Olfakto

Im direkten Vergleich ist Individuel der jüngere Bruder von Legend. Hell, süss und fruchtig schreit er nach Aufmerksamkeit und geht bei Tageslicht und schönem Wetter aus dem Haus, um allen zu sagen, wie gut seine Laune ist.
Legend ist der ältere, verführerische Bruder, der die jugendlichen Erfahrung hinter sich hat und etwas seriöser auftreten will.

Beide Brüder sind noch jung und regelmässig im Ausgang. Sie können zwar Party machen, doch zwischen natürlichen und künstlichen Noten nicht unterscheiden. Kommt bei der Party auch nicht darauf an, denn dort mischen sich ja eh alle Düfte zu einem Brei zusammen.

Individuell ist süss, fruchtig und frisch. Ich kann allerdings einzelne Noten aus dem riesigen Mix nicht heraus riechen. Die Süsse klingt mit der Zeit ab und lässt den Duft etwas runder auf der Haut. Er bleibt dabei immer hell und fröhlich.

Legend beginnt ebenfalls fruchtig-frisch, doch weniger süss und etwas dunkler. Riecht ebenfalls künstlich, ich muss die Noten nachlesen, erkenne sie nicht. Legend ist etwas schwerer, dunkler und weniger süss als Individuel.

Vielleicht sind es aber gar keine Brüder, sondern nur jemand, der am Tag Individuel sein will, und am Abend Legend. Ob er dies je erreicht?

Frisch-fruchtiger Auftakt mit dicklich-süsser Mandarine, eher künstlich als schön. Später stechen die Kräuter und Hölzer etwas mehr heraus. Der Duft wird etwas stechend-frisch, bleibt aber hell, fruchtig und leicht süss.

Nach einer Weile rieche ich nur noch einen künstlichen Mix. Mehr fruchtig als holzig. Nichts für mich.

Diesen Duft benutze ich vor allem Abends immer wieder. Nicht weil er so genial toll duftet, sondern weil er entspannend wirkt. Zu seiner Frische und Fruchtigkeit besitzt er etwas Stoff-artiges. Wie neue Jeans, die aber doch frisch gewaschen sind.

Dylan Blue ist nichts ausserordentlich Spezielles in der Masse der Designerdüfte, aber kann zu jeder Tageszeit, sogar jeder Jahreszeit getragen werden. Wenn man den Duft mag, ist er ein toller Alltagsduft. Zudem grenzt er sich doch genug von seinen Konkurrenten ab, um z.b. von Sauvage unterschieden zu werden.

Dylan Blue ist frisch, aber nicht sehr, er ist fruchtig, aber nicht stark, er ist aquatisch, aber auch nicht viel. Zugegeben, der Duft ist ein Mix von Künstlichkeit. Und genau das macht ihn zu dem, was er ist. Wenn man sich durch seine künstlichen Noten nicht stören lässt, hat man einen guten massentauglichen Duft, bei dem man nicht viel falsch machen kann.

Der Auftakt ist hell und sonnig, weich und holzig mit leichter Süsse. Ich stelle mir gleich einen schönen Herbsttag vor, an dem die Sonne aufs Gesicht scheint.

Die Zitrusnoten halten nicht lange an, die Zeder übernimmt die Show, aber nur leicht holzig, ohne harte Saunazeder.

Die Weichheit des Duftes wird mit (zu) viel Harz erkauft und ertränkt die restlichen Noten hinter dem starken Benzoe. Auf meiner Haut ist der Duft eher schwach, besonders lange hält er leider auch nicht.

Fazit
Insgesamt mag ich dieses nicht mehr produzierte Juwel für die elegante Weichheit und Unaufdringlichkeit. Der Duft verbreitet gute Stimmung, leidet aber etwas unter dem starken Benzoe.

Nicht so würzig wie die üblichen Aramis Düfte, und deshalb mag ich ihn. Für mich ein blau-grüner Duft.

Eröffnet frisch-freundlich mit starker Cognac-Note und zitrisch harzigem Holz. Der Cognac verfliegt jedoch schnell und der Duft sackt leicht in sich zusammen, bietet dann aber eine schöne holzige Weihrauchnote.

Eine gewisse Würze bleibt immer bestehen, hält den Duft aber unaufdringlich und alltagstauglich. Ist mir lieber so, als eine Gewürzbombe. Könnte aber ruhig noch etwas potenter sein.