LUI

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LUI vor 6 Jahren 14 4
6
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Kuschelwasser
Zwei Düfte haben mich, geboren in den End-1950 Jahren, während meiner Kindheit sehr geprägt.
Diese waren Chanel No.5 und Old Spice! Doch dazu muss ich ein wenig ausholen um Zusammenhänge zu erklären, warum es zu diesen ersten Düfteausprägungen kam.

Ursprünglich stammte meine komplette Familie aus Ostpreußen (heute Polen). In den letzten Kriegsmonaten des Jahres 1945, mussten meine Großeltern mit ihren vier verbliebenen Kindern (darunter meine Mutter), vor der anrückenden russischen Roten Armee, fliehen und landeten in Flensburg. Zwei ihrer älteren Töchter – meine späteren Tanten - waren bereits seit 1944 im Ruhrgebiet, als Luftwaffenhelferinnen dienstverpflichtet. Nach dem Kriegsende verschlug es eines dieser Helfermädchen nach Heidelberg, welches damalig zur US-Besatzungszone gehörte. Irgendwie schaffte sie es diese, dort bei der US-Army, eine Arbeitsstelle zu bekommen (sie sprach damals schon ein sehr gutes Englisch!), wo sie dann auch ihren späteren Mann – einen US-Mediziner im Offiziersrang – kennenlernte. Alle Familienmitglieder hatten sich später, durch Hilfe des damaligen Rote-Kreuz-Suchdienstes, glücklich und unversehrt, wiedergefunden.
 
Meine Heidelberger Tante, die mit dem US-Militärarzt bereits seit sechs Jahren verlobt war, heiratete alsbald. Im Spätjahr 1951 gingen beide dann, bedingt durch die Versetzung des Mannes, in die USA. Wie fast alle Amerikaner, war auch der Mann meiner Tante – quasi später mein neuer „US-Onkel“ - auch ein eifriger Nutzer von „Old Spice“. Meine Tante selbst, wurde ein Fan von Chanel No. 5, weil in den USA die Einkaufsmöglichkeiten dort doch ganz, ganz anders waren, als die im zerbombten Nachkriegsdeutschland. Und so war natürlich die Freude meiner Familie riesig, als alljährlich zu Weihnachten, immer ein großes Paket aus Amerika kam, natürlich voll mit Old Spice- und Chanel-Artikeln und den vielen US-Süßigkeiten für uns Kinder.
 
Und so war es dann auch zum ersten „Duftkontakt“, als kleiner Bub!
Wie es so in der US-Army üblich war, wurde der Mann meiner Tante – die auch Patin von mir später wurde – nach einigen Jahren an einen anderen Militärstandort versetzt, sodass meine Tante, die USA mit Land und Leuten kennen lernen konnte. Zu Beginn der 1960er Jahre, ergab sich nun die Möglichkeit für meiner Tantes Mann, erneut zwei Jahre nach Heidelberg versetzt zu werden, worüber diese sehr erfreut war, weil ihr nun endlich mehr persönlicher Kontakt zur Familie in Deutschland möglich war.

Ich war ein ganz kleiner Junge, als ich die Zwei zum ersten Male traf. Meine Paten-Tante nahm mich fest in den Arm und herzte mich – und da vernahm ich den Duft von Chanel No. 5, genau wie bei meiner Mutter. Und auch der erste Knuddelkontakt mit meinem neuen „US-Onkel“, war mir sofort vertraut, weil er roch – genau wie mein Vater und mein Opa – nach Old Spice! Im Badezimmerschrank war das Chanel untergebracht und auf der Ablage, unter dem Spiegel,  quasi die komplette Produktpalette von Old Spice. Wenn die Flakons leer waren, eigneten sich diese bestens zum Spielen. Oft hatte ich daran geschnuppert. Genauso, wie ich nach dem Baden als kleiner Bub, öfters mit dem Old-Spice-Puder, leicht eingepudert wurde. Ich liebte einfach diesen Duft! Als ich dann in die Pubertät kam, die ersten Bartstoppel sprießten, bekam ich auch meinen ersten Rasierapparat, und sogleich Old Spice Preshave, das Aftershave, die rote Dose mit dem Puder und natürlich, das Eau de Cologne.

Was war an dem Old Spice damals so besonders für mich?

Nun, in der Kopfnote war es fruchtig-frisch, durchsetzt mit Orange / Mandarine – eben würzig aber nicht etwa scharf. Wie soll ich es umschreiben? Irgendwie – ich sage es mal so - wie orientalischer, warmer Sommerhauch!

Die Herznote wiederum strahlt einfach Wärme aus, auch hier die Mandarine und mit Gewürzen wie man sie kennt von einem heißen Punsch, aber auch die leichte Süße von gebrannten Mandeln, von Karamell plus Moschus – und damit dem echten Bedürfnis, sich anzukuscheln.

Und zum Schluß die Basisnote: auch hier eine Art Strahlkraft von Wärme, sowie eine Süße von amerikanischen Bonbons, oder besser gesagt, Toffees. Dies in Verbindung mit dezentem Weihrauch, aber auch Myrrhe, Spekulatius, Tannennadeln, gebrannten Mandeln und einem Hauch Ylang Ylang.
4 Antworten
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