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vor 6 Jahren - 30.03.2018
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Es ist doch nur ein Duft!

Es ist doch nur ein Duft!

„Unparfumas“ wird sich unsere Welt wohl nie erschliessen. Kein Verständnis dafür, wie man sich nur einem Duft so hingeben kann. Wie man wertvolle Zeit mit Duftsuchen in Parfümerien vergeudet. Zeit im Bad mit Duftselektion verschwendet. Düfte so wichtig wie Kleidung nimmt. Ohne Duft nackt ist. Überhaupt Geld für sowas ausgibt.

Aber ein Duft ist doch soviel mehr als eine Investition!

Er schafft es, wie nicht viele andere Faktoren, einem an ferne Orte, in (längst) vergessene Zeiten oder zu imaginären und auch echten Lieben zu transportieren.

„Joop!Le Bain“ z.Bsp. war mein allererster Duft. Wenn ich den irgendwo schnuppere, bin ich innert eines Wimpernschlags zurück als Lehrling im damaligen Geschäft am Waren verkaufen.

Aber: Es ist doch nur ein Duft!

„Guerlain Shalimar“: Seine Notenlinien tragen mich an meinen Schulabschluss, an welchem ich den geschenkt bekommen habe, als Übergang von der Schülerin in die Welt der Erwachsenen. Meine Tante gönnte mir den, weil ich ihn an ihr immer so geliebt habe. Und er erinnert mich noch immer gern an beide Ereignisse.

Aber: Es ist doch nur ein Duft!

„Lagerfeld Classic“: Meine Mutter liebte und liebt den noch immer. Als Raucherin verleiht sie dem Duft noch eine ganz besondere und persönliche fast weihrauchige Note. Wenn ich den irgendwo erschnüffle, muss ich immer gleich an sie denken.

Aber: Es ist doch nur ein Duft!

„Burberry for Women“: Zwei meiner geliebten Katzen habe ich zum Einschläfern zum Tierarzt bringen müssen. Gedankenverloren legte ich einfach einen Duft auf. Nun erinnert mich dieser Burberry an jene schweren Stunden und ich kann ihn förmlich nicht mehr riechen.

Aber: Es ist doch nur ein Duft!

Bei manchen meiner Düfte habe ich Reaktionen bekommen wie:

  • Konzentrationsschwierigkeiten bei Arbeitskollegen im Büro, weil sie auf krumme Gedanken kommen.
  • Geweckte Kuschelbedürfnisse von Freunden wie Fremden.
  • Mich durch die halbe Stadt verfolgen, nur um mich nach meinem Duft zu fragen.
  • Aus dem Laden gehen und wieder zurückkommen, um mir ein Duftkompliment zu machen.
  • Auch das Gegenteil: Ich habe plötzlich den Laden für mich ganz allein.
  • Jemanden in eine bestimmte Jahreszeit versetzen zu können.
  • In Kombination von Lächeln und Duft für manche etwas Sonnenschein in den Tag zu bringen.

Aber: Es ist doch nur ein Duft!

Wenn es denn so wäre, wie kann ein simpler Duft es schaffen, was viele hartnäckig versuchen?

Wie kann ein Duft so viel Macht auf eine Persönlichkeit ausüben, Gutes wie Schlechtes in Erinnerung rufen, Wohlbefinden und Unbehagen erschaffen und Jahrzehnte zurückliegende Erinnerungen wachrufen?

Düfte begleiten uns ein Leben lang. Bei der Geburt nehmen wir eine neue Umgebung mit einem neuen Geruchsumfeld wahr. Durchs Leben hindurch kommen wir mit Milliarden von Düften in Berührung, die uns schliesslich mit den damit verknüpften Erinnerungen verbinden. Beim Tod wird es die Kerze, die für uns brennt, der Weihrauch der versprüht wird oder das Parfüm eines unserer Kinder, des Partners oder eines Freundes oder Freundin sein, das wir mit dem letzten Atemzug ins uns aufnehmen.

Es gibt wohl nicht viele Dinge auf dieser Welt, von denen wir sagen können, dass sie uns so treu durchs Leben begleiten, wie Düfte. Sie sind da wie unsere Schatten, unsere Seele, wie der Herzschlag.

Auch wenn ein Duft vergänglich zu sein scheint, lebt er in unserer Erinnerung weiter, als wäre er nie weg gewesen. Um ihn hervorzuholen, bedarf es nur eines Ereignisses, eines Worts oder einer Berührung.

Aber was erzähl‘ ich euch da…?

Es ist doch nur ein Duft!

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