MisterShaver

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11 - 15 von 16
MisterShaver vor 6 Jahren 7 4
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Es war einmal in Colonia ...
... und da fragte man sich, wie können wir denn unseren Ur Colonia Duft, den es schon lange und mit Recht genauso gibt, anders machen ohne ihn zu verraten?

So könnte es zu Pura gekommen sein. Das startet auch mit einem Citrusduft, aber dafür wäre nur Orange drin. Okay, reicht ja auch. Denn in der Gesamtkomposition ist das Ur Colonia da, aber irgendwie moderner. Pura beginnt nicht so laut wie das Ur Colonia und der Verlauf bleibt auch genau auf diesem Niveau. Der Anfang ist eben frisch und dann wird es etwas, was man bei dem Ur Vater nicht so kennt. Es ist entwickelt sich mit einem leichten Understatement zum einem wahrlich eleganten Duft. Es paßt zum feinen Anzug, dem Lederschuh, der gerne auch locker sitzenden Krawatte mit geöffnetem oberen Hemdknopf. Jedoch, es ist unauffälliger für die Umwelt, der Duft bleibt Körpernah. Es ist so wie eine feine Uhr die etwas teurer war, aber nicht so fett daher kommt (Anschautipp meiner Wahl wäre hier z. B. die Firma Junghans mit der Meister Serie).
Und ist das alles nun schlimm in Richtung ISO-E-Super? Für mich nicht. Es ist vielleicht eine Annäherung an ein anderes Publikumssegment das bisher eher dem modernen und hippen Duftareal verschrieben war. Wenn das überhaupt nötig wäre. Wenn ja, dann ist es die Möglichkeit eine Brücke zwischen diesen Welten zu schlagen. Aber es ist bei weitem keine Anbiederung durch Kopie der Synthetikduftwelt. Bei weitem nicht! Das Pura bleibt sozusagen auf seiner Seite. Es gleitet nie ab in diese klebrige Bonbonwelt oder gar heftiges Festhalten an der Kopfnote. Es ist einfach edler, aber es könnte auf der modernen Seite durchgehen. Wer Pura trägt wirkt immer noch fein, ausgewogen und eben eher elegant. Wenn man am Abend dann die Kleidung auf den Bügel hängt dann ist noch was anderes da. Ein ganz leichter Hauch von frischer Wäsche .... kommt das vom Pura, oder lag das wirklich am Waschmittel? Alleine das ich es für möglich halte es könnte vom Pura kommen macht diesen Duft schon zu etwas feinem.
Ich finde es wunderbar!

.... Da kann mir Chnuddelchatz übrigens gestohlen bleiben. Denn was der so treibt interessiert mich reichlich wenig.
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MisterShaver vor 6 Jahren 9
10
Flakon
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Haltbarkeit
9
Duft
Zeitreise in Tweed
Da habe ich mich so lange davor gedrückt ... nun ist es doch dazu gekommen.
Als ich mich vor mehreren Jahren der Nassrasur widmete - was mittlerweile zu den unumstößlichen Wohlfühl-Arrengaments des Tages zählt - lief mir bei meinen damaligen Duftrecherchen schon recht früh das Blenheim Bouquet in den Weg. Nicht in "echt", sondern nur als Beschreibung in Foren und Handelsplattformen. Natürlich war auch irgendwie der Querverweis zu Trumper's Wellington gleich gefunden. Allerdings hat mich diese Duftrichtung nie so angemacht. Ich brauchte eine Zeit der Findungsphase. Nun bin ich ja mittlerweile belesener und weiter entwickelt in diesem Sachgebiet. Und jetzt bin ich so kurz vor dem Winter gerade in so einer englisch angehauchten Duftwelt angekommen. Warum ist das so? Nun, einerseits arbeiteten seit Sommer ein paar echte Engländer bei meinem Arbeitgeber und ich hatte die Möglichkeit ein wenig von deren Stil in diesen Dingen zu erfahren. Da war ich dann schon mindestens mal interessiert. Und dann war da irgendwann einmal so ein Bild in meinem Kopf:
Der berühmte Herrenbarbier in einer Geschäftsstraße in London. Man tritt ein und es weht dieser Herrensalon Duft durch diese eigene Welt. Alles wirkt höflich, British und ehrwürdig. Einrichtung in Holz, Glasvitrinen mit einigen Rasur- und Duftutensilien, schön ansprechend präsentiert und eine Person hinter dem Tresen für die Anmeldung. Um einen herum bewegen sich Menschen die aussehen wie ein Lord, ein Duke, ein reicher Aristokrat, Landadel, entsprechend fein gekleidet. Das hat es mir irgendwie angetan, dieses Bild ...
Nun habe ich also ein wenig in diesem Bereich der Düfte recherchiert und das Wellington erschien mir der richtige Partner für diese Liaison in meinem Badezimmer.
Nun kann man alleine von der Präsentation von den Trumper Produkten in der Papprolle schon das Gefühl bekommen, hier etwas edles und besonderes erworben zu haben. Öffnet man die Schachtel wird noch eine kleine Schippe nachgelegt. Der geätzte Glasflakon, die goldene Verschlusskrone, die Reliefartige Beschriftung, das Pappschild ... einfach gelungen.
Dann kommt natürlich die erste Bekanntschaft mit dem Duft. Ich trug es recht großzügig auf. Der erste Eindruck der bei mir kommt ist neben dem zitrischen Start - der übrigens für mich ganz anders ist als bei einem Aqua di Parma Colonia - Staubtrocken. Genau so stelle ich mir etwas vor, das man mit dem Begriff very dry beschreiben möchte. Das ist der erste Moment, und wenn ich nun statt einer Flüssigkeit eine sandartige Substanz auftragen würde, ich wäre nicht verwundert gewesen. Aber das dauert überhaupt nicht lange und schon ist mehr Platz für, tja, das sogenannte zitrisch duftende Stück in diesem Cologne. Aber eben nicht wie die Explosion in einem Zitronenfeld, sondern wie die Zitrone die man am geöffneten Fenster bei sanfter Abendluft in sein Schlafzimmer getragen bekommt. Die Zitrone die sagt, komm, lass uns ein wenig unter die Leute gehen und das Leben genießen. Und gleichzeitig ist da der auch eine Komponente der Strenge, die Einhalt gebietet damit man ja nicht - total untypisch für einen Gentleman - frohgelaunt über die Stränge schlägt. Also, der mahnende Zeigefinger. Immer schön auf dem Teppich bleiben. Somit passt der englische Tweed hervorragend zu dieser Absicht. Ohne nun die ganzen genannten Düfte zu durchschreiten die sich von Kopf über Herz und Basis entfalten, es ist ein Erlebnis. Der Eindruck eines 80iger Jahre Duftes drängt sich auf. Man fühlt sich aus der Zeit gefallen, aber gleichzeitig denke ich, was soll's. Ich bin schließlich in den 80igern jung gewesen und habe dort den synthetischen Massendüften gefrönt. Dieser Duft ist in echt älter als alle Menschen die ich kenne (1887). Nun bin ich weiter, ich erkenne Qualität und dieser Duft ist wohl durchdacht, ausgewogen und wirkt edel. Ein wenig "erfahren und ehrwürdig" auch, aber das sollte man sich einfach leisten. Das darüber stehen gegenüber der schnellen Welt ist hier die Richtung. Man kommt an, man fühlt sich wohl, man ist erhaben über den meisten FastWorldStuß der heutigen Zeit. Und so fühle ich mich dann auf einer Art Wolke mit diesem Duft, habe hin- und wieder passende Bilder dazu vor dem inneren Auge. Und wenn ich das alles ordentlich genossen habe beginnt das sanfte entschwinden des Duftes. Er verläßt mich einfach, ganz unspektakulär klingt er ab und läßt doch hier und da eine kleine Fährte zurück ... wenn ich mir durch das Haar fahre, wenn ich abends wieder in meine Auto steige und den dort vom Morgen eingesperrten Duft noch wahrnehmen kann ... die zarte Erinnerung setzt ein und schon gewinnt Wellington noch einmal ein wenig Gestalt. Erinnere dich, sagt es, ich bin einer von vielen, aber du erkennst mich trotzdem unter allen wieder heraus. Also bin ich für dich doch der einzigartige.
Und so lasse ich den Gedanken einfach mal stehen ... so wie der Duft in meiner nahen Umgebung stehen blieb um mich zu erinnern. An englischen Stil, an Tweedanzüge, feine Lederschuhe und das seltene Winterlicht auf einem gereiften Feld in der Morgensonne. Eine Morgensonne die den Tag mit einem neuen Elan und einer Wellington Duftwolke ankündigt ...
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MisterShaver vor 7 Jahren 4
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Flakon
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Haltbarkeit
9.5
Duft
Neapel mit Hut
Der Duft könnte Ihnen gefallen sagt die Meraner Verkäuferin in dem wunderschönen Parfümeriegeschäft mit den schmucken und sehr alte Holzkommoden. Und in der Tat, ich war direkt angetan von diesem Duft. Beschreiben kann ich den Duft nicht als einen mir bereits bekannten. Und wenn, dann sind die möglichen Bekannten die Nachahmer dieses Duftes. Das Panama 1924 ist dann das Original.
Jedenfalls, ich ließ mir den Duft auftragen und ging durch die Stadt. Das Treiben inMeran empfinde ich schon immer als angenehm und belebend, die Laubengänge und Geschäfte inspirieren meine Sinne. So vor mich hintreibend erwische ich immer wieder eine Duftfahne des Panama, und immer durchfährt mich eine wohlige Welle dabei. Es ist irgendwie warm, weich aber nicht feminin, hat etwas süßes das aber direkt in etwas leicht holzartiges abdriftet. Es kommt auch ein cremiges Bestandteil dabei, alles gleichzeitig. Und eben diese leichte süße verführerische Umrahmung des Ganzen. Einfach herrlich! Und dieser Duft passt so gut zu einer Art Dolce Vita. Nicht das perfekt frische eines Acqua di Parma Colonia Duftes. Es ist wie ein Spaziergang am Meer an einer Promenade auf dem Weg zu einem Rendovouz in einem schönen Lokal mit edlem Holz und gut ausgestatteter Bar. Man trägt eine leichten Sommeranzug aus feinem Tuch und drapiert seinen Panamahut auf der Garderobe. An der Bar sitzt eine elegante Dame an einem Gin Tonic nippend. Man gesellt sich dazu, bestellt einen guten Brandy und kommt ins Gespräch ... der Abend nimmt seinen Lauf.
So, oder so ähnlich bildeten sich Bilder in meinem inneren als mir immer wieder der Duft in die Nase wehte.
Was soll ich sagen, ja, nun ist es auch meiner. Und er ist einfach edel, zurückhaltend und kein Brite. Sondern ein feiner Italiener der sich fein entwickelt und nicht im Vordergrund hantiert, sondern vornehm zurückhaltend seine Duftarme um sein Umfeld schlingt, es mit der Süße durchzieht und mit dem cremig leicht holzigen Schmelz abrundet.
Damit fühlt man sich einfach gut "angezogen".
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MisterShaver vor 7 Jahren 3
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Duft
Gut das der Name nur ein Name ist.
Cannabis! Das ist ja mal ein Name der Bilder in den Kopf bringt. Aber der Duft, den dieses Parfum an den Tag legt, ist natürlich nicht damit in Verbindung zu bringen. Ich würde mir auch sehr schwer vorstellen können das ich wie die Dunstwolke im Clo vom Reggae-Konzert riechen soll. Oder am Ende so, wie das bewußte Pflänzchen während der Aufzucht und Hege duftet? Wie riecht das da wohl? Das können ja nur "Produzenten" des selben wissen. Und da sehe ich mich schon einmal gar nicht.
Cannabis kommt für mich wirklich sehr stark süß, cremig und vanilleartig - wenn auch nur sanfte Vanille - in die Nase. Am Anfang an der Grenze zum stechenden. Aber das empfinde ich gar nicht als stechend im Sinne von Schmerz. Es ist eher ein heftiger Auftritt. In etwa so, als ob ein Orchester in der Elbphilharmonie mit dem ersten Ton den ganzen Raum ausfüllen möchte und alle Schwerhörigen mindestens auf Frequenzen aufmerksam macht.
Und dann ebbt das schon ab. Es wird süß-cremig, ein wenig Tabakpflanze kann ich erahnen. Ob da Amber im Spiel ist? Jedenfalls, so ganz langsam entwickelt sich dann genau die Duftnote die meines Erachtens für den Namen verantwortlich sein könnte. Denn wenn dieses Geruchskomplott bei dem Träger und am Ende bei der dann am besten wohlwollenden Umwelt positiv ankommt ... dann ist die Wirkung vermutlich der Auswirkung des Cannabis ähnlich. Irgendwie berauschend, macht leicht und glücklich und man fühlt sich "besonders".
So stelle ich mir zumindest die Idee dahinter vor. Ich vermute auch das die Silage ordentlich ist. Denn wenn ich es am Morgen auflege ist am Abend noch der Duft in dem Raum wahrnehmbar wo ich am Morgen den Sprühknopf des Flakons betätigt habe. Und dann nehme ich den Duft auch beim ausziehen des Shirts wahr. Obwohl der Duft nur am Körper war. Und diese Abendliche Duftspur ist so leichtfüßig und doch noch intensiv genug das ich kurz inne halte, bewußt ein und ausatme und mich in der Duftspur wieder so leicht und angenehm fühle.
Was soll ich drumherum reden. Es ist mein Ding. Obwohl ich auch sehr gerne den holzigeren und ledrigen Düften anheim falle. Im nahen Familienumfeld werde ich immer wieder positiv auf den Duft angesprochen. Scheinbar hat er wirklich was.
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MisterShaver vor 7 Jahren 4 2
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Neulich beim Barbier ...
... dieses Bild könnte der Duft von Klar Klassik auf die innere Kinoleinwand projizieren. Der Film startet mit einem Vorspann wie aus einem Heinz Rühmann Film. Nicht die aus den 20-iger Jahren, sondern in der Zeit zwischen 1950 und 1960. Also dann mit einem schönen Hintergrund der an einen Gardinen- oder Tischtuch Stoff erinnert. So ein wenig knittrig, und davor eben diese Buchstaben die von allen Richtungen zusammen purzeln und alle Beteiligten auflisten. Dazu am besten so eine leicht swingende Paul Kuhn Jazz Nummer, nur instrumental und ohne Text.
Dann verschwindet der Vorspann langsam verblassend und man bekommt den Anblick einer schmucken Stadt (vielleicht Heidelberg?) im aufstrebenden Wirtschaftswunder ins Bild präsentiert mit Autos, Menschen in Anzügen und mit Hüten. Alle emsig in irgend eine Richtung strebend.
Dann wird ein gut gelaunter Titelheld eingefangen, wie er mit Aktentasche und Sommeranzug, locker geschlungener Krawatte und frisch frisiert mit einer durch Haargel gehaltenen Frisur einen Laden betritt. Der ist - sobald man drinnen ist - als ein Herrenfriseur zu identifizieren. Spiegel an der Wand, entsprechende Stühle davor die eine Rasur zulassen, Holzregal und Schränke im Raum die mit den Produkten zur Männerpflege gefüllt sind. Der unvermeidliche Zeitungshalter - die Klemmstange - hängt an der Garderobe die aufgrund des Sommers leer ist. Begrüßung des Kunden durch den Chef des Hauses im Kittel, der fast wie ein zu kurz geratener Arztkittel aussieht.
Dann geht es zur Rasur. Eingeschäumt, alles sehr sahnig, mit dem Messer rasiert und nun wird Klar Klassik aufgetragen. Als erstes startet das mit einem Zitrusduft. Der ist frisch und es fühlt sich an wie das verweilen vor einem offenen Fenster mit flatternden, langen weißen Bodengardinen die von einer sanften Brise bewegt werden. Man blickt in die Sonne hinaus und dieser frische Zitrusduft weht durch die Nase. Da aber Durchzug ist fühlt sich die Brise kühl und frisch auf der Haut ist. Danach greift aber sogleich ein würziger Akkord ein, ohne die Frische zu vertreiben. Kein Leder oder Holz, eher etwas, womit der Zitrusduft unterstrichen wird. Der Duftakkord fühlt sich wie eine Gewürzmischung an, die den Zitrusduft anschiebt und nach einer Weile auch aus dem Duftbild hinaus schiebt. Dann bleibt einfach nur Frische übrig. Frische, wie ein Stapel gewaschener Wäsche. Kein Wäscheduft, bei Leibe nicht, eher dieser saubere Eindruck den man durch einen Dufteindruck mit dem Begriff "sauber" verbinden würde. Alles in allem klingt das nun vielleicht sehr gerade und festgenagelt in alten deutschen Tugenden. Aber das ist es eben nicht. Es ist zeitlos und bedient sich den einfachen normalen Empfindungen eines Menschen, der in einer Zeit erwachsen wurde, die solche Düfte noch an den Vätern präsentiert bekamen. Und der Duft ist nicht "alt", sondern fühlt sich immer noch sehr passend und zeitgemäß an wenn man das Badezimmer ganz einfach gepflegt verlassen möchte ohne der Umwelt ein Rätsel aufzugeben. Das schöne an dem Duft ist, es ist kein Alltagsduft der überall daher kommt. In einer modernen Parfümerie sowieso nicht.
Das fühlt sich einfach schön an. Bei mir hält es nicht ewig lange an, aber wie lange es wahrnehmbar ist weiß ich gar nicht. Aber ich habe das Gefühl, selbst wenn der Duft möglicherweise schon lange gegangen ist, dann glaube ich immer noch er wäre da. Scheinbar ist das Hirn da ausgetrickst worden ... aber das ist mir irgendwie egal.
2 Antworten
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