Ihr ödet mich alle an!
Das ging mir durch den Kopf, als ich vor nicht allzu langer Zeit vor meiner Parfum-Sammlung stand. Ich war angezogen, einigermaßen gestylt, ready für die Arbeit. Nur das Duftwässerchen des Tages fehlte noch. Aber konnte ich mich entscheiden? Konnte ich? Nein! Egal welchen Flakon ich in die Hand nahm, an jedem gab es etwas rumzumäkeln. Zu schwer, zu leicht, zu frisch, zu oft getragen. Ich zog einen Flunsch, schloss die Tür meiner olfaktorischen Schatzkammer und nebelte mich mit einem Bodyspray von Mexx ein (im Sommer meine erste Wahl, wenn mir gar nichts mehr einfiel!) und vergas mein „Parfum-Problem“. Vorerst! Am nächsten Morgen spielte sich dasselbe Drama ab und am nächsten Morgen und am nächsten und am nächsten. In der Straßenbahn wälzte ich mein „Problem“ und kam zu einer einfachen aber banalen Antwort: ich mag meine Düfte noch. Ausnahmslos alle. Ich finde sie alle toll, die einen natürlich ein wenig mehr als die anderen. Viele von ihnen sind seit Jahren treue Weggefährten. Wenn ich an Lady Million denke, denke ich an durchgetanzte Nächte, einen leichten Schwips und die ein oder andere Knutscherei. Wenn ich an Armani Code denke, denke ich immer an diesen einen Kollegen und daran, dass wir uns beide sehr sehr mochte und uns beide irgendwie doch nicht getraut haben, dem anderen von unseren Gefühlen zu erzählen.
Mit fast jedem Duft verbinde ich eine Erinnerung und doch stelle ich mir beim Betrachten meiner Sammlung die Frage: bin das noch ich? Ist die Person, die an all diese Düfte eine Erinnerung knüpft, noch dieselbe Person, die gerade diesen Text schreibt?
Natürlich verändert man sich im Laufe der Jahre, wird ein Stück weit ein anderer Mensch. Prioritäten, Sichtweisen und Lebensumstände können sich ändern. Und prinzipiell sind Veränderungen immer was Gutes, so sehe ich das jedenfalls. Nur war ich doch ziemlich überrascht von dieser Veränderung meiner Person, stellte ich diese Veränderung doch an etwas so banalem wie Parfum fest. Auch mit meiner Kleidung und meinen Taschen ging es mir so, wenn ich weiter über die Sache nachdachte. Alles Dinge, die ich noch immer schön finde, die mir gefallen, die mir aber trotzdem die Frage stellen: bist das noch du? Oder bist du schon jemand anderes und es wird Zeit für etwas Neues?
Ein absolutes Luxusproblem, ich weiß...und noch dazu irgendwie verdreht: ich mag alle Düfte noch, aber trotzdem öden sie mich an?
Natürlich fange ich jetzt nicht an, alles an Kleidung, Taschen und Parfum auszusortieren, von denen ich mir die Frage stelle, ob das noch „ich“ bin. Aber ich habe umsortiert. Im Kleiderschrank, bei den Taschen.
Und ich habe mir einen neuen Duft gekauft (der erste seit über einen Jahr!). Einen, den ich noch nicht kannte. Vielleicht, um mein neues „Ich“ und die Erkenntnis, dass ich mich verändert habe, zu feiern? Wahrscheinlich! Ziemlich wahrscheinlich sogar!
Was ich mit den „öden“ Düften mache, weiß ich noch nicht. Ich lasse sie erstmal im Schränkchen, da stehen sie sicher. Und wer weiß, vielleicht finden wir irgendwann wieder zueinander. Manchmal tut Abstand zueinander einfach nur gut.
Wie ist es bei euch? Was macht ihr mit Düften, die ihr noch mögt, von denen ihr aber das Gefühl habt, dass das nicht mehr ihr seid?
Liebe Grüße!
Liebe Grüße!
Liebe Grüße
Dufte Grüße!
Liebe Grüße
Ich habe nur bei einigen Düften die Befürchtung, dass mich die Leidenschaft wohl nicht mehr packen wird. Es ist, wie manche Beziehung im Leben, wohl einfach vorbei und man macht sich auf zu neuen Ufern.
Bei mir war das so, dass ich vor Jahren einmal tatsächlich alle meine Düfte konsequent durchgetestet und in mehreren Runden immer die, die mir am wenigsten "gegeben" haben, aussortiert hatte, auch.wenn mir die Düfte eigentlich ganz gut gefallen haben. Die Aussortierten hatte ich dann konsequent verkauft und obwohl ich sie bis heute in guter Erinnerung habe, habe ich nur ganz Wenige (viel) später wieder nachgekauft... Eigentlich sollte man das mal wieder machen:-D
So ähnlich habe ich es vor ca. 2 Jahren auch einmal gehandhabt mit meiner Sammlung...rund 10 Düfte haben mich damals verlassen...allerdings waren das nahezu alle Spontankäufe mit denen ich am Ende doch nicht warm wurde. Und ich stimme dir zu, immer mal wieder eine kleine Inventur schadet ja auch nicht.
Liebe Grüße