LupusMinor

Davidoff Classic war damals- so um 1984 mein erstes Duftwasser. Ich hatte mit etwa 14 Jahren einen Flacon mit rd. 10% Restinhalt von meinem Bruder geschenkt bekommen, den ich wie meinen Augapfel hütete. Von meiner ersten Ausbildungsvergütung kaufte ich mir dann jedoch das in diesem Jahre just erschienene und jugendlichere Zino Davidoff- für 74 Mark!

Ein Versuch, mir diese Jahre meiner Jugend olfaktorisch wieder zurück zu holen, scheiterte, als ich mir kürzlich die Neuformulierung von Zino Davidoff kaufte- meines Erachtens kommt dieses Machwerk in keinster Weise an das Original heran- riecht wie eine billige Kopie seiner selbst.

Umso neugieriger wurde ich, als ich hier las, dass mit Vermeil PH ein nahezu perfektes Ebenbild von Davidoff Classic existieren soll. Meine Neugierde überwog, und ich bestellte es zum Spottpreis von 36 Euro.

Gleich nach dem Auspacken setzte es dann einen Sprühstoß auf den Handrücken, und sogleich identifizierte ich zweifelsfrei den unvergleichlichen Duft von Davidoff Classic, den ich seit etwa 30 Jahren nicht mehr gerochen habe, der aber offenbar immer noch tief unten in einer Schublade meines Gehirns eingelagert war. Auch Haltbarkeit und Sillage halte ich für durchaus vergleichbar mit dem Original. In der Basisnote meine ich, dass das Original noch eine Nuance holziger war- aber nicht unbedingt besser.

Der einzige Kritikpunkt richtet sich gegen den Flakon, den ich absolut kitschig und billigst finde- das so etwas- selbst in den geschmacksverirrten 80ern jemals dem Zeitgeist entsprochen haben soll, wage ich zu bezweifeln.

Ansonsten bin ich glücklich, diesen Teil meiner Jugend wieder gefunden zu haben.

Neulich bei Douglas sprühte ich mir neugierig einen Spritzer dieser neuen Guerlain-Kreation auf den Handrücken. Ich zog mir eine volle Prise des Duftes in meine Nase, und wandte mich unverzüglich angewidert ab!
Der Duft erinnerte mich spontan an den Nachbarskater, der im Werben um meine Katze im Eifer des Gefechtes schon mal die Eingangstür mit seinen Pheromonen markiert. Ein unglaublich penetranter, beißender und beitziger Geruch, der gottlob nach ca. 15 Minuten verflogen war.
Was dann unter diesem Duft hervortrat, war allerdings auch nicht geeignet, die Kastanien noch aus dem Feuer zu holen! Es erinnerte mich an dieses Konglomerat aus Nivea-Creme, Körperpuder und verschiedenen Duftwässerchen, die sich im Sonntagskleid meiner Großmutter angesammelt hatten, welches, um es zu schonen, niemals gewaschen sondern lediglich ausgelüftet wurde! Mich überkam das Grauen, und ich wähnte mich wieder in einem dieser unsäglichen Momente, in dem Omi mich mit dieser olfaktorischen Ausgeburt bekleidet umarmen wollte- ahhhhhhhhh!
Entschuldigung, wenn ich es in dieser Deutlichkeit sage- aber waddafuck hat sich der Urheber dieser tragischen Entgleisung nur gedacht?
Spätestens jetzt würde Dr. House bei dem "Parfümeur" Thierry Wasser eine geheimnisvolle Krankheit diagnostizieren, die zu einer völligen Dekalibrierung des Geruchssinns führt. Guerlain befindet sich an einem Scheideweg. Ein Hersteller, der in der Vergangenheit Großes hervorgebracht hat, gleitet in die Mittelmäßigkeit- und im Falle von Ideal Cologne sogar ins Bodenlose ab. Es scheint so, als wolle man dort den selben Weg gehen, den beispielsweise Davidoff oder Lagerfeld gegangen sind, die ab einem gewissen Zeitpunkt nie mehr den Zauber ihrer 80er- und 90er-Jahre Kreationen wiederbeleben konnten!

Vor drei! Tagen sprühte ich mir zwei Stöße DHP bei Müller auf meinen Handrücken- und was soll ich sagen- trotz mannigfachen Händewaschens, Duschens und Geschirrspülens nehme ich aus einer Entfernung von 10cm zum Handrücken immer noch einen leichten Iris/Schokogeruch wahr. Eigentlich genau das, was ich immer suchte- leider finde ich aber gar keinen Zugang zu dem Duft. Meines Erachtens verbirgt er sich unter einem zu extrem hohem Berg von Puder- und es dauert bei mir viel zu lange, bis er für mich dufttechnisch interessant wird. Auch wenn das Puder dann endlich verflogen ist, entspricht dieser Duft für meinen Geschmack allenfalls der Mittelklasse! Ich werde ihm aber (wegen der absurd langen Haltbarkeit) dennoch eine weitere Chance geben, und ihn später nochmals testen- vielleicht wird es ja eine Liebe auf den zweiten Blick!

Auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für meine Frau besuchte ich gestern die Parfümerie meines Vertrauens- und siehe da- die Verkäuferin war just dabei das lange erwartete Werbedisplay für Joop! Homme Extreme aufzustellen. Von Neugier gepackt dosierte ich einen Spritzer auf meinem Handgelenk, und war erst einmal enttäuscht- denn es stieg mir ein zwar nicht gerade unangenehmer aber doch unspektakulärer olfaktorischer Einheitsbrei in die Nase.

Während ich also mit der Verkäuferin ein Gespräch über das künftige Parfum meine Frau führte, und mir einige Flakons zeigen ließ, roch ich immer mal wieder an meinem eingesprühten Handgelenk- und ganz langsam begann ich- wie hinter einem dichten Schleier, Nuancen von Joop-Hommme-Classic wahrzunehmen- mehr zu erahnen!

Ich tätigte meinen Kauf- und im Verlaufe der Zeit roch ich immer wieder am Handgelenk- und nach und nach gewann der vertraute Joop!-Duft immer mehr Überhand- nach ca. 2h hatte er sich dann voll entfaltet, und es waren nur noch Nuancen des anfänglichen Einheitsbreis wahrzunehmen.

Insgesamt riecht es meines Erachtens aber nicht mehr ganz so schwer, wie der Urvater. Das Original hatte bei mir stets einen leicht medizinischen Geruch- ein Hauch von Kaliumpermanganat-Gurgellösung, der sacht im Hintergrund herumschwirrte. Diese Note ist nun ganz verschwunden- und auch ansonsten wurde der Duft sinnvoll der Zeit angepasst, ohne seine Identität zu verlieren.

Joop!-Homme in der Clasic-Version ist brutal, und verbirgt zu keiner Zeit das, was es ist. Ich denke, dass viele potenzielle Käufer von der bereits anfänglichen Wucht des Duftes verschreckt wurden, und man selbigen nun in Form von J!H-Extreme etwas maskiert hat, und ihn erst nach und nach offenbart. Vielleicht finden auf diese Art mehr Käufer einen Zugang zu dem Duft.

Die Haltbarkeit war bei mir sehr ordentlich- nach 8h noch deutlich wahrzunehmen. Ich bin positiv überrascht- für mich hat sich das Warten eindeutig gelohnt!

Update: Nachdem ich hier einige Widersprüche gelesen habe, die besagen, Joop! Homme Extreme ähnle in keiner Weise den klassischem Joop! habe ich heute einen weiteren Test gemacht,und mir jeweils auf ein Handgelenk einen der Düfte aufgesprüht. Ich bleibe bei meiner Aussage- nach rd. 1,5 Stunde waren die Düfte bei mir beinahe identisch. Im Forum hat ein User offenbar eine ähnliche Erfahrung gemacht.. an One Million erinnert es mich maximal in den ersten zehn Minuten... Ich denke auch, dass noch wesentlich mehr Bestandteile in Joop! Extreme enthalten sind, als Patchouli und Kakao- wie hier in der Duftbeschreibung angegeben.

.....Drakkar Noir, 200ml für 49,90 €uronen gesehen, aus den untersten Synapsen des Gehirnes wieder in Erinnerung gerufen, und als guten Alltagsduft fürs Büro befunden, da mein Aramis gerade zur Neige ging. Beim Aufsprühen dann der aus den 90er Jahren gewohnte und geliebte Duft- eine Stunde später dann aber die Ernüchterung....auch bei intensiven Nachriechen der eingesprühten Hautflächen nur noch eine ganz leichte pudrige Note wahrzunehmen. Das Phänomen wurde von meiner Frau bestätigt.

Drakkar war zwar niemals ein super langanhaltender Duft- aber so krass hatte ich es nicht in Erinnerung. In der Vermutung, einem Plagiat oder einem überalterten Flakon aufgesessen zu sein, ging ich dann in die Parfümerie meines Vertrauens, um eine Gegenprobe zu machen- leider verhielt es sich mit der Haltbarkeit analog zu meinem 200ml-Flakon.

Der Duft selbst ist für mich sehr angenehm- leicht würzig/holzig und dabei sportlich und gar nicht aufdringlich...in der vorliegenden Form kann ich aber lediglich die Hälfte der Punktzahl verteilen.....