19.01.2020 - 12:04 Uhr

Parfümlein
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Parfümlein
Top Rezension
41
Falling in love with "Rolling in love"?
Kilian-Düfte sind eine Klasse für sich - allein die Performance, dieser feine Kasten mit Schlüsselchen, ist etwas ganz Besonderes. Das hat natürlich auch seinen Preis, und deshalb hatte ich mich an Düfte dieser Marke bislang nicht herangetraut - zu hoch die Kosten für einen Flakon. Trotzdem wollte ich sie natürlich wenigstens ein bisschen kennenlernen. "Black Phantom" war mein Favorit, denn ich stellte mir den Kaffeeduft ganz besonders kostbar vor - wurde jedoch dann in der Parfümerie sehr enttäuscht: Ich empfand nur eine starke Süße ohne besondere Aussagekraft. Also konzentrierte ich mich auf "Rolling in love" und freute mich sehr, eine kleine Abfüllung zu ergattern. Lange dachte ich über diesen Duft nach - so besonders der rote Flakon, so außergewöhnlich in der schwarzen Reihe. Liebe - darum soll es wohl gehen, so viel war klar. Aber der Name? Was bedeutet "Rolling in love" überhaupt? Nicht in die Liebe fallen, sondern rollen? Geht es um Rock 'n Roll, ein schwunghaftes Sich-Verlieben? Oder fährt man mit Karacho, ohne Bein- und Kopfschutz, auf Roller Skates ungebremst in eine eher fragwürdige Liebe? Irgendwie überzeugte mich der Name nicht so ganz; eine direkte Assoziation ergab sich für mich nicht... PS: Nun weiß ich, dass es "Wälzen in Liebe" heißt - danke, liebe Seerose! Das ist wieder eine ganz andere Assoziation! Das Gleiten passt trotzdem irgendwie besser, wenn es auch gar nicht gemeint ist... Denn so kommt es mir vor: Evoziert werden soll das Bild eines sanften, beinahe spurlosen Hineingleitens in die Liebe, kaum wahrnehmbar und in warmer Harmonie endend... So ungefähr präsentiert sich nämlich der Duft:
Die Eröffnung übernimmt Mandelmilch, in einer sehr sanften, unsüßen, deutlich cremigen Form. Zu Beginn sind kaum weitere Nuancen auszumachen als dieser intensiv cremige, an Mandeln erinnernde Duft. Dabei fehlen jegliche Anklänge an Gourmand-Noten: Mandel meint hier nicht Marzipan. Eher geht die Mandelmilch in Richtung eines feinen, unsüßen Körperöles, wie es etwa von L'Erbolario bekannt ist. So muss im Mittelalter die Wirkung der Mandeln im berühmten "Blanc-manger" gewesen sein, einem weißen Brei aus gepressten Mandeln und Hühnerbrust, den man pürierte und Kranken zur Genesung reichte - man konnte ihn mit dem kostbaren Zucker abschmecken, falls es sich bei dem Kranken um einen reichen Pfeffersack handelte, doch für Normalsterbliche gab es diesen Brei pur und nicht süß. So also in etwa duftet der Auftakt von "Rolling in love", und es dauert Stunden, bis sich hierzu etwas anderes gesellt, eine Note, die das Gefühl frisch eingecremter Haut durch zarte Pudertöne erweitert. So inszeniert "Rolling in love" einen Samstagnachmittag: Man hat sich gebadet, eingecremt und erst einmal ein wenig geruht, weil das Badewasser zu heiß war; man hat ein spannendes Buch gelesen und sich dann zum Rendezvous fertiggemacht: mit feinem Puder den frischen, strahlenden Eindruck perfektioniert und ein elegantes Outfit angelegt, vorzugsweise natürlich in Rot. Während man noch so da sitzt, kommen einem süße Erinnerungen an das letzte Treffen mit dem Objekt dieser zarten Gefühle in den Sinn, was im Parfum durch einen Hauch von Tuberose, einen winzigen Hauch Sinnlichkeit nur, repräsentiert wird. Doch bis dahin hat man viel Zeit gehabt. Es dauert tatsächlich sehr lange, bis die vollkommen ruhige, zurückhaltende Tuberose auftaucht, und man ahnt, dass man an der Nase herumgeführt wird, so lammfromm, wie sie sich gibt - verkleidet, gedämpft, so zart, wie es nur Gänseblümchen ansteht. Nach einer weiteren Weile schließlich dringt Süße zu einem durch. Nach Stunden, bei mir erst am nächsten Morgen, zeigen sich Vanille und Tonkabohne, die wohl in der Nacht die Sinne berauscht haben und am Morgen nur noch als süße Erinnerung aufblitzen. So ist die Duftentwicklung tatsächlich mit einem sehr langsamen, sanft rollenden Gleiten vergleichbar, etwa dem eleganten Schlittschuhparcours auf einem spiegelglatten See oder dem langsamen, behutsamen Rollen der Wellen über einen schmalen Streifen Sand. Ein sich behutsam entwickelnder Duft, der - am Nachmittag aufgetragen - erst spät abends einen Blütenhauch zeigt und am Morgen eine vanillene Süße. Man braucht Geduld für "Rolling in love" - so viel, wie man braucht, um entgegen aller stürmischen Regungen eine sanfte, lang anhaltende, nach und nach aufblühende Liebe zu genießen.
Die Eröffnung übernimmt Mandelmilch, in einer sehr sanften, unsüßen, deutlich cremigen Form. Zu Beginn sind kaum weitere Nuancen auszumachen als dieser intensiv cremige, an Mandeln erinnernde Duft. Dabei fehlen jegliche Anklänge an Gourmand-Noten: Mandel meint hier nicht Marzipan. Eher geht die Mandelmilch in Richtung eines feinen, unsüßen Körperöles, wie es etwa von L'Erbolario bekannt ist. So muss im Mittelalter die Wirkung der Mandeln im berühmten "Blanc-manger" gewesen sein, einem weißen Brei aus gepressten Mandeln und Hühnerbrust, den man pürierte und Kranken zur Genesung reichte - man konnte ihn mit dem kostbaren Zucker abschmecken, falls es sich bei dem Kranken um einen reichen Pfeffersack handelte, doch für Normalsterbliche gab es diesen Brei pur und nicht süß. So also in etwa duftet der Auftakt von "Rolling in love", und es dauert Stunden, bis sich hierzu etwas anderes gesellt, eine Note, die das Gefühl frisch eingecremter Haut durch zarte Pudertöne erweitert. So inszeniert "Rolling in love" einen Samstagnachmittag: Man hat sich gebadet, eingecremt und erst einmal ein wenig geruht, weil das Badewasser zu heiß war; man hat ein spannendes Buch gelesen und sich dann zum Rendezvous fertiggemacht: mit feinem Puder den frischen, strahlenden Eindruck perfektioniert und ein elegantes Outfit angelegt, vorzugsweise natürlich in Rot. Während man noch so da sitzt, kommen einem süße Erinnerungen an das letzte Treffen mit dem Objekt dieser zarten Gefühle in den Sinn, was im Parfum durch einen Hauch von Tuberose, einen winzigen Hauch Sinnlichkeit nur, repräsentiert wird. Doch bis dahin hat man viel Zeit gehabt. Es dauert tatsächlich sehr lange, bis die vollkommen ruhige, zurückhaltende Tuberose auftaucht, und man ahnt, dass man an der Nase herumgeführt wird, so lammfromm, wie sie sich gibt - verkleidet, gedämpft, so zart, wie es nur Gänseblümchen ansteht. Nach einer weiteren Weile schließlich dringt Süße zu einem durch. Nach Stunden, bei mir erst am nächsten Morgen, zeigen sich Vanille und Tonkabohne, die wohl in der Nacht die Sinne berauscht haben und am Morgen nur noch als süße Erinnerung aufblitzen. So ist die Duftentwicklung tatsächlich mit einem sehr langsamen, sanft rollenden Gleiten vergleichbar, etwa dem eleganten Schlittschuhparcours auf einem spiegelglatten See oder dem langsamen, behutsamen Rollen der Wellen über einen schmalen Streifen Sand. Ein sich behutsam entwickelnder Duft, der - am Nachmittag aufgetragen - erst spät abends einen Blütenhauch zeigt und am Morgen eine vanillene Süße. Man braucht Geduld für "Rolling in love" - so viel, wie man braucht, um entgegen aller stürmischen Regungen eine sanfte, lang anhaltende, nach und nach aufblühende Liebe zu genießen.
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