Hey, it is me!
Heute ist einer dieser seltenen Tage, an denen ich nicht zwischen Tür und Angel irgendeinen Kommentar oder eine Rezension verfasse. Nicht, dass ich das sonst halbherzig mache, aber heute steht einfach mal gar nichts an. Der Grund ist semi-erfreulich: Ich liege krank im Bett mit einer Erkältung. Mein Mann macht heute kein Homeoffice, ich arbeite freitags eh nicht, und meine Tochter ist in der Schule und wird im Anschluss von ihrem leiblichen Vater abgeholt, um dort ihr Wochenende zu verbringen.
Ich dachte, ich schreibe mal was. Mein erster Blogeintrag. Zur Abwechslung mal kein Hörbuch, Buch, Online-Shopping oder was man sonst so macht, wenn man krank im Bett liegt. Und schreiben? Tja, das liegt mir eigentlich gar nicht. Ich magss nicht, weil ich es nicht besonders gut kann – es fällt mir immer schwer. Aber hey, warum nicht? Ich nehme das hier als Herausforderung. Mein Gedankenchaos – ich bin so ein „von Hölzchen auf Stöckchen“-Typ. Beim Reden sprudelt einfach alles raus, aber beim Schreiben habe ich die Möglichkeit, alles zu revidieren. Und das macht mich wahnsinnig! :D Da sehe ich mein rheinisches Blablabla und oversharing direkt vor mir.
Aber gut. Kurz zu mir, damit man vielleicht ein besseres Bild von mir bekommt und alles irgendwie einordnen kann. Danach kommt noch, was uns hier eigentlich alle umtreibt.
Ich bin:
Weiblich, mode- und designaffin, mit einer Leidenschaft für Wissenschaft. Ich mag Merinowolle und habe unglaublich viele schwarze Klamotten – aber nein, ich bin keine Gothic. Geschieden, dann wieder verheiratet. Eine Tochter aus erster Ehe, die einfach der coolste Mensch auf diesem Planeten ist. Happy Patchworkerin. Ich arbeite in der medizinischen Forschung. Ich liebe Asien und Italien. Laut, mit Rampensau-Vergangenheit. Lieber etwas Herzhaftes essen, statt was Süßes.
Nun zu den Düften:
Ich bin schon seit meiner Jugend Parfüm-Fan. Und ich hatte vor etwa 10 Jahren sogar schon einen Account hier – war aber eher eine stille Leserin, nie wirklich aktiv.
Zwischen 12 und 18 Jahren hatte ich schon Kontakt zu Traditionshäusern und Nischendüften, was daran lag, dass ich unweit von Düsseldorf aufwuchs. Düsseldorf ist ja, was Parfüm angeht, recht gut sortiert. Allerdings hatten viele Düfte auch einen recht hohen Preis.
In meiner Jugend war daher Lolita Lempicka mein ständiger Begleiter. Das lag einerseits daran, dass man den Duft in Deutschland nicht oft roch (im Gegensatz zu Tommy Girl, den hatte jeder), und andererseits fand ich ihn einfach besonders. Irgendwann war es mein absoluter Signaturduft. Mein Umfeld begann, mich mit diesem Duft zu verbinden … „Ah, du bist das, wir konnten riechen, dass du da bist!“ – so in etwa. Irgendwann fragte mich dann jemand: „Trägst du heute nicht deinen Duft?“
Später zog ich für meinen ersten Job nach Bonn und entdeckte dort eine tolle Parfümerie. Ich habe mich immer beraten lassen, ohne mit einer Liste von Düften zu kommen, die ich vorher recherchiert hatte. Eines Tages zeigte mir ein Mitarbeiter dort Amyris Homme von MFK, nachdem ich sagte, dass mir Amyris Femme nicht edgy genug war. Ich war begeistert! Eine ganze Zeit lang trug ich Amyris Homme EdT. Natürlich gab es auch den ein oder anderen Duft, der kam und wieder ging, aber dieser hier hatte es mir wirklich angetan.
Als ich schwanger war, hatte ich plötzlich keine Lust mehr auf Parfüms – mir wurde teilweise einfach schlecht. Als meine Tochter dann etwa ein Jahr alt war, kehrte ich langsam zu meinen alten Interessen zurück. Ich dachte mir: Holla, was hat sich denn da alles aufgetan?! Plötzlich entdeckte ich so viele interessante Düfte. Ich bestellte mir blind The Muse von Zarko und Bal d'Afrique von Byredo und trug sie eine Zeit lang. Das reichte mir erstmal.
Dann kam die Pandemie, und ich landete in einem neuen Job in der Stadt mit den schönsten Menschen am Rhein (nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich). Da trug ich hauptsächlich The Muse weiter. Manchmal empfand ich ihn als etwas zu stechend, aber insgesamt fühlte ich mich trotzdem wohl.
Und dann – dieser Parfüm-Workshop, bei dem ich Parfüm selber machen konnte. Das war der Moment, in dem das „Elend“ seinen Lauf nahm: Parfumo-Account, viele Tests, und am Ende? Kein Stück schlauer. ;)
Durch Parfumo hatte ich plötzlich die Möglichkeit, Proben zu testen – auch von Düften, die man nicht an jeder Ecke bekommt. Am Anfang führte das zu dem ein oder anderen Impulskauf. Momentan ist es aber etwas ruhiger geworden. So leicht haut man mich nicht mehr vom Hocker.
Das große Dilemma:
WAS WILL ICH DENN EIGENTLICH?!
Hier ein kleines Brainstorming - Impulse - Monologartig:
Was erwarte ich von einem Parfüm? Wer trägt hier wen, und wie lange?
Ich vergleiche das gern mit Wein. Ja, ich weiß, die Weinkenner werden jetzt die Augen verdrehen: Rebsorten, Anbaugebiete, Winzertraditionen – Blablabla. Aber wenn mir der Wein nicht schmeckt, dann will ich ihn nicht trinken – und erst recht nicht kaufen. Recht easy.
Ich bin keine klassische Parfümsammlerin. Ich würde niemals „bunkern“. Wenn ich mehr als zehn Flakons besitze, bekomme ich schon Schnappatmung. Dann wird aussortiert: fünf Stück weg oder verschenkt. Wer meinen Lebensstil kennt, weiß, dass ich „Zeug“ hasse. Capsule Wardrobe – alles sauber und ordentlich sortiert. Wahrscheinlich ein bisschen OCD, aber es passt irgendwie zum Anti-Konsum-Zeitgeist. Deshalb fällt diese „Verhaltensstörung“ nicht negativ auf. Natürlich sollte er zu mir passen. Ideal wären Düfte, die zu jedem Anlass, jeder Tageszeit und Jahreszeit passen – und auch zu jeder meiner psychischen Verfassungen. Aber ich gebe es zu: Es ist auch okay, wenn ich mal einen reinen „Zubettgehduft“ habe oder einen, den ich trage, wenn ich ausgehe.
Aus meiner Sammlung finde ich Cargo de Nuit manchmal zu süß oder Wanderlust zu sommerlich-fruchtig. Aber ich kann mich noch nicht trennen. Es ist doch irgendwie schwer mich zu 100 % zu überzeugen.
Ich wollte, dass ein Parfüm recht lange halten muss. Mittlerweile sehe ich das aber anders. Ich sprühe nach der Arbeit lieber nach. Irgendwann nervt mich ein Duft, wenn dieser beispielsweise 24 std durchballert, obwohl ich den eigentlichen Geruch mag.
Mag ich alles, was gut duftet, auch tragen?
Nein! Es gibt Düfte, die finde ich einfach angenehm, aber sie passen nicht zu mir. Ich kann die Parfumkunst sehr schätzen, aber es gibt einfach auch Düfte, bei denen ich vor dem Spiegel stehe und denke: „Nee, das passt irgendwie nicht.“
So wie bei Sunshine Woman - Amouage. Der Duft war super, aber in Kombination mit meinem Spiegelbild passte es einfach nicht. Warum? Keine Ahnung. Ist wie mit Macarons – ich finde sie wunderschön, aber ich mag sie einfach nicht.
Deshalb besitze ich nur Düfte, die ich auch wirklich gerne trage.
Und das Ding mit den Geschlechtern:
Ich habe viel mit jungen Akademikern zu tun, mein Freundeskreis ist zu einem großen Teil LGBTQ+. Das Gendern-Ding und Anti-Diskriminierung sind für mich keine Diskussionsthemen, sondern ein selbstverständliches Gedankengut. Aber ja, ich benutze trotzdem „maskulin“ und „feminin“, weil es mir hilft, einen Duft einzuordnen.
Natürlich gibt es auch maskuline Frauen und feminine Männer, und jeder sollte tragen, was die Person mag. Am Beispiel von Amyris Homme sieht man ja, dass mir nur die „Homme“-Version gefallen hat. Man hat durch Werbekampagnen eingimpft bekommen hat, was männlich und was weiblich riechen soll. Ist natürlich Quatsch. Aber die antiquierte Einteilung hilft mir dennoch häufig weiter. Ein Duft der beispielsweise durch Marketing etc. des Herstellers als absolut unisex beworben wird, aber viele Kommentare hier beinhalten, dass dieser eine feminine Tendenz hat, ist wahrscheinlich nicht mein Ding.
Was zieht mich denn nun an?
Oh je! Es gibt einige Duftnoten, die mich anziehen (Iris, Safran, Veilchen, Bergamotte, Mandarine, Moschus...), und andere, die eher weniger mein Ding sind (Oud, Leder, Zibet, Bibergeil, schwarze Johannisbeere...).
Es gibt da draußen aber bestimmt den einen oder anderen Oud-Duft, der mein Herz erwärmt. Auch so mancher Irisduft hat mich plötzlich zweifeln lassen, ob ich Iris überhaupt mag. Dann zieht mich das Veilchen immer an... aber irgendwie besitze ich nie ein Veilchen. Meistens doch zu süß! Ein Duft hat ja ein ziemlich komplexes „Rezept“ – da steckt oft viel mehr drin, als man auf der Flasche oder in der Beschreibung des Herstellers lesen kann. Was letztlich veröffentlicht wird, ist auch immer ein Stück weit Marketing: Zielgruppe, Dufttrends, Image – alles spielt da eine Rolle. Ich versuche, offener für manche Duftnoten zu werden. Weniger auf die Pyramide achten.
Mein Geständnis! Skandal! Pure Oberflächlichkeit! Ein Parfum ist immer mehr als nur Duft für mich:
Ein Duft ist mehr als die bloße olfaktorische Erfahrung für mich. Ein Parfüm ist Teil meines Outfits – und wenn der Flakon nicht mit meinem ästhetischen Empfinden harmoniert (minimalistisch, clean inspirierter Stil), hat der Duft es schwerer meine Neugierde zu wecken oder im Warenkorb zu landen. Genauso geht es mir bei sehr dunklen Juices.
Ich hoffe, ich bekomme jetzt keinen Shitstorm … Für mich ist Parfüm nicht nur ein Duft, sondern ein visueller, olfaktorischer und modischer Bestandteil von mir und in meiner Umgebung.
Auch das Image einer Marke spielt eine Rolle. So bin ich gar nicht in-line mit den Chanel Düften. Ich finde diese viel zu dicht und irgendwie altmodisch. Celine spricht mich eher an. Ähnlich sieht es da bei den Handtaschen aus ;) Wobei ich bis heute keinen Duftliebling aus dem Hause BV habe. Was verwunderlich ist, denn meine Liebe zur Jodie (Handtasche) ist schon ein running gag in meinem Umfeld. Ob Nische oder Designer - ist mir letztlich aber egal. Das Image der Marke ist letztlich auch ein Statement was ich weitergebe. Und ich bin kein Chanel Girl (letzteres sowieso nicht mehr ;) ).
In diesem Sinne! Danke für eure Zeit. Btw. ich verbringe hier sehr gerne Zeit, weil ich hier Kontakt zu sehr reizende und liebenswürdigen Menschen haben durfte!
Ich such dann mal weiter nach DEM Duft der einfach IMMER zu MIR passt!
Cheers,
Olivia
Ich beneide Dich um Deinen langen Verlauf. Als Ü 50 bin ich erst vor 1,5 Jahren exzessiv eingestiegen.
Ich konnte über 12 Monate keinen Urlaub nehmen. Das Parfüm hat mich gerettet. Es gab mir " Auszeiten" . Dafür bin ich dankbar!
ist es nicht auch ein (Under)Statement qualitativ hochwertige Marken zu tragen, welche nicht so bekannt sind (Beispiel deine Sammlung)? Ich finde irgendwie schon. Wenn ich einen Duft einer bestimmten Marke trage, schwebt das Markenzeichen ja auch nicht unbedingt für alle sichtbar über meinem Kopf. Es ist für mich eher eine persönliche Sache, eine Art persönliches Commitment einen bestimmten Duft/ eine bestimmte Marke zu tragen - weil ich finde, es unterstreicht meine persönliches Image (oder auch ein Image, was man gerne hätte). Was sagst du dazu? Ist es nachvollziehbar für dich?
GlG + ich antworte gleich noch auf die ausstehende Schilderung :)
Das ist eigentlich gerade ein lustiges Gedankenspiel, welche Marke einen am ehesten verkörpert bzw mit der man sich gut identifizieren kann. Das mit dem Statement weitergeben stimmt 100%!