Mokka
Mokkas Blog
vor 8 Jahren - 28.05.2016
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Besame mucho

Seit einiger Zeit genießen wir die schottische Weite, die kleinen und großen Städte wie Edinburgh, Glasgow, Stirling oder dieses lauschig verträumte Village Helensburgh. Schöne Schätze haben wir gefunden - keine Duftstoffe! - die zu Hause auf Schrank, Fensterbank oder am Hals ihre Geschichten erzählen und uns an diese wundervolle Aus- und Auftankzeit erinnern werden.

Heute war ich auf der Suche nach Schafen. Eigentlich schau ich schon die ganze Zeit danach und ich möchte sie unbedingt streicheln und kraulen. Hier gibt es diese putzigen Wollknäuel zu Hauf, allerdings stehen sie auf der Wiese und irgendwie fern von mir. Auf den engen Straßen kann man nicht mal so eben das Auto abstellen (Behinderungsgefahr) und an den von mir zu erreichenden Gehwegen finde ich alles, nur nicht in Handreichweite ein Schaf oder mehrere.

Wenn ich diese kleinen Lämmchen hüpfen und springen sehe, habe ich quasi den Sonnenaufgang im Gesicht. Mein Drang, sie zu kuscheln und an mich zu drücken ist übergroß. Also, wie an das Schaf bzw. das Lämmchen kommen? Deshalb zog ich heute los, Wasserflasche eingepackt, Kamera am Hals und rauf Richtung Castle. Castles gibt es hier auch in Massen, aber dieses hier stand heute auf meiner Liste, da es in der Nähe unseres Campingplatzes liegt, außerdem abseits vom Tourismus und mein Liebster sich auf Forellenjagd zu einem Teich ins Vorland von Glasgow aufmachte.

Das Wetter war brauchbar, ich fand den richtigen Weg und: Ah, da oben sind Schafe. Eine ganze weite Wiese voll! Der Weg schlängelte sich nach oben, er wurde einsamer, kein Auto überholte mich mehr. An der nächsten Biegung war ich mir sicher, ihnen näher gekommen zu sein. Fehler! Nächstes Feld, nächste Mauer, weiter oben sah ich sie grasen. Verflixt, komm ich nicht näher ran? Verschwitzt stand ich am Wegesrand, noch einsamer als jemals zuvor, neben mir nur Kühe, ein Pferd.

Ich sah keine Chance für mich, mich jemals diesen oder anderen Schafen zu nähern und wanderte langsam wieder abwärts. Als Stadtkind fühle ich mich in der Natur zwar wohl, aber so viel Natur ohne Menschen ist mir nicht geheuer. Niemand begegnete mir. Ihr kennt das sicherlich, wenn man in den Keller geht, in den dunklen Keller. Man fängt an zu pfeifen. Ich summte schon einige Zeit ein mir bekanntes Liedchen, ich wurde lauter, je einsamer ich mich fühlte. An einer Kuhweide zückte ich meine Kamera auf der Suche nach einer hübschen Aufnahme. Ich finde Kühe nämlich schön. Sie haben oft ein samtiges Fell und machen einen sehr ausgeglichenen Eindruck und haben wunderhübsche große Augen. Wenn also schon kein Lämmchen, dann eben Kuh. Aus Summen wurde Singen. Normalerweise singe ich nicht, denn ich singe so falsch und unschön, dass ich mich vor Publikum nie traue. Vor den Kühen allerdings verlor ich meine Scheu und so stand ich einsam vor einer großen Weide und sang "Besame mucho... como si fuera esta noche la ultima vez...."

Die Kühe waren irgendwie überhaupt nicht von meinem Liedgut beeindruckt, schauten kurz vom Grasen hoch, und erst als ich mit der Zunge schnalzte und "Hoho" und "Hoha" rief, kamen sie näher und ....

Fotos folgen!

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