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Profumas Blog
vor 4 Jahren - 13.08.2020
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Die Wirkung der Düfte

Auch ich hinterfrage sie immer wieder. Woher kommen die Übereinstimmungen, Unstimmigkeiten, Missverständnisse und anderen Umstände rund um Parfums?

Zugegeben angestiftet durch vorangegangene Stories zum Thema lasse ich meinen Gedanken freien Lauf.

Die folgende Duftgeschichte ist (scheinbar) aus dem Leben gegriffen.

Party. Frau ist so sauber, dass es ziepen würde beim Anfassen, dann noch dieser umwerfende Abendduft, top gestylt, alles sitzt, auch die Dessous. Selbstbewusst, sexy, rundum einfach Hammer und auf der Suche nach einem Kandidaten, der genau diese Attribute liebt. Der Blick schweift über die geladenen Gäste. In gefordertem Sicherheitsabstand ein Herr, der sich beklemmt die Hand vors Gesicht hält. Ja, es sind schwere Zeiten mit Corona. Man muss sich zu helfen wissen, wenn man in der Nähe von Menschen leicht in Panik gerät.

Frau lässt sich nicht beirren, geht in die Richtung des nervösen Herrn. Schliesslich führt an ihm vorbei der Weg zum Häppchenbuffet. Beim Näherkommen weiten sich die Augen des Gastes, er tritt zwei grosse Schritte zurück, schnappt nach Luft, hustet gezwungen dezent, um nicht (noch mehr) aufzufallen.

Frau steuert an ihm vorbei, konstatiert dabei sein eigenartiges Benehmen und blickt schliesslich am Buffet angekommen besorgt zurück. Vielleicht braucht er ja Hilfe? Doch da ist der Herr schon längst verschwunden. Die sich hektisch bewegenden Kristallteilchen am Fadenvorhang zum Flur Richtung Toilette lassen Böses erahnen.

Da kann Frau schon ins Grübeln kommen. Hat sie etwa doch ein Quäntchen zu viel vom Lieblingsduft aufgetragen? Oder leidet der arme Mann einfach nur unter einer unruhigen Verdauung? Sie wird es wohl nie erfahren, denn die Häppchen am Buffet haben längst über die kurzzeitige Verwirrung gesiegt.

Düfte werden unterschiedlich wahrgenommen. Das ist Fakt und auch unter anderem in vorangegangenen vergnüglich zu lesenden Blogs beschrieben. Dass zwischen Wahrnehmungen auch Welten liegen können, die über Sein oder Nichtsein der weiteren Kennenlernphase entscheiden, ist manchmal auch erschreckend.

Es darf im vorangegangenen aber Fall davon ausgegangen werden, dass sich diese beiden Individuen weder beabsichtigt wiedersehen, noch denselben Raum teilen und schon gar nicht ein Leben.

Dass Frau auch mal zu dick aufträgt mit ihrem Duft, sei ihr an dieser Stelle vergeben. Viele kennen „Weniger ist Mehr“ nicht oder glauben es für andere bestimmt, unterschätzen die Strahlkraft ihres Duftwässerchens um ein Vielfaches und sind sich oft so an die Noten gewöhnt, dass sie längst dafür duftblind geworden sind.

Die Vorteile hingegen sind Verkaufsflächen fast nur für sie allein, Sitzplätze mit enormer Bewegungsfreiheit in den Öffentlichen Verkehrsmitteln und ein auffälliges Desinteresse vonseiten stechenden Insekten, beissenden Hunden oder kratzenden Katzen. Schliesslich ist Frau selbst bereits zur wandelnden Gefahr mutiert.

Die nächste Duftgeschichte birgt ein Missverständnis.

Frau spaziert durch die Gassen einer Stadt. Die Schaufenster locken. Zum Shoppen aber auch zum Selbstcheck. Die Frisur sitzt, das Kleid auch und der Duft erst recht. Selbstbewusst geht’s voran. Doch da ist doch etwas? Jeder kennt doch das Gefühl, wenn er scheinbar beobachtet wird. Leicht beklemmend, verwirrend. Und eine gewisse Unsicherheit mischt sich unter die eben noch beinharte Gewissheit, heute Superwoman zu sein. Frau dachte eben noch „Marmor, Stein und Eisen bricht, doch mein Selbstbewusstsein nicht“!

Doch dann ist es da. Wie ein Schatten.

Dieses ungute Gefühl.

Moment…

Es ist ja wirklich ein Schatten!!!

Die Schritte von Frau werden schneller, vergessen sind die Blicke in die Schaufenster, um die eigene Verpackung zu checken. Vielmehr dienen sie nun dem Erhaschen des Ursprungs dieses Schattens. Die Spannung steigt, als sich nichts im Glas erkennen lässt ausser dem eigenen Spiegelbild. Die Clutch unterm Arm drückt sich näher an die Rippen. Wenn da einer das Täschchen mit der Geldbörse will, kriegt er mal erst ordentlich Haue. Kampflos wechselt das Teil niemals den Besitzer! Frau bereitet sich auf alles vor. Im Kopf die wildesten Szenarien. High Heels wirbeln durch die Luft und hinterlassen Dellen an der Stirn des Angreifers, die Krappenfassungen an den Steinchen der Clutch ziehen Kratzspuren über seine Wangen und wofür hat Frau noch spitze Ellenbogen und Knie? Die „Drei Engel für Charlie“ machen’s schliesslich vor. Während Strategien zurechtgelegt werden, vernimmt Frau Schritte hinter sich die näherkommen. Sie werden schneller, als sie ihre beschleunigt. Der Kerl will es also wissen! Warum gerade jetzt keine Menschenseele diese Gasse benutzt ausser ihr und dem unheimlichen Verfolger ist ihr schleierhaft. „Das ist ja wie im Film“, schiesst es ihr durch den Kopf und ihre Körpertemperatur steigt vom Hasten und Schweissperlen stehen über ihrer Stirn. Noch um die nächste Ecke, dann mündet die Gasse in eine befahrene Strasse mit Ampeln und Fussgängerstreifen. Dort würde er es nicht wagen sie anzugreifen. Gehetzt stöckelt Frau auf ihren Pumps mühsam weiter über das Kopfsteinpflaster, hört deutlich die näherkommenden Schritte und kann bereits den Atem des Kerls im Nacken spüren. „Den würdest du jetzt nicht bemerken, wenn du das Schultertuch nicht daheim vergessen hättest“, mault sie sich in Gedanken an. Wie ein Tier auf der Flucht kratzt sie eng die Kurve um die Ecke und sieht vor sich ihre Rettung. Doch da greift ihr der Verfolger an die Schulter.

Das Herz von Frau setzt einen Schlag aus. Der Magen fühlt sich an, als würde er in der Mitte durchgefaltet. Atemlos und doch erstaunlich fokussiert vergewissert sie sich gedanklich, dass sie ihr Testament gut auffindbar zuhause untergebracht hat.

„Wohin denn so schnell, schöne Frau?“ Die männliche Stimme, tief und leicht rau bahnt sich ihren Weg von hinten über ihre Schulter zum Ohr. Warum sollte ihn das interessieren, wenn er doch an ihre Clutch will? Der Schatten hinter ihr geht um sie herum und bleibt vor ihr stehen. Der Atem des Kerls ist nah und warm. Sie kann seine Blicke spüren. Frau stellt ihr rechtes Bein etwas vor. Massnehmen heisst es jetzt, damit das Knie auch trifft. Auf Drei würde sie ihm zeigen, wo ihre Kniescheibe sitzt. Ihr Herz pocht laut. Fast kann sie sich kaum zählen hören.

Eeeeeins…..Zweeeei……Dreee...“Sie hatten es ja eben ganz schön eilig“, unterbricht die Stimme den Countdown oder besser Count-up. „Ich wollte Sie doch nur nach Ihrem Parfum fragen.“

Frau erstarrt .

In Otto-Manier befiehlt das Grosshirn der Kniescheibe:“…Senken…“! Der Magen hingegen wälzt sich in Scham nochmals um. Mit hochrotem Kopf blickt Frau zögerlich hoch zu ihrem Gegenüber. Dass der Mann auch noch so umwerfend aussieht, macht die Sache nicht leichter. Tief beschämt druckst Frau um den heissen Brei herum, bloss nicht sagen, warum sie’s wirklich so eilig hatte und schnell einen bald fahrenden Zug als Vorwand nehmen. Zutiefst peinlich berührt muss sie sich eingestehen, dass ihr um ein Haar eine fette Arztrechnung und Anzeige wegen Körperverletzung ins Haus geflattert wäre. Tante Grete hatte ihr doch längst geraten, etwas für ihre schwachen Nerven zu nehmen. Und nun das!

Szenenwechsel.

Ein Jahr später. Ein Pärchen sitzt eng beisammen draussen an einem runden Tischchen im Café an der Ecke zu einer alten Gasse. Sie streichelt zärtlich seine Hand, er spielt mit ihrem Haar. Tiefe Blicke. Dann haucht er:“ „Weisst du noch, wie wir uns kennen gelernt haben? Du bist im wahrsten Sinn des Wortes vor mir davon gelaufen. Und hier an der Ecke habe ich dich endlich zu fassen bekommen.“ Kindlich kichernd senkt seine Herzdame den Kopf.

Wie könnte sie das jemals vergessen?

Jeder Duftliebhaber wird seine eigenen kleinen Duftgeschichten erlebt haben oder welche von anderen duftbegeisterten Menschen kennen.

Und alle sind sie spannend. Das Universum der Düfte ist schier unerschöpflich, so auch die Quelle für Duftabenteuer.

Vielleicht dürfen wir sie alle hier auf parfumo.de lesen.

Ihretwegen nachdenken, träumen, weinen oder lachen.

Sich erinnern, in alten Zeiten schwelgen und sich auf neue freuen.

Ich kann es jedenfalls kaum erwarten...!

Seid dufte gegrüsst...und auf Wiederschnuppern...!

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