Rejuco

— Marke —
Die Marke "Annayake" ist eine Douglas-exklusive Marke, die sich - nicht nur vom Namen her - gerne den Mantel des Fernöstlichen überwirft und dementsprechend auch die offizielle, sehr spärlich gehaltene Webseite im asiatischen Stil hält, obwohl die Marke in Frankreich gegründet wurde und aufgrund ihrer mangelnden Historie und Vielfalt auch nicht über, ich nenne es mal, Douglas-Niveau hinauskommt. Wem also die Marke des Duftes wichtig ist, der sollte vielleicht doch eher zu den Düften "hochwertiger" Designer a la Gucci, Chanel, YSL und Co. greifen.

— Name —
"Love (For) Him". Teilweise mit und teilweise ohne das "for" geschrieben. In meinen Augen ein ziemlich blöder Name. Heißt das, das Parfüm solle dem (sehr einsamen, depressiven) Träger Liebe geben (Schreibweise mit "for")? Oder die, die es riechen, sollen ihn gefälligst lieben ("Love him!!!!! That's an order!!!!!")? So oder so werde ich damit nicht wirklich warm.

— Flakon —
Geschmackssache. Definitiv mal etwas anderes, dieser hochgewachsene Flakon. Allerdings nicht "was anderes", sofern man Annayake Düfte gewohnt ist. Die sehen nämlich alle so aus. Ich selbst habe es lieber kompakt oder "quadratisch, praktisch, gut", wie etwa bei Dior Homme, aber halt einfach klassisch (Chanel Allure Homme, CH Men, YSL L'Homme etc). Dürfte aber für Leute, die ohnehin 50 Düfte im Bad stehen haben (zu denen ich nicht gehöre), eine tolle Abwechslung zwischen solchen eben genannten Flakons sein (quasi eine Art "Skyline von Fraghattan" mit dem Empire State Annayake mittendrin oder am Rand).

— Duftbeschreibung —
Wer hier eine differenzierte, jede Note genau herausriechende Beschreibung erwartet, der wird enttäuscht werden. Dafür ist meine Nase wohl nicht fein genug und darauf kommt es mir selbst auch wenig an. Ich lege Wert auf die Gesamtkomposition, wie auch ein Musiktitel, den ich höre, mich als Gesamtpaket umhauen muss und es nichts bringt, wenn eine tolle E-Gitarre im Hintergrund zu hören ist, der Schlagzeuger aber außerhalb des Takts spielt und der Bassist sich anhört, als nehme er gerade seine erste Unterrichtsstunde. Sollte in einem ohnehin schon guten "Song" (alias Parfum) aber eine Note nochmal etwas ganz Besonderes "on the top" setzen, wie etwa die E-Gitarre ab etwa 7:00 min im Song "November Rain" von Guns N' Roses, so werde ich das natürlich lobend erwähnen bzw. dementsprechend herausstellen.

In der Tat riecht der Duft in der Kopfnote, wie man es anhand der Zutaten bereits vermuten kann, sehr fruchtig, ohne dabei auch nur im Geringsten weiblich zu wirken. Dies wird meiner Meinung nach durch eine gewisse Rasierwasserschärfe bewerkstelligt, die ab der ersten Minute präsent ist und sich bis in die Basisnote durchzieht. Auch die fruchtigen Noten bleiben sehr gut erhalten. Auch die maritimen Noten deuten sich bereits in der Kopfnote an, brechen dann in der Herznote richtig durch. Definitiv ein Duft, der einen an Sommer, Sonne, Strand denken lässt und den ich am ehesten in die Riege des Acqua di Gio stellen würde. Aufgrund des Maskulinen kann er aber auch gut in den Übergangszeiten und abends getragen werden, vorausgesetzt, die Party ist eine typische "Sommerparty" (auch inside), also keine, zu der man in Winterjacke kommt, weil es -20 Grad draußen sind.

Insgesamt ist dies ein Duft, der sich relativ wenig ändert, vielleicht zum Ende hin eher maskuliner wird und das Fruchtige zunehmen verliert. Manche bezeichnen solche Düfte als "langweilig", ich persönlich mag es, wenn ein Duft so bleibt, wie ich ihn mag (und das ist bei mir insbesondere die Herznote eines Dufts). Ich sehe einfach keinen Vorteil darin, einen Duft zu haben, der "zwischen Stunde 3 und 4 sein volles Potenzial entfaltet und dann richtig toll riecht!! Ansonsten ist er Durchschnitt...". Wie macht man das dann? Man sprüht sich drei Stunden vor dem Date richtig doll ein, damit besagtes Date dann einerseits die tollen Nuancen riecht und gleichzeitig der Duft noch nicht verflogen ist? Und was macht man ab Stufe 4? Ich nenne solche Düfte einerseits "interessant" und "facettenreich", andererseits "gefährlich" und "umständlich". Lange Rede, kurzer Sinn: Annayake Love (For) Him zählt da meines Empfindes nicht zu.

— Haltbarkeit —
Wie die Bewertungen schon zeigen, ist der Duft weder Haltbarkeits- noch Sillagebombe. Allerdings empfinde ich eine Sillage-Bewertung von 4.9 als deutlich zu niedrig gegriffen. Dieser Duft hat mir die meisten Komplimente (!) von Frauen eingebracht und zwar von jenen, die nicht an meinem Hals herumgeknabbert haben, ergo etwas von der Sillage mitbekommen haben müssen. Die Haltbarkeit würde ich als für Düfte dieser Art durchschnittlich bewerten, vielleicht sogar etwas darüber (im Vergleich mit etwa dem L'Homme).

— Preis —
100 ml kosten 70 € bei Douglas, etwa 45 € bei (seriösen) Internethändlern.

— Fazit —
Ein Duft, dessen Wertungen von 4.9 (Sillage) bis 6.6 (Flakon/Duft) ihn zu Unrecht ins unterdurchschnittliche Feld der Belanglosigkeit rücken. Er ist definitiv kein absoluter Klassiker und wird bei den "Supernasen" hier auf Parfumo auch mit Pauken und Trompeten durchfallen, da aber 98% der Nasen da draußen einfach nach der "Gesamtduftwolke" gehen, weiß dieser Duft durchaus sehr gut zu gefallen. Insbesondere, wer für den kommenden Sommer mal etwas anderes als die "Hat jeder Zweite"-Düfte wie Acqua di Gio, Jil Sander Sun oder Davidoff Cool Water sucht, sollte sich diesen Duft mal zum Probeschnuppern vornehmen.

... aber irgendwie auch nichts richtig. Absoluter Standard unter Schülern, Studenten und im Büro. Negativ auffallen im Sinne von "Uuaaahhhh, wie riecht DER denn!?" tut man damit nicht. Positiv auffallen im Sinne von "Wooaaahhhh, wie riecht DER denn?!" aber auch nicht. Viele haben es. Viele Frauen kennen es bereits an anderen Männern. Gut, um unauffällig seinen Alltag hinter sich zu bringen. Schlecht, um durch positive Akzente heraus zu stechen. Als persönliche Unterschrift dient dieser Duft zumindest kaum. Aber das erhofft sich der Käufer bestenfalls auch nicht.

Habe mir den Duft 2008 im Duty-free gekauft, weil er meiner Meinung nach gut roch. Habe ihn dann ein paar Monate im Wechsel mit anderen Parfums getragen und konnte ihn schließlich nicht mehr riechen. Das ist mir in der krassen Form mit noch keinem anderen Duft passiert. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob er noch immer so roch, wie damals "neu" oder ob der Duft sich einfach schon wenige Monate nach Anbruch derart in seine Einzelbestandteile zersetzt, dass er nicht mehr gut riecht. Andere EdTs benutze ich teilweise aber über zwei Jahre und sie duften nach wie vor super. Habe das halb volle Parfum schließlich einem Freund geschenkt, der es wenige Male benutzte und nun seit längerer Zeit nur im Bad rumstehen hat. Vielleicht freut er sich über das Krokodil. ;) Aber absolut keine Kaufempfehlung! Hier löst Lacoste das Qualitätsversprechen, das bei den Polohemden regelmäßig gehalten wird, nicht ein. Enttäuschend!