Nickhun1

Ich behaupte mal, dass viele sie kennen. Ich rede von der vermeintlichen Arbeitskollegin, die, die immer mit der Tür ins Haus fällt, zu laut, zu viel und immer ein bissel vulgär. An für sich nix schlimmes, jeder so, wie er es für richtig hält. Viele kennen aber auch vielleicht das Problem, dass diese Arbeitskollegin dir alle deine Lieblingsdüfte madig macht. Sei es Angel (früher gekonnt dosiert einfach traumhaft), Pure Poison oder aber For Her EdP. Alles gnadenlos nachgekauft und darin gebadet. Wobei ich absolut nichts dagegen habe, wenn man meine Düfte nachkauft, ist ein freies Land, macht auch meine beste Freundin. Aber die Assoziation zwischen meinen absoluten Lieblingen und dieser Person, war einfach an der Grenze des ertragbaren für mich.

Ich hatte For Her früher regelrecht geliebt. Der Flakon massiv, schwer und ohne Schnörkel, ein echter Hingucker. Ein Duft, so noch nie da gewesen, voller Eleganz und Reinheit. Nicht zu süß, herb und rosig, den eigenen Körpergeruch perfekt gekonnt veredelt. Der Moschus, absolut himmlisch und einzigartig. Ich fühlte mich den ganzen Tag gepflegt und trotzdem extravagant, die Komplimente blieben auch nicht aus.

Bis sie ankam und alles zunichte machte, denn passend zu ihrer Art, verlor auch For Her die Reinheit und Eleganz. Er wurde zu laut, schmutzig und fuhr die Krallen aus. Ich musste mich leider von ihm und seiner aufmüpfigen Art trennen. Wie von anderen heiß-geliebten und von ihr nachgekauften Düften auch.

Wie das so ist im Leben einer Duft-Verrückten, kamen viele Schätzchen neu dazu und viele gingen auch schnell wieder. Wie auf der Arbeit, auch die ehemalige Kollegin war jetzt nur noch die Ex-Arbeitskollegin.

Auch For Her wird wieder bei mir einziehen, wir stehen und noch nicht ganz so nahe, tasten uns aber wieder langsam heran. Bin auf die Versöhnung gespannt.

Ich finde In White sehr gelungen. Der Duft gibt mir das Gefühl einer harmonischen und stabilen Partnerschaft. Nicht die prickelnde, neu zu entdeckende Liaison, nein, sondern eher die gute und verlässliche Beziehung zu einem Partner. Er weiß, was ich denke und umgekehrt. Fühlen wir uns unwohl, so kommunizieren wir über Blickkontakt, wir können fast ohne nachzudenken, die Sätze des anderen beenden. Klar, ist nach etlichen Jahren des Zusammenlebens der Schmetterlingssturm im Bauch zur Ruhe gekommen, aber trotzdem ist da immer noch das wohlige Gefühl, wenn man den Liebsten am Abend in den Arm schließen kann und fragt: „Na, wie war dein Tag?“

Genau so empfinde ich es, wenn ich In White trage. Es ist kein lauter Girlie-Duft, er heischt nicht um Aufmerksamkeit und ich gehe nicht davon aus, dass ich Gefahr laufen werde, ihn gefühlt an jeder 2. Dame zu riechen. Nein, er ist anders! Auf ihn ist Verlass, er begleitet mich den ganzen Tag durch das kalte Schmuddelwetter und ist mit seiner gepflegt wirkenden und weiblichen Ausstrahlung an meiner Seite.

Beim Auftragen umfängt mich das Aroma von Früchten und Orangenblüte, diese wirken jedoch keinesfalls allzu künstlich oder süß. Auch der Moschus zeigt sich eher zart besaitet.

In so trauter Zweisamkeit verbringen Elie und ich eine angenehme Zeit, bis er sich näher anschmiegt und mich in eine warme, fruchtig-cremige Karamelldecke einhüllt, was wohl dem Amber zuzuschreiben ist. Obwohl es so scheint, als hätte es sich der Duft auf meiner Haut gemütlich gemacht, umweht mich immer noch ein dezenter Hauch.

Haltbarkeit und Sillage bewegen sich im angemessenen Rahmen. Zumindest hat sich mein sehr empfindlicher Arbeitskollege nicht negativ dazu geäußert und auch mein Mann findet ihn wundervoll.

Nix nervt, nix kratzt, alles scheint zu passen, auch nach etlichen Ehejahren.