Kaschima

Kaschima

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26 - 27 von 27
Kaschima vor 10 Jahren 6 1
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Noch schnell... - bevor er weg ist...
Vintage ist er schon, aber ich ja auch, also was soll's: Ran an den Mann!

Er ist als Erster von der gemeinsamen Mahlzeit in der leicht verräucherten Küche aufgestanden und wartet auf mich in einer Kehre des dunklen Flurs. Ich werde festgehalten, augenzwinkernd beugt er sich ein wenig hinunter. Ich bin ja nur Gast hier.
Zuerst oben am Vollbart schnuppern - Puh, da hängt noch was Suppenduft dran, andererseits macht das auch Hunger ;-) Warum habe ich auch nicht selbst beim Estragon gekrönten Salat und dem selbstgebackenen Anisbrot zugeschlagen? Überhaupt strahlt seine Haut ungeniert die Potpourri eines ganzen Gewürzregals aus, aber so unwiderstehlich ländlich-mediterran und obendrein leicht vom süßen Schweiß des Trägers durchmischt.

..., da könnte man schon einen Knopf mehr am Hemd aufmachen und dem süßen Duft weiter folgen... Es muss mit feiner Lavendelseife gewaschen worden sein. Zur Absicherung halte ich Ausschau nach den Blumen draußen, entdecke Felder und die Wäscheleine durchs Fenster, an deren Fuß sich erste Maiglöckchen zeigen. Der Wind weht kalt und heftig, aber hier wärmen mich geradezu tierische Arme und die Aussicht auch mal vom Nachtisch-Vanilletabak kosten zu dürfen.

Im Wintergarten setzen wir uns auf eine ausgebleichte Bank, geformt aus einem einzigen knorrigen Stamm. Getrocknete Sträuße hängen von der gekalkten Decke. Ein Windstoß durch die undichten Fensterscheiben scheint die starken Düfte des Sommers herüber zu tragen. Rosen und Lavendel in dicken Büschen, dunkelvioletter Heliotrop, schon leicht zerzaust und mit dem süßlichen Duft des Welkens umgeben oder ist es die Vanillepfeife?

Ein dunkelbrauner, ganz knittrig abgegriffener Tabakslederbeutel liegt noch auf seinem Knie, den der olivgrüne Cord seiner Hose wie Moss vom Wegrutschen abhält. An anderen Stellen ist der Cord abgewetzt, ja verklebt und lechzt nach einer Wäsche... Des kleinen Armagnacs als Digestif hätte es eigentlich gar nicht bedurft, so warm verschmelzen nun all die Düfte zu einer wohlig vertrauten Umarmung. Alles passt, als kennten wir uns schon ewig. Wir haben Zeit.

Eigentlich ist der Homme ein Hombre! Ungekämmte Haare, Lederhaut, lässig, selbstverständlich jede Distanz überwindend, warm, völlig rund, harmonisch in der Basis, ohne jede herbe Holzigkeit. Ein sehr bodenständiger, ungekünstelter Duft.
1 Antwort
Kaschima vor 10 Jahren 23 14
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Understatement pur
Wie neulich und doch schon so lange her, aber nie vergessen:

In der Tür am Flughafeneingang, ein junger Mann zieht eilig seinen Koffer vor mir durch die Tür, ein verdammt gut aussehender (Mann, nicht Koffer). Zarte grüne Bänder scheinen vor mir her zu schweben - hmmm...
Dann abrupt der Mief einer viel zu warmen, menschengefüllten Abfertigungshalle...
Schalter suchen, Gepäck hin wuchten, Schlange stehen... hinter jenem feinen Zwirn, den ich vorhin schon mal gesehen hatte!
Meine Stimmung erscheint plötzlich aufgehellt: frisch und äußerst gepflegt, etwas würzig und blumig duftet es herüber, dabei gleichzeitig so "gedimmt", als ob ich gerade aus den spitzen Straßengeräuschen in das Interieur einer Nobelboutique eingetreten sei.
Die Halle ist vergessen, ich schaue mir die Flanellschultern vor mir an, das muss Kaschmir sein! Dranschmiegen möchte ich mich, so weich sieht die Textur aus.
Wir rücken weiter, auch mein Blick... Jeans! Was macht der wohl beruflich? Warum reist er? Destination Paris lässt da viel Spielraum für meine Phantasien... Ich entscheide mich für Artdirector oder zumindest Creative Assistent, schließlich scheint er ja noch jünger zu sein.
Dafür spräche auch die Schlabberumhängetasche - allerdings aus feinstem beigem Wildleder... die möchte ich auch, denke ich, da dürfen wir wieder ein Stück vorrücken. Jemand haut mir seinen Koffer in die Ferse, ich mache einen Satz nach vorn und lande im Kaschmir... eine sehr männliche und doch leicht süßlich duftende Hand hilft mir das Gleichgewicht wieder zu bekommen. Mein Blick bleibt unten: Was für edle Schuhe, die müssen ein Vermögen gekostet haben!
Wie die kühle, aber warm duftende Hand, alles irgendwie widersprüchlich und dabei 100 Prozent stimmig.
Richte mich nach meinem Gezappel auf und folge der weichen, nicht jungen, nicht alten Stimme: "Ça va?"
"Oui, ça va bien"! und verschwinde in diesen grünen Augen...

Nachtrag: Nein, ich habe ihn weder geheiratet, noch je wiedergesehen. Aber mein späterer Liebster hat von mir eine Flasche dieses royalen Understatements bekommen und sie stand ihm seeeeehr gut!

Juhu! Mein erster Kommi - wusste nicht, welchem Duft ich ihn widmen sollte, da hat sich der Duft mich ausgesucht :)))
Nachtrag: Test an der VINTAGEVERSION!!!
14 Antworten
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