Sarahsluf

Sarahsluf

Rezensionen
Sarahsluf vor 7 Jahren 24 6
10
Duft
Wasser kann
Die Serge Lutens-Düfte habe ich recht ausgiebig getestet, einige fand ich gut, viele ok, manchen schlimm, gut gemacht sind sie sicher allesamt. Mir werden sie durch den Weihrauch und /oder die reichlichen Gewürze fast alle irgendwann verdorben. Das ist Geschmacksache.
Jedenfalls sehe ich hier den Grund für die relativ schlechte Bewertung des L´Eau: er ist so ganz anders als seine Brüder und Schwestern, dem Lutensliebhaber (kein Weihrauch! keine Gewürze!!) ist das dann eben wirklich nur Wasser (und sieht man die Lutensdüfte weiterhin als Nische an, sind das dann diejenigen, die von Serges Wasser Wind bekommen haben und dann bewerten).
Für mich ist er hinreißend schön und reicht mir als Beweis, dass Serge Lutens ein Meister seiner Klasse ist (oder Christopher Sheldrake, je nachdem, wie da die Arbeitsteilung war) und ich Banause es bei den anderen Lutensern einfach ob meiner subjektiven Präferenzen nicht gebührend schätzen kann.
L´Eau Serge Lutens riecht nach dem verdampften Wasser, das aus weißen, in der Sonne getrockneten, vorher frisch gewaschenen Hemden aufsteigt. Das muss man erst mal hinbekommen, solche 1:1-Geruchsnachbildungen finde ich eh schon faszinierend.
Ob das nun eigentlich Waschmittel oder Weichspüler ist oder ob Sonne in weißem Hemd im Wasserdampf einen ganz spezifischen Eigengeruch hat, ich meine letzteres, denn an der Luft getrocknete Wäsche riecht anders als nicht frischluftgetrocknete.
Damit riecht er für mich genau so, wie es der Serge im dazugehörigen Werbevideo verspricht, nur die dabei bildlich vermittelte Kühle empfinde ich anders, denn bei aller Reinheit und Frische ist Serges Wasser nie kühl, vermittelt mir eher ein Gefühl der Geborgenheit, einen Moment der Stille, ein mit mir im Reinen sein. Und dabei scheint die Sonne.
Die Vermarktung als Antiduft kann ich nachvollziehen (die Serge-Jünger sicher auch ^^): Zum Minus der Geruchsüberladung (=Gestank) ist L´Eau das Plus. Hätte man etwa einen Teenager in der akuten Hormonumstellungsphase inklusive der geruchlichen Begleiterscheinungen, zwei Sprüher vom L´Eau würden zumindest die olfaktorischen Strapazen einfach ausradieren. Der Name passt also auch in der Hinsicht ganz fantastisch. Man kann ihn als Schutzschild gegen jedweden Umgebungsungeruch einsetzen. Wenn man mal nicht so viel Unangenehmes riechen will und trotzdem unter Leute muss.
Als wirklich unangenehm sollte den niemand empfinden, langweilig (kein Weihrauch, kein arabischer Gewürzsouk, kein orientalischer Wüstenwind) gerne, aber das soll so. Wer weiß, vielleicht hat die Schöpfung auch deswegen so lange gedauert, weil sich Serge, nachdem er den ganzen Tag an der neuesten Geruchsbombe getüftelt hat, immer abends und ganz früh eine Auszeit mit L´Eau genommen hat. Und weil er sein liebster war, hat er ihn eifersüchtig noch ein wenig für sich behalten und dann noch ein wenig länger.
Ein Meisterwerk.
6 Antworten
Sarahsluf vor 7 Jahren 6 5
4.5
Duft
Süßes und Saures
Vielleicht hat Royal Bain de Caron ursprünglich mal anders gerochen oder seine Beliebtheit rührte grad daher, dass man 1941 mit einem so klebrig süßen Duft noch ausdrücken konnte: ich kanns mir leisten. So zu riechen und auch das Essen, das dadurch impliziert wird.

Tatsächlich bekomme ich hier Assoziationen zu Champagner, Name und Verpackung sind für mich also durchaus stimmig, irgendwas prickelt da, allerdings kein bisschen frisch oder belebend, sondern einfach nur papp-süß und dabei sehr künstlich, ein wenig an Plastik erinnernd. Und leicht abgestanden, überreif.
Eine schon vergoren anmutende Note nehme ich wahr, was ich eigentlich oft ganz interessant finde, im Zusammenhang mit der überreifen Süße hier aber sehr abschreckend wahrnehme.
Allgemein können süße Düfte bei mir fast nie punkten, ich rieche diese Noten immer überdeutlich, daher hatte dieser es von Vornherein schwer.
Weihrauch nebst der Süße könnte für das Empfinden des champagnerartigen Prickelns verantwortlich sein, der wohl durch einen recht sauren Duft zustande kommt, der durch einen sehr süßen Duft in Wellen überlagert wird. Diese Assoziation finde ich durchaus spannend und auch als Experiment auch irgendwie gelungen.
Hinzu kommt dann noch eine künstliche Plastiknote.
Getestet wurde nur einen Abend, wer daraus ein Urteil über den Wert des Kommentars schließt, gerne. Im Umkehrschluss gäbe es hier aber wohl nur positive Kommentare, wenn man jeden Duft ausgiebigst, über Wochen tragen müsste, bevor man sich erlaubte zu einem Urteil oder einem Kommentar zu kommen.
5 Antworten