Keres

Keres

Rezensionen
Keres vor 2 Monaten 4 3
3
Flakon
0
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Edles Papier
Dieser Duft hat mich nach und nach in seinen Bann gezogen. Stellt Euch die druckfrischen Seiten eines Fotobandes oder Hochglanzmagazins vor — wenn man die Nase ohne nachzudenken aufs Papier drückt und diesen Duft einsaugt, statt zu lesen. Oder eine antike Holzkommode, in der gestärkte und gemangelte, naturweiße Leinentücher in akkuraten Stapeln lagern. Reine, natürliche Stoffe, die zuvor auf der Leine von Sonne und Wind getrocknet wurden. Denn trocken ist er, dieser Duft. Angenehm kühl, wie ein lichter Nadelwald im Sommer oder wie edle Furniere skandinavischer Möbel. Die Möhrensamen sind besonders im Auftakt prominent — das muss man mögen, um Sonic Flower zu lieben. Apropos Flower: Der Jasmin hält sich sehr im Hintergrund, sorgt aber für eine gewisse Cremigkeit. Diese ist herb, erwachsen und absolut unisex. Nicht süß. Mir gibt der Duft Kraft, Stärke und Stabilität. Gut zu tragen im Job.
3 Antworten
Keres vor 3 Jahren 3 3
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Lindenblüten...? auf synthetischem Seifenbett
Ein Blindkauf (hatte ich mir eigentlich verboten), aber nach einigen Lobeshymnen im Netz und der Aussicht auf ein bisschen Frühsommer-Feeling konnte ich nicht widerstehen. Lindenblüten bekomme ich hier in dieser schlicht-schönen Flasche und im Auftakt tatsächlich geliefert. Allerdings fehlt dem Duft diese heimelige und betörende Süße, die echte Lindenblüten verströmen, und der man im Park und bei einer Autofahrt mit geöffnetem Fenster "nachschnüfftelt". Süchtigmachend, wie Fliederduft im Frühjahr. Hier schwingt gleich etwas Stechendes mit. Kaum hat die Nase die Linde identifiziert, wird sie von einer synthetisch-grünen Efeu-Seife erschlagen und ich trauere diesem ersten, kurzen Eindruck nach, der doch fast - aber eben auch nur fast - der Lindenblüte so nahekam. Ich vermisse die Wärme, eine cremige Basis und wohlige Tiefe, so dass man ihn auch auf der Haut tragen möchte. Der Duftist distanziert, crisp, metallisch-klirrend und mit einem Anflug von Vintage. Eine Dufterfahrung wie in einem Labor, aber für mein Empfinden entsteht keine sinnliche Verbindung. An mir möchte ich ihn nicht haben. Eigenartig. Vielleicht doch eher ein Raumduft...?

Noch ein paar Anmerkungen zur Duft-Manufaktur und dem Paketinhalt. Anstelle von Proben kann man Duftkarten (kostenpflichtig...!) mitbestellen, um weitere Düfte des Hauses zu testen. Diese stecken in kleinen Kartenhüllen aus Papier und geben leider bereits auf dem Transport einen Teil ihres Potentials an ihr Umfeld ab. Und ja, sie mischen sich etwas untereinander... Insofern kann mein Eindruck hier durchaus verfälscht sein. Ich hatte mich entschieden für Kärtchen von No. 16 Jardin Vertical (rieche hier vor allem Veilchen und leider kaum Reis), No. 08 Été Éternel (puh, La Poeme-Anklang - too much), No. 17 Laundrette (unrund, stechend - aber vielleicht entwickelt der sich auf der Haut) und No. 68 New York (zwar nicht für mich, aber vielleicht was für den Mann, wenn auch mit etwas zu viel Schärfe).

Das war also mein Ausflug nach Berlin, von dem ich etwas ernüchtert zurückkehre zu meinen Fav-Düften, die mir mehr Komplexität zu haben scheinen. ABER: Wenn wir wieder reisen können, möchte ich der Manufaktur vor Ort gerne eine richtige Chance geben. Vielleicht kann ich aus den Bausteinen einen schönen, passenden Duft zusammenstellen. Das Konzept finde ich in jedem Fall toll. Und hier war halt einfach noch kein Treffer dabei.
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