Mokka
Mokkas Blog
vor 9 Jahren - 12.11.2014
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Danke, mir geht es gut

Es begann mitten in der Nacht. Ich wurde schlagartig wach. Herzrasen, feuchte Hände, Schweiß auf der Stirn, das Nachthemd durchschwitzt!

Kein „L‘Eau Pompös“ mehr im Handel !!

Ich weiß nicht, ob es jemand aussprach, mir schrieb oder ins Gehirn pustete. Sicher war nur, meinen Nasenflügelbläher und Glücklichmacher für alle Lebenslagen (auch wenn SchwieMu zu Besuch kommt oder ich mit Sommerreifen im ersten Schnee stecke) gibt es nicht mehr. Produktion eingestellt, Rohstoffe weltweit nicht mehr zu beschaffen. …

Leise bin ich an den Schrank der Düfte geschlichen, damit ich den Liebsten nicht wecke und zählte meine Flakons durch. Im Halbdunkel befühlte ich das kühle Glas, kühlte meine heiße Stirn mit dem Glücksstück und stellte es vorsichtig zurück. Noch dreiviertel voll.Und dann?

Der nächste Gang führte mich in mein Zimmer an den PC. Die Suchmaschine sollte mir behilflich sein und ratterte brav mit mir durch das weltweite Angebot. Nichts! Kein Angebot. Auch bei einer mir bekannten Tauschbörse kein Restbestand, keine Abfüllung, kein Pröbchen, kein Tröpfchen. Null.

Mein Magen rebellierte.

Morgens um 5 hatte ich 18 Anfragen an namhafte Parfumerien geschickt mit der Bitte um Recherche und wünschte mir und allen viel Glück.

Mit Schatten unter den Augen fuhr ich ins Büro. Immer wieder öffnete ich mein Postfach und fand die ersten 3 Absagen. „Es tut uns leid, aber wie Sie sicherlich schon wissen, wurde die Produktion eingestellt…“.

In den nächsten Tagen durchforstete ich ausländische Internetseiten, befragte Kollegen und Freunde zwecks Übersetzungshilfe, telefonierte mit Menschen in Neuseeland und Polen auf der Suche nach meinem persönlichen Glück. Ohne Erfolg.

Die Nächte wurden zur Qual. Entweder holte mich der Schlaf nicht zu sich oder ich saß am PC. Der Schlafentzug machte sich langsam bemerkbar, die ersten Beschwerden seitens Chef und Mitarbeiter wurden laut. Meine Nervosität und Reizbarkeit ließen mich unerträglich werden für meine Umwelt. Mein Mann drohte mit Auszug, die Kinder sprachen nicht mehr mit mir. Unsere Katze ging mir vorsichtshalber aus dem Weg.

Weitere Absagen trudelten ein. Zum Schlafdefizit gesellten sich Appetitlosigkeit, Rückenschmerzen, Magenkrämpfe, die Hände zitterten. Mein Arzt verschrieb mir Antidepressiva, schrieb mich arbeitsunfähig krank, doch schlafen konnte ich immer noch nicht. Stündlich befingerte ich meinen Flakon L’eau Pompös, wickelte ihn in ein Tuch und versteckte ihn ganz unten im Schrank.

Rasend schnell verlor ich an Gewicht, die Haare wurden glanzlos, meine Unruhe unerträglich.

In der Therapie besprach ich mit meiner Therapeutin, alles aufzuschreiben, was mich gequält hat.

Hier beende ich meine Aufzeichnungen für heute. Gleich gibt es Frühstück und um 9.00 Uhr beginnt „Wir malen Kreise“. Heute Nachmittag geht es raus in den Wald. Auf einer Lichtung sollen wir uns alle an die Hände fassen und in den Himmel stöhnen. Danach basteln wir Kastanienmännchen...

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