. Blasse Nebelschwaden wabern behäbig zwischen den hellen, glatten Stämmen ast- und namenloser Bäume umher, schimmern im Licht bläuchlich gelb wie nasse Opale. Funkelnde Tropfen rinnen an den Blattadern hinab und sammeln sich in tiefen grünen Trichtern im Herzen tropischer Pflanzen.

Eine Ahnung süß-säuerlicher Früchte weht auf einem sanften Lufthauch heran, unreife Äpfel und Feigen, saftige Bergamotte lassen sich Zeit, bis sie sich entfalten, um dann ineinander zu verschwimmen.

So schmucklos so ein Probefläschchen auch ist, so wenig bedarf es großer Ausschmückungen bei diesem Duft. Gucci Bamboo begleitet die mondäne Frau von Welt auf eine schneeweiße Yacht im Hafen einer glamourösen Stadt. Er begleitet sie zu einem fruchtig-spritzigen Cocktail auf eine Dachterrasse, so hoch oben, dass der Straßenlärm nicht mehr zu ihr vordringt. Er ist bei ihr bei dem wichtigen Meeting im Büro, bei dem sie besonders eloquent und souverän sein muss. Weil es über ihre Karriere entscheidet.

Danach wirft sie ihren baumwollweißen Blazer über die Schulter und gönnt sich ein neues Paar Sandalen. Von den teuren. Für den Erfolg.
Sie weiß, was sie will. Sie ist ganz in ihrem Element und einfach großartig.
Sie ist eine bessere Version ihrer selbst.

Schade, dass der Duft so schnell verfliegt wie eine Seifenblase platzt. Ein fixes Accessoire für den Moment, nicht für die Ewigkeit. Nix für mich.
1 Antwort
KaliP vor 7 Jahren 50 10
6
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Die verrückten Fanatiker
Draußen taucht die sinkende Sonne den bedeckten Himmel in ein dreckig-gelbliches Grau.

Gehört und gelesen hatte ich bereits von Geza Schön und seinem die Massen in ekstatische Schwingung versetzendes Wässerchen Molecule 01, musste ja ein ganz besonderes Zeug sein…
Iso E super nennt sich der einzige Inhaltsstoff der „Kreation“ des großartigen Parfumeurs, das klingt für mich sehr gewagt.
Ich sprühe zaghaft, denn falls der Duft hält, was unzählige Rezensionen und Tests im Internet versprechen, will ich keinen Tropfen gedankenlos verschwenden. Ich habe große Erwartungen an dieses parfumgewordene gelobte Land, in dem es nach Milch und Honig duftet und einem gebratene Tauben in den Mund fliegen.
Nach ewiger Überlegung habe ich mir die unscheinbare, grafisch gestaltete Flasche ohne Deckel - schenken lassen. Nun denn. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Es macht kurz „Pffft“ und ich sehe den kleinen, feucht glänzenden Fleck auf der Innenseite meines Armes, der schon zu trocknen beginnt.
Ich führe meine Nase suchend über die Stelle. Da ist es… es ist nicht großartig, es reißt mich nicht vom Hocker, wenn man so will, obwohl ich ein wahres Feuerwerk erwartet habe. Doch woher, aus nur einem Stoff? Ich warte und hoffe, dass Molecule 01 sich noch entwickelt, denn ebendies prophezeien die begeisterten Anhänger der Substanz, die angeblich sogar dazu führen soll, dass man „auf der Straße angesprochen“ würde. Meine Skepsis ist mit von der Partie, was diese kühne These angeht. Ich meine, irgendwas gelesen zu haben von wegen unter Wärme entwickele es sich. Ich reibe die Innenseite meines rechten auf die meines linken Unterarmes in Erwartung einer Änderung, die mich noch umstimmt. Nun ja… ich gähne.

Und jetzt sitze ich auf der Couch und hin und wieder bekomme ich eine Gänsehaut. Es ist der Moment, in dem ein zarter Hauch des kostbaren Zeugs an meine Nase heran geweht wird und ich zucke innerlich zusammen. Dieser unbeschreibliche Geruch ist wie Wodka pur. Nur ein Inhaltsstoff und doch katapultiert schon eine geringe Menge einen ins Delirium. Ich bin fast angewidert von mir selbst, es verwirrt mich und erschüttert mich in meinen innersten Festen. Selbst, während ich diese Zeilen schreibe, laufen mir Schauer über den Rücken und das einzig von diesem Parfum, das so anders ist. Es löst eine derartige innere Erregung aus, dass ich mir wünsche, es nicht aufgetragen zu haben. Doch meine Nase sucht regelrecht Fetzen des wohligen Geruches in der Luft, saugt jede noch so kleine Ahnung einer Nuance ein. Ich will mehr.
Zuerst habe ich es kaum wahrgenommen, jetzt ist es, als stünde ein überlebensgroßer rosa Elefant im Zimmer. Ich kann es nicht mehr ignorieren, es bedrängt mich geradezu.
Meine Hände sind kalt, mein Magen knurrt, doch mein Kopf schreit, ich solle an meinem Arm schnuppern.
Es erinnert mich an Lust in jeder nur erdenklichen Form. Es ist so, wie es alle beschreiben. Molecule 01 hat meine Skepsis mal eben gepflegt vergewaltigt. Ich starre meine Zeilen an, doch meine Gedanken kreisen nur um diesen Duft, der mich gefangen hält, mit stählernen Handschellen gefesselt an einem Bettpfosten auf kaltem, nacktem Steinboden. Und ich genieße es auch noch.
Ich wage kaum noch, mit meinem benetzten Arm in die Nähe meiner Nase zu geraten, da ich fürchte, jeder weitere Kontakt könnte mich komplett benebeln und verschlingen, mit Haut und Haar.
Ich will meinen Arm waschen, doch mein Innerstes wehrt sich dagegen. Ich kann nicht. Ich will nicht.
Es muss drauf bleiben.
Süße Qual ist es, mich dem einnehmenden Wesen von Iso E super auszusetzen. Ich verdrehe schon verklärt die Augen. Selbst, als sich der zweifelhafte Geruch frisch geschnittenen Lauches aus der Küche unter den Raum-Duft mischt, ist Molecule 01 immer noch dominant, sodass es mir sinnbildlich einen Klaps auf den Hinterkopf verpasst, wenn es vorbei weht.
Ich hebe den Arm mit geschlossenen Augen vor mein Gesicht und atme tief ein. Ich rieche förmlich die Wärme, in der der Duft aufzugehen scheint wie eine Edelrose in der Mittagssonne. Ein königsblaues Tuch aus dickem, dichtem Samt… und bald habe ich das Gefühl, wenn ich es erschnuppern möchte, verflüchtigt es sich und sobald ich es nicht mehr suche, überfällt und überwältigt es mich.
Zu Anfang war ich zögerlich und dachte mir „Wunder, was die da alle riechen“, doch ich fühle es so.
Atemberaubend und sinnlich und warm und erotisch. Und dabei klingt letzteres Wort echt abgedroschen. Die Verrückten Fanatiker hatten leider Recht. Ich hoffe, das muss man nicht auch eines Tages angesichts des nahenden Weltunterganges sagen.
10 Antworten
KaliP vor 7 Jahren 2
6
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Karamellvulkan
Von Code Orange hatte ich im Netz schon etwas gelesen, daher dachte ich, es wäre besonders interessant für mich. Umso überraschter war ich, als mein Eindruck mir unangenehme Gänsehaut verursachte.

Ich sprühe und zuerst ist es spritzig und etwas orangig. Das verfliegt jedoch umgehend und eine sehr handfeste Süße schlägt einem die Rübe zu Brei. Laut Inhaltsbeschreibung wird die Basis-Note von Kokos, Erdbeere, Jasmin und Iris bestimmt, doch ich nehme nur einen gigantischen Zuckerwürfel wahr. Erdbeere? Vielleicht. Kokos? Vielleicht.
Es öffnet sich mir eine Kulisse einer Kirmes oder eines Rummelplatzes im Sommer bei 30°C. Die Sonne scheint auf die Buden mit den Süßigkeiten und sämtliches Zuckerzeug verbindet sich zu einem Aroma, das ganze Wespenschwärme anzieht. Zuckerwatte, Karamell-Äpfel, gebrannte Mandeln, der Zucker auf den Lebkuchenherzen. Es ist so überwältigend, dass ich nicht mal mehr weiß, ob ich gerade Lust auf einen kandierten Apfel bekomme oder eben ein Dutzend davon verspeist habe.
Es riecht wie in diesen Bonbonnieren, wo man allerlei Gummischlangen und Gedöns bekommt, von dem man nach ein, zwei Bissen bereits genug hat. So auch von Code Orange. Ich habe genug. Von Vanille und Kindergeburtstag mit Benjamin-Blümchen-Torte und Marshmellows auf dem Kakao.

Nun frage ich mich, welche Art Frau diesen Duft wohl zu welcher Gelegenheit tragen könnte. Wo sonst eine Menge Ideen aus der kleinen Quelle in meinem Köpfchen sprudeln, sorge ich mich nur um die Nase, die das hier erschnuppern muss. Wie anderswo mit "FSK 16" vor optischen Gefahren gewarnt wird, sollte hier "bis 16" angegeben sein, um erwachsene Nasen wenigstens rechtzeitig über das Inferno aus dem Karamellvulkan zu informieren.

Womöglich könnte ich den Geruch ertragen, wenn er beim Backen von süßen Plätzchen und anderen Zuckereien in meiner Küche entstünde, doch ich würde den Duft höchstens zu einem Junggesellinnen-Abschied tragen. Oder zum Karneval. Wo´s etwas Auffälliges, Aufdringliches braucht, um aus der Masse hervor zu stechen.

Ein Alltagsduft ist es auf keinen Fall. Im Büro würde man wohl ein Kommentar wie "Warste im Puff oder was?" ernten. Fast mag es mich an die sehr preisgünstigen Düfte unbekannter Marken erinnern, die ganz hinten, ganz unten in den Regalen der Drogerieketten stehen und die nur Kinder mögen.

Zusammenfassend: viel zu süß, viel zu präsent und viel zu schwer. Für immer.


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KaliP vor 7 Jahren 10 4
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Mehr Bombe geht für mich nicht
Von Viktor&Rolf besitze ich bereits Flowerbomb, ich bin also einigermaßen vorgewarnt gewesen.
Dieser Duft jedoch übertrifft absolut alles, was ich an Herrendüften bisher kannte. Er schlägt wortwörtlich ein wie eine Bombe, wie der Name bereits prophezeit. Die Verpackung lässt nicht auf diesen besonderen Inhalt schließen.

Eine Handgranate, wie man sie sich authentischer nicht vorstellen könnte, gefüllt mit 50ml eines hochexplosiven Gemisches aus Feuer und Flamme. Um es testen zu können, muss man sogar eine Art Splint entfernen. Doch im Gegensatz zu einer echten Granate möchte man dieses Elixier nicht von sich werfen. Ich rupfe einen Papierstreifen ab und mache den Flacon "scharf", ein feiner Nebel hüllt die weiße Zellulose ein und ich wage eine erste Probe...

... und mache große Augen, weiche sogleich eine Nasenlänge zurück, um die Eindrücke wirken zu lassen. Um mich ein wenig davon zu erholen, denn es brennt und das nicht von ungefähr. Es ist regelrecht heiß, Noten von Pfeffer und Chili überwältigen mich und sorgen für Schärfe auf der Zunge und ein echtes Kratzen im Hals. Es ist kaum zu fassen, ich bin auf einem orientalischen Basar und soeben in einen Stand voller Gewürzsäcke gestürzt! Die Schweißperlen stehen mir auf der Stirn.

Der Duft hat Biss, ist gleichzeitig unmaskulin süß und harzig.

Nach und nach versiegt der regelrechte "Geschmack" am Gaumen, doch die Anziehungskraft dieses besonderen Duftes bleibt. Ich finde, es ist so gar kein 08/15 Männerduft. Verführerisch und fast etwas grob, doch im Grunde bewusst grob, streng und trotzdem magnetisch... es erinnert mich an einen intelligent-erotischen Roman, an einen groß gewachsenen, schwarzäugigen Mann in dunklem Anzug in einer Bar, ein Glas feinen Whisky in der Hand. Wenn dich sein Blick trifft, vielleicht durch eine schwarz gerahmte Brille, ihm dabei eine Locke seines schwarzen Haares ins Gesicht fällt - das ist eine Spicebomb.
4 Antworten
KaliP vor 7 Jahren 29 2
Stay with the classics - don´t follow every trend.
Wer sich an diese Regel hält, hat länger etwas von seinem Kleiderschrank. Man muss natürlich nicht nur Klassiker kaufen, doch wer ein gutes Auge hat, erkennt unter all dem gehypten Zeug die wenigen Teile, die es immer wieder auf die Treppchen der Modewelt schaffen. So auch beim Parfum. Man wird regelrecht überschwemmt mit Neuem. Kein Wunder, dass man da beim Stöbern in den Parfümerien schnell die Nase voll hat. Ich halte mich jetzt an diese Regel.

Flower by Kenzo kenne ich schon eine gefühlte Ewigkeit. Kaum zu glauben, dass es erst 2000 auf den Markt kam. Es ist einer dieser Düfte, die man einmal schnuppert und für immer von allen anderen zu unterscheiden weiß. Es gibt keinen zweiten, der so ist. Er ist nicht flach und langweilig und flüchtig, er ist selbst beim Eau de Toilette haltbar und verliert bis zum Schluss nicht eine seiner herrlichen Nuancen. Dennoch hat es bis jetzt gedauert, dass ich ihn zu meinem Repertoire zählen kann. Was hat mich nur davon abgehalten?

Solange ich Flower kenne, liebe ich es nämlich.
Sprühe ich es, verwandelt sich die Welt um mich. Ich stehe inmitten eines Weizenfeldes, das über und über voll mit Mohnblumen ist. Der Duft verkörpert für mich den Inbegriff eines Blumenmeers. Warme Farben umschwirren einen wie Schmetterlinge - flammendes Rot, spritziges Gelb, saftiges Qrange und warmes, rosiges Pink. Ich habe das Gefühl, mich in einen dichten Rock aus bunten Blütenblättern zu hüllen, die alle samten und doch leicht auf der Haut liegen. Es ist ein warmer Sommertag mit einer sanften, lauen Brise. Barfuß im Gras, an einem stillen See, flimmernde Luft am Ufer, frische, kühle auf dem Wasser. Ein romantischer Sonnenuntergang, ein köstlich-aromatischer Roséwein... all das kommt mir bei diesem Duft in den Sinn.

Sie ist diese Rothaarige, die mit den Sommersprossen und den smaragdgrünen Augen, dem lauten, ansteckenden Lachen und dem frechen Lächeln. Sie lässt Marienkäfer auf ihren Fingern krabbeln, isst das Brathähnchen mit den Fingern, pustet Pusteblumen umher, trägt bunte Gummistiefel im Regen. Sie ist witzig und gescheit. Sie sieht mit ihrer Brille etwas ernsthaft aus, doch wenn sie schmunzelt, sieht man ihr an, dass sie den Schalk im Nacken hat. Sie singt beim Karaoke-Wettbewerb am lautesten. Sie freut sich über Kleinigkeiten. Sie ist aufregend und weiblich, sie tanzt, wie es ihr gefällt. Sie trägt gern Rot. Sie liebt italienische Küche und die Toskana.

Für mich ist Flower bei Kenz bereits ein Klassiker. Früher hielt ich mich zu jung für einen so spektakulären Duft, doch heute muss er einfach sein. Bei trüben, grauen Vor-Frühlingstagen bringt Flower den Glauben an schöne, sonnige, warme Tage zurück. Und das passende Gefühl auch gleich, denn mir wird regelrecht etwas wärmer ums Gemüt, wenn ich es rieche.
2 Antworten
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