Kikolja
Kikoljas Blog
vor 4 Monaten - 20.01.2024
5 31

Meine Reise zum perfekten Parfum

Am Frankfurter Flughafen war ich noch nicht darauf gefasst, dass ich über meinen Signaturduft stolpern würde.

Februar. Abflug nach Thailand. Mein Freund und ich hatten die Gepäckabgabe überstanden und widerspenstig ließ er sich von mir zum nächsten Halt ziehen, zum Duty-Free-Shop. Ich hatte einen Plan. Ich benötigte eine Feuchtigkeitscreme für die Zeit nach dem ausgiebigen Sonnenbaden, das ich in den kommenden Monaten vorhatte. Dort angekommen, tastete ich mich natürlich durch die Parfums durch, so könnte man sagen, Zentimeter für Zentimeter sich der Creme genähert.

Kilian war früher so eine Marke, die für mich immer eine Konnotation mit "Big Girl Bucks" hatte, also kostspielig und wahrscheinlich eher an die Brieftasche jener Besitzer gerichtet, der gewillt ist, ein hübsches Sümmchen dazulassen.

Aber während ich noch nicht von den Verkäuferinnen entblößt worden war, konnte ich ja alle in einem Schwupps durchtesten, um mir dann einen vorzumerken, welchen ich kaufen wollen würde, wenn ich diese "Big Girl Bucks" verdienen würde. Moonlight in heaven - nein. Good Girl Gone Bad ist schön, aber nicht markant. Straight to Heaven White Cristal - zu erstickend. Zwischen drei Roten. Oh! Der gefiel mir ganz gut! Sogar sehr, sehr gut.

Ich merkte es sofort: er ist für die jenigen gedacht die eine spitze Zunge besitzen und ein ganz schönes Früchtchen sind, wie jemand den man im englischen als „a handful“ bezeichnet. Anschmiegsam, aber mit Peitsche hinter dem Rücken.

Mein Freund, unerwarteterweise, schlug von sich aus vor: „Komm, hol dir, was du willst, die Creme und das Parfum, und dann jetzt … dalli!“ Hey, zweimal musste man mich nicht fragen. Gebongt - gekauft. Und wie ich mich in diesen Duft verliebt habe, das hatte ich noch nicht geahnt.

Als wir in unserem Hotel angekommen waren, benutzte ich die kleine, dezente Schachtel, in der das Fläschchen kam, als Truhe für unsere Baht-Scheine. Ich ging naiv davon aus, dass eine derart unscheinbare Box nicht die Aufmerksamkeit Neugieriger auf sich lenken würde.

Das war das einzige Parfum, das ich über zwei Monate neben „Perfect“ an mir hatte. Meine Kollektion wartete zu Hause in Deutschland auf mich. „Rolling in Love” hat eine umhüllende Wirkung mit köstlichen Blumennoten, von denen bestimmt nicht alle aufgelistet wurden, und obwohl es als ein Kaltwetterparfüm eingeteilt wurde, muss ich sagen, in der Entfaltung durch die dichte thailändische Luft (oder deren Abwesenheit) - hat es einfach funktioniert.

Und ich habe nie wieder zurückgeschaut. Woran erkennt man das man bei seinem Signaturduft angelangt ist? Sicher, ich kaufe manchmal noch andere Parfums und finde auch solche, die eleganter, durchdachter und raffinierter sind, kreiert von den Meistern der Parfümkunst. Aber wenn man seinen Signaturduft gefunden hat, weiß man es einfach. Er wird zum Partner, der alles für einen bedeutet. Klar, gibt es immer eine „heißere“ aber dieses versteht und umhüllt dich, hebt deinen einzigartigen Charme hervor, den nur wenige Menschen, die ihn ebenso schätzen, nachahmen können. Er berührt die verborgensten Winkel deines komplexen Charakters und bringt sie gleichsam klingend an die Oberfläche. So trittst du in eine engere Verbindung mit dir selbst, begrüßt dich quasi mit einem Händedruck mit deinem eigenem Ich.

Stellt euch vor, ihr würdet in die Luft gesprengt werden und das Einzige, was von euch übrig bliebe, wäre ein Finger, ganz à la Wurmschwanz. Könnten eure Angehörigen euch anhand eines Duftes identifizieren?

Aber hey, vielleicht würde ich „Boom!“ - in ein anonymes Grab verscharrt, als die Frau, die selbst im Jenseits noch stilvoll duftet. Was für ein Abgang, nicht wahr? Sogar in einer solchen Situation bleibt man seinem Stil treu!

Und so schließt sich der Kreis einer unerwarteten Duftreise. “Rolling in Love” ist mehr als nur ein Parfüm - es ist ein olfaktorisches Tagebuch meiner Erlebnisse. Wie ein treuer Begleiter hat es jeden Moment in Thailand mit mir geteilt, hat meine Meersalztropfen, Lachen und Sonnenuntergänge eingefangen. Mir kommt der Swimmingpool in den Sinn, der seltsamerweise neben einer Baustelle und Mülldeponie vom Hotel angelegt wurde, wohl wissend, dass Touris ihn bei diesen Temperaturen dennoch nutzen würden. -Mein Freund meinte, er sei nur für Farangs (ausländische Touristen) gedacht, da Thais generell nicht so gern schwimmen, und neben einer Müllhalde schon mal gar nicht.- Ich erinnere mich an die frischen Mahlzeiten mit Tüten über Tüten voller Grünzeugs als Beilage, die wir dreimal täglich genossen haben. Ebenso erinnere ich mich an den Tag, an dem mir bewusst wurde, wie viel das Leben zu bieten hat, und ich meinen kräftezehrenden Job hinschmiss, mich von den Ketten befreite und wie ein Phoenix aus der Asche stieg. Dieser Duft hat nicht einfach nur eine „Oh, der hier ist ganz schön“-Wahrnehmung; er ist ein Teil meiner Geschichte, eingefangen in einem Flakon.

5 Antworten