Es war einmal

Anfang der Neunziger Jahre. Da lernte ich meine große Liebe kennen.Es war eine Frau und sie hieß Samsara. Ganz unromantisch lernten wir uns kennen, in einer Parfümerie. Eine Verkäuferin stellte sie mir vor. Ihr Äußeres gefiel mir schon mal sehr gut. Dann bekam ich Samsara auf die Haut - und schwups war ich verliebt. Und sie auch. Ich wollte Samsara und Samsara wollte zu mir. Das merkte ich sofort. Die schöne Samsara. Wie sie mich einwickelte mit ihrem Charme, munterte mich auf mit ihrer tollen Zitrik und dem sanften frischen Grün.Sie umgarnte mich mit Jasmin, so stolz ihre Rose, so verführerisch ihr Amber, ihr Moschus so sexy, so schön süß ihre Vanille, betörend ihre Sandelcreme. Ich nahm Samsara mit und sie zog bei mir ein und blieb - bis heute. Wir beide paßten einfach gut zueinander. Ich war damals im gesamten Freundes und Bekanntenkreis die Einzige, die Samsara hatte. Und sie war immer bei mir. Uns gab es nur noch im Doppelpack. Ging ich zu Verabredungen kam immer sowas, wie - Oh Samsara ist da, mit Trägerin ! Ich fand's cool. Samsara hat einen unwahrscheinlichen Wiedererkennungswert. Jeder fand sie schön. Oft wurde ich von Fremden angesprochen, bekam Komplimente, wie gut ich dufte, oder wurde gefragt, welches Parfüm ich trage. Einmal kam mein Freund von der Arbeit und erzählte, er habe eine neue Kollegin. Fast ein bischen entrüstet sagte er, weißt du was sie für ein Parfüm trägt, dein Samsara. Irgendwie steht dir das viel besser. Tja, gut daß ich die Kollegin nicht kannte. Mit Samsara zusammen wurde ich eine richtig stolze und selbstbewußte Frau. Viele Jahre lebten wir glücklich und zufrieden. Doch eines Tages, ganz nebenbei sagte Samsara mir, es sei Zeit sich einmal zu verändern. Ich dachte o nein, bitte nicht. Samsara war großartig, so wie sie war. Tja,so sind die Frauen. Gott sei Dank hatte ich gebunkert. Einen Schrank voll mit Samsara. Im Sommer nahm ich meistens das schöne reichhaltige Deo als Parfüm. Im Frühling und im Herbst das Eau de Toilette und im Winter Eau de Parfüm und zum Ausgehen Ihr Extrait. Irgendwann war der Bunker leer und ich machte Samsara klar, daß mir ihr neues Ich nicht so gefällt und ich der alten Samsara sehr nachtrauere. Unsere Beziehung hatte einen Knacks. Doch wir rauften uns zusammen und beschlossen immer Freundinnen zu bleiben. Sie lebt nach wie vor bei mir und auch, wenn wir nicht mehr jeden Tag zusammen verbringen, kommt immer noch große Freude auf, wenn wir uns ab und zu mal wieder treffen. Und - ganz trennen, das kommt für Samsara und mich nicht in Frage. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann.........