Droht das Aus für viele Kultdüfte? Neue Regeln für Inhaltsstoffe bereiten Sorge

Aufgrund neuer Reglungen der IFRA (International Fragrance Association) werden ab 1. Januar 2010 einige Duftstoffe, darunter z.B. Jasmin, Vanille oder Opoponax, verboten bzw. deren Verwendung stark eingeschränkt. Deshalb müssen zahlreiche Parfums reformuliert werden - Kultdüfte wie Chanel No.5 eingeschlossen. Parfumo ruft zum Protest gegen diese Neureglung auf.

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Was sagen die Parfümeure dazu? Wir haben Uwe Manasse, Erschaffer der iFume-Kollektion, gefragt, was er davon hält:

Uwe Manasse:

Die IFRA schlägt schon seit Jahren vor, bestimmte Stoffe für die Komposition von Parfum zu vermeiden. Es gibt nur eine einzige Lösung für die Anwender und ich sage es in meinen Workshops und auch sonst allen, die es hören wollen: Tragt Parfum nicht auf der Haut. Es ist wie eine Oper. Wer es auf der Haut trägt macht genau zwei Dinge:

1. Man singt aus vollen Drüsen bei dieser Oper mit.
2. Man bringt die Haut in Gefahr. Und zwar zumeist nicht durch Eichenmoos oder Cumarin sondern durch Hilfsstoffe, die überhaupt nichts mit dem Duft zu tun haben. Von Vergällungsmitteln die genutzt werden, um Steuern beim verwendeten Alkohol zu sparen (INCI: Alc. denat) über umstrittene Lichtschutzfaktoren, bis hin zu Phtalin, welches dazu genutzt wird, Kopfnoten länger haften zu lassen und welches invasiv wirkt, also IN die Haut geht und sich im Fettgewebe ablagert.

Dieses Katz-und-Maus-Spiel mit den Vorschriften der IFRA ist sehr amüsant, wenn man es von nahem betrachtet.

Guerlain hat z.B. folgenden Kunstgriff getan: Anfang des Jahres sickerte durch, dass Mitsouko ab 1. Juni verändert wird, wegen des Eichenmooses. Alle (inkl. mir) kauften noch ein Fläschchen. Luca Turin schrieb vom Ende unserer Zivilisation und bei Lavayette und KaDeWe wurden sogar die Tester geklaut. Der 1. Juni kam, alle (inkl. mir) ranten los, kauften noch eines vom vermeintlich "neuen" Mitsouko und siehe da... Perfekt. Warum? Weil die änderung schon vor Jahren vorgenommen wurde und keiner (auch nicht Luca Turin oder ich) hatten es bemerkt.

Anderes Beispiel: Neuerdings steht bei Farinas Eau de Cologne Eichenmoos nicht mehr in den INCI (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe). Ist aber noch drinnen. Nur unter der Deklarationsgrenze. Das Verrückte daran ist wiederum, dass sich ein kranker (Allergien produzierender) Körper nicht um Deklarationsgrenzen kümmert.

Was tun?

Auf dem Haar tragen, denn Menschen duften auf dem Kopf niemals schlecht (es sei denn, sie sind schwer krank). Das Haar ist eine riesige Fläche welche von der Natur dazu geschaffen wurde uns zu schützen, sogar bei 8mm Maschinenschnitt-Kurzhaarfrisuren. Das heißt, wir vermischen im Haar das Parfum mit unserem "besten" Duft, ohne damit in Berührung zu kommen. Wer den Opus schweigend vom ersten Ton bis zum Schlussakkord erleben möchte, trägt es auf dem Schal, dem Kragen oder anderen nasennahen Textilien.

Fertig.

Ich werde weiter, so es die Kunst verlangt, mit allen Duftstoffen arbeiten, die die Natur uns zur Verfügung stellt. Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht des Menschen Lust, sich sinnlich-unsichtbar zu schmücken. Auch für Allergiker gibt es Lösungen. Menschen, die beruflich Regeln aufstellen, verdienen ihr Geld damit. Ob diese Regeln sinnvoll sind, können wir in Bezug auf die IFRA glücklicherweise alle selbst entscheiden. Die Createure, die Firmen und vor allem die Anwender.

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