Marron

Die Vorgabe war klar: Was Kuschliges für den Winter, nicht zu pudrig, nicht zu süß, gern etwas würzig, aber bitte kein Patchouli.

Was mir der nette Parfümverkäufer mit leuchtenden Augen dann brachte, ließ mich erstmal innerlich zurückweichen, doch ich wollte kein Hasenfuß sein und steckte meine Nase direkt in das beduftete Tuch.

Weiße Blüten in meinen Armen, ein Kaschmirtuch um die Schultern und die Dame Patchouli winkt von weitem, herrlich!
Beherzt lasse ich mir den Duft aufs Handgelenk sprühen: Von Koriander und Bergamotte bei mir keine Spur. Auch die Rose zieht stumm vorbei, es bleibt bei den weißen Blüten vereinzelten Hölzern und Leder(?).
Alles ist harmonisch und leicht und alle haben sich lieb und die Welt ist schön...

Beschwingt und plaudernd verlassen meine neue Freundin und ich den Laden und wollen bald, sehr bald zurückkommen.
Doch schon auf dem Heimweg zeigt sie mir ihren wahren Charakter.
Sie wächst in die Länge und in die Breite, wird immer schwerer an meinem Arm. Ich wate durch Schlamm und Morast, es zieht mich nach unten und ich erreiche mit letzter Kraft den sicheren Hafen.
Runter damit, sofort, ich schrubbe an mir, bis ich ganz rot bin.

Doch davon läßt sie sich natürlich nicht beeindrucken. Sie ist treu und bleibt, ich weiß nicht wie lange noch. Der Jackenärmel duftet auch nach 2mal waschen immer noch nach ihr.

Ach, Du holde Schöne tief aus der Unterwelt, aus der Ferne mag ich Dich gut leiden, aber bitte, komm mir nicht mehr zu nah!