02.06.2019 - 12:52 Uhr
Serenissima
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Serenissima
Geschichte Top Rezension
25
das Ende dieser Linde
"Untern Linden promenier' ich immer gern vorbei.
Ach, ist die Passage schwierig. Und die Schubserei ..."
Walter Kollo hat hier die Straße "Unter den Linden" so beschrieben, wie wir sie eigentlich noch gern hätten.
Blühende Linden, promenierende Menschen - Sommer in Berlin!
Behalten wir sie besser so in Erinnerung.
Denn was sind "die Linden" heute? Abgas geschwängerte Luft, Fahrzeug an Fahrzeug an beiden Seiten des Mittelstreifens, der dieser Passage den Namen gibt, einige Bänke, mit dem Rücken zur Fahrbahn stehend, Baustellen ...
Ein bisschen "Schubserei" gibt es eigentlich immer nur zum "Festival of Lights", wenn die große Lichtshow viele staunende Menschen anzieht.
Die Linde, dieser schöne, geduldige Straßenbaum, verschwindet immer mehr aus dem Stadtbild: ganze Straßenzüge, hauptsächlich die alten Wohnstraßen, verlieren dadurch ihren Frühsommer-Zauber, ihren schattigen Reiz.
Die Lindenblüte schmutzt: Autofahrer, die in ihrem Schatten parken und die Stadtreinigung wettern gegen dieses schöne Grün; Jahr um Jahr lesen wir diese Klagen in den Zeitungen.
Wie hat dieser Baum Berlin einst geprägt: nicht nur die Ost-West-Tangente trägt seinen Namen; auch so viele Gast-/Biergärten heißen heute noch "Zur Linde".
Wo wird die legendäre "Weiße mit Schuss" immer noch so genussvoll getrunken, wie "unten der Linde"?
Dieser Duft "N° 10 Linde Berlin Unter den Linden" wird von Frau Tonis Parfum verkauft.
Entstanden ist er bei Harry Lehmann, heute "Parfum Individual". Das Geschäft in der Charlottenburger Kantstraße ist nicht nur vielen Berliner, sondern auch sehr vielen Parfumos gut bekannt.
Sehr lange wird uns diese "Linde" aber nicht mehr erfreuen können.
Durch die neue EU-Verordnung wird auch sie vom Markt genommen werden müssen.
Es soll, wie mir neulich im Geschäft berichtet wurde, auch nichts Ähnliches nachkommen.
Hüten wir also unseren Schatz; er ist es wert!
Hier ist die Lindenblüte noch authentisch; sie duftet so betäubend, wie sie sich in der Abendämmerung entwickelt.
Diese fragilen fedrigen Blütchen geben ihr außergewöhnliches Aroma großzügig an den sämig-goldenen Honig ab. Ein "Lindenblüten-Honig" in purer Duftform.
Das erinnert mich an die Enfleurage; nur dass hier eben Honig, statt Fett als Duftträger genutzt wird.
So ist diese Duftentwicklung eine wahrhaft sinnliche Freude; das Ergebnis kommt einem Duftrausch nahe!
Im Blattgrün spielt gefühlt das Sonnenlicht; es zeichnet lebendige Schatten, tanzt auf Straßen und Plätzen.
Der Ur-Berliner Sommer kommt hier aus dem Flacon und erfreut zu jeder beliebigen Jahreszeit.
Und sie ist haltbar, diese Impression eines Sommerabends; vielleicht durch ihre Ehe mit dem Honig.
Jedenfalls begleitet sie mich erstaunlich lange, bleibt dabei freundlich und verabschiedet sich irgendwann leise.
Sie wird mir fehlen, diese "Linde", die ich in dieser Form gerade erst kennenlernen durfte.
Als Trost habe ich auf dem Platz vor unserem Haus eine inzwischen gut fünfzehn Jahre alte Linde; die Heimat einer Spatzenkolonie, die von Jahr zu Jahr wächst.
Auch sie blüht jetzt über und über und lässt vergessen, dass wir mitten in der Stadt sind.
Frau Tonis "N° 10 Linde Berlin Unter den Linden" hat sie eines voraus: abends flirtet sie mit großen reichen Holunderblüten und den weißen Rispen/Trauben der beiden Robinien, der sog. "falschen Akazien" - auch diese war einmal ein Alt-Berliner Straßenbaum.
Das dadurch hier zurzeit regelmäßig abends entstehende Duftkonzert ist allerdings so konzentriert und berauschend: es würde wohl jeden Flacon sprengen!
Schade nur, dass mir in diesem Winter mein Heimchen verlorenging. Es wohnte im großen Rosmarin und begleitete manchen Sommerabend mit seinem Zirpen.
Feiern wir also den Sommer, die Natur und natürlich auch Frau Tonis/Harry Lehmanns "Linde"!
Freuen wir uns an dem, was unseren Sinnen so reich geschenkt wird!
Ach, ist die Passage schwierig. Und die Schubserei ..."
Walter Kollo hat hier die Straße "Unter den Linden" so beschrieben, wie wir sie eigentlich noch gern hätten.
Blühende Linden, promenierende Menschen - Sommer in Berlin!
Behalten wir sie besser so in Erinnerung.
Denn was sind "die Linden" heute? Abgas geschwängerte Luft, Fahrzeug an Fahrzeug an beiden Seiten des Mittelstreifens, der dieser Passage den Namen gibt, einige Bänke, mit dem Rücken zur Fahrbahn stehend, Baustellen ...
Ein bisschen "Schubserei" gibt es eigentlich immer nur zum "Festival of Lights", wenn die große Lichtshow viele staunende Menschen anzieht.
Die Linde, dieser schöne, geduldige Straßenbaum, verschwindet immer mehr aus dem Stadtbild: ganze Straßenzüge, hauptsächlich die alten Wohnstraßen, verlieren dadurch ihren Frühsommer-Zauber, ihren schattigen Reiz.
Die Lindenblüte schmutzt: Autofahrer, die in ihrem Schatten parken und die Stadtreinigung wettern gegen dieses schöne Grün; Jahr um Jahr lesen wir diese Klagen in den Zeitungen.
Wie hat dieser Baum Berlin einst geprägt: nicht nur die Ost-West-Tangente trägt seinen Namen; auch so viele Gast-/Biergärten heißen heute noch "Zur Linde".
Wo wird die legendäre "Weiße mit Schuss" immer noch so genussvoll getrunken, wie "unten der Linde"?
Dieser Duft "N° 10 Linde Berlin Unter den Linden" wird von Frau Tonis Parfum verkauft.
Entstanden ist er bei Harry Lehmann, heute "Parfum Individual". Das Geschäft in der Charlottenburger Kantstraße ist nicht nur vielen Berliner, sondern auch sehr vielen Parfumos gut bekannt.
Sehr lange wird uns diese "Linde" aber nicht mehr erfreuen können.
Durch die neue EU-Verordnung wird auch sie vom Markt genommen werden müssen.
Es soll, wie mir neulich im Geschäft berichtet wurde, auch nichts Ähnliches nachkommen.
Hüten wir also unseren Schatz; er ist es wert!
Hier ist die Lindenblüte noch authentisch; sie duftet so betäubend, wie sie sich in der Abendämmerung entwickelt.
Diese fragilen fedrigen Blütchen geben ihr außergewöhnliches Aroma großzügig an den sämig-goldenen Honig ab. Ein "Lindenblüten-Honig" in purer Duftform.
Das erinnert mich an die Enfleurage; nur dass hier eben Honig, statt Fett als Duftträger genutzt wird.
So ist diese Duftentwicklung eine wahrhaft sinnliche Freude; das Ergebnis kommt einem Duftrausch nahe!
Im Blattgrün spielt gefühlt das Sonnenlicht; es zeichnet lebendige Schatten, tanzt auf Straßen und Plätzen.
Der Ur-Berliner Sommer kommt hier aus dem Flacon und erfreut zu jeder beliebigen Jahreszeit.
Und sie ist haltbar, diese Impression eines Sommerabends; vielleicht durch ihre Ehe mit dem Honig.
Jedenfalls begleitet sie mich erstaunlich lange, bleibt dabei freundlich und verabschiedet sich irgendwann leise.
Sie wird mir fehlen, diese "Linde", die ich in dieser Form gerade erst kennenlernen durfte.
Als Trost habe ich auf dem Platz vor unserem Haus eine inzwischen gut fünfzehn Jahre alte Linde; die Heimat einer Spatzenkolonie, die von Jahr zu Jahr wächst.
Auch sie blüht jetzt über und über und lässt vergessen, dass wir mitten in der Stadt sind.
Frau Tonis "N° 10 Linde Berlin Unter den Linden" hat sie eines voraus: abends flirtet sie mit großen reichen Holunderblüten und den weißen Rispen/Trauben der beiden Robinien, der sog. "falschen Akazien" - auch diese war einmal ein Alt-Berliner Straßenbaum.
Das dadurch hier zurzeit regelmäßig abends entstehende Duftkonzert ist allerdings so konzentriert und berauschend: es würde wohl jeden Flacon sprengen!
Schade nur, dass mir in diesem Winter mein Heimchen verlorenging. Es wohnte im großen Rosmarin und begleitete manchen Sommerabend mit seinem Zirpen.
Feiern wir also den Sommer, die Natur und natürlich auch Frau Tonis/Harry Lehmanns "Linde"!
Freuen wir uns an dem, was unseren Sinnen so reich geschenkt wird!
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