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vor 11 Jahren - 28.12.2012
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Rückblicke, "The same procedure as every year, Miss Sophie?” und das „gute Porzellan“

 

Was haben sie nur, die „Tage zwischen den Jahren“, die wie eine Haltestelle im Jahreslauf sind? Weihnachten ist vorbei, die Reste der Feste noch hier und da verstreut. Festschmuck und Krippe bleiben traditionell bis zum 6. Januar – aber so recht Freude bring der Lichterglanz nun nicht mehr.

Da ist so ein ganz inneres Bedürfnis nach Aufräumen, Ordnung schaffen, Saubermachen.Und ich bin –weissgott- keine Werbe-Hausfrau mit Kopftuch, Schrubber und Eimer.Clementine ist nicht mein 2. Vorname…

Und doch,die Tage nach Weihnachten – und vor Sylvester – ein bisschen träge von doch wieder zuviel genossenen Leckereien, ein wenig verkatert von ebensolchem Weingenuss, festmüde und wieder ernüchtert schaut man heraus, in die graukahle Welt.

Keine Spur von barmherzig übertünchendem Winterweiss, leider. Nur Welkes, Verrottendes im Garten. Noch keine Näschen von Frühjahrsblühern in Sicht.

Stillstand. Zeit, Musse, Rückblicke: was war gut, was war schlecht im fast vergangenen Jahr ?

Es gab Gutes und viel Trauriges.Meine Mutter musste mit Demenz in ein Pflegeheim, sie ist 88 Jahre alt. Ein grosser Einschnitt. Tod von mehreren Bekannten aus dem Familienkreis, von älteren Verwandten.

Ich beklage auch den Tod meiner besten Freundin, das erste Weihnachten ohne sie war bitter. Und dovh auch wieder schön, denn ich habe mir die Ruhe gegönnt, über sie/uns nachzudenken, ich konnte ihr im Geiste danken für die vielen wunderschönen Jahre.

Und da ich ihren Nachlass zu grossen Teilen „bearbeitet“ habe, kann ich nur ein Resummee aus all diesen angehäuften Gegenständen –für mich- ziehen: Alles, aber auch alles, egal wie wertvoll, rar, kostbar oder zerbrechlich : BENUTZEN ! Denn was nutzen ihr jetzt überedle Dior-Tücher, die noch mit Etikett in ihren Pappschachteln ruhen ? Wofür das eingepackte Meissen, das seltenst benutzt wurde ? Was sollen die Schuhe, die niemals spazieren geführt wurden und die gehorteten Parfums, die noch nicht geöffnet wurden ?

Alles war für „Gut“ – für den besonderen Anlass, der nun nicht mehr kommt.

Bergeweise kostbare Lingerie, die nie verführte. Schmuck, der nur im Tresor lag. Handtaschen, die nicht gassi gingen mit ihrer stolzen Besitzerin.

Ich hätte mit dem ganzen „Zeug“ locker eine Boutique füllen können – aber wie viel schöner wäre es aber gewesen, hätte ich zerlatschte Schuhe, verfleckte Cashmerepullis und angestossenes Porzellan ent- und versorgt ! Wie viel lieber hätte ich wohl-zerschrammte Handtaschen an die Caritas gegeben, oder Hüte, die noch Tragespuren hatten… als so einen Reichtum an ungenutzter „Freude“ zu verteilen.

Drum – rückblickend – und vielleicht gerade bezogen auf (unsere gemeinsamen) Duft-Hamstereien: Nutze den Tag – und deine Reichtümer, geniesse die Freude der kleinen oder grösseren Luxusartikel, jeden Tag, jede Stunde.

Und wenn ein Flacon zerbricht, oder eine edle Jacke eine Macke bekommt – Egal !

Es kann morgen schon alles zu Ende sein…..

Trübsinn ? Nein, nicht wirklich.

Meine guten Vorsätze für die kommende Zeit umfassen nicht eine (nötige…) Diät, oder sonstige wohlfeile Zukunftspläne – sondern einfach den Grundsatz:

Geniesse, was dir gegeben ist. Teile mit anderen, denn geteilte Freude zählt doppelt.

Solche simplen (wirklich ?) Ideen werden immer wieder vorgeholt, verwirklicht, und sie werden nicht wie andere Pläne im Nirwana des Jahreslaufs verschwinden.

Tu es, aber tu es gleich !

Frisch wird bald der erste Morgen des baby-jungen Januars erscheinen. Immer wieder beim ersten Spaziergang im neuen Jahr habe ich das rein subjektive Gefühl eines Starts, eines Neubeginns, einer kühlen Frische, die verheissungsvoll lockt, die Ungewissheit der kommenden 364 Tage mit Sinn und Gehalt zu füllen.

Und so wünsche ich euch allen ein gutes, bewusst gelebtes 2013, und dass ihr bewältigt, was es auch bringe !

In Erinnerung an meinen Vater zitiere ich hier noch eines seiner liebsten Gedichte von Theodor Fontane (1819-1898), was mit unausweichlicher Regelmässigkeit von ihm am 1.Januar vorgetragen wurde. Was hat er mich damals damit genervt, und wie gerne würde ich seine Stimme noch einmal hören...

Und wieder hier draußen...

Und wieder hier draußen ein neues Jahr -
Was werden die Tage bringen?!
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?

Wird's fördern das, worauf ich gebaut,
Oder vollends es verderben?
Gleichviel, was es im Kessel braut,
Nur wünsch' ich nicht zu sterben.

Ich möchte noch wieder im Vaterland
Die Gläser klingen lassen
Und wieder noch des Freundes Hand
Im Einverständnis fassen.

Ich möchte noch wirken und schaffen und tun
Und atmen eine Weile,
Denn um im Grabe auszuruhn,
Hat's nimmer Not noch Eile.

Ich möchte leben, bis all dies Glühn
Rücklässt einen leuchtenden Funken
Und nicht vergeht wie die Flamm' im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken.

 

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