StenLaurel
StenLaurels Blog
vor 2 Monaten - 06.03.2024
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Ansichten eines Katers … oder wie ich zum Parfumberater wurde

Ich bin Berater. Also neuerdings. Berater für Käse, Thunfisch, Lachs und Parfum. Neben Katzenfutter, versteht sich. Tester bin ich natürlich auch. Ich kann ja schlecht beraten, wenn ich keine Ahnung habe. Andere können das. Die erklären Dir, wie ein Parfum riecht. Das können die so, das Parfum brauchen sie dafür nicht. Steht ja alles im Internet. Da schreiben sie ab. Wenn sie clever sind, formulieren sie es um. Die nicht so Gewitzten schreiben einfach, was da steht. Mit allen Rechtschreibfehlern, merken sie nichtmal. Dass sie abschreiben, merken sie schon, das wissen sie sogar. Aber die Rechtschreibfehler, da hört das mit dem Merken auf. Und mit dem Wissen auch.
So bin ich nicht. Ich schreibe nicht, dass der Edamer mit Schaf eröffnet, in Ziege übergeht und eine milchige Basis hat, wenn ich ihn nicht selbst probiert habe. Oder dass Lachs eine Sillage wie Hammerhai entwickelt, wenn man ihm nur Zeit lässt. Nicht, dass Lachs nicht wie Hammerhai riechen kann, aber das muss ich geprüft haben. Geprüft und nicht abgeschrieben.

Mein Mensch und ich essen zum Beispiel gemeinsam Frühstück. Da gibt er mir Käsestückchen. Vom Tisch. Das soll man nicht, ist mir aber egal. Geht auch anders nicht, wie soll ich ihn sonst beraten. Ab und zu isst er Emmentaler. Davon habe ich ihm abgeraten. Emmentaler ist imgrunde ungeniessbar, Gouda ist OK. Lachs auch, aber bitte ohne Meerrettich! Bei Parfum ist das ähnlich. Das gibt es in Emmentaler und in Gouda, um das mal bildhaft auszudrücken.

Mein Mensch und ich parfumieren uns gemeinsam. Also ich eigentlich nicht. Aber ich bin dabei. Beim Parfumieren. Wenn er das Zeug aufsprüht. Ich berate ihn. Meinen Menschen. Aber das sagte ich ja schon. Nicht alles, was er zusich nimmt, findet meine Zustimmung. Da gibt es furchbare Dinge. Er isst Zwiebeln, würg. Er isst Thunfisch, das ist OK. Zum Glück hat er kein Zwiebelparfum. Thunfischparfum wäre auch OK, will er aber nicht. Manchmal ist mein Mensch komisch. Dafür tut er sich andere Düfte an. Schlimm! Chanel No.5 zum Beispiel. Das gebe ich nicht frei. Da bin ich IFRA! Knallhart, da verweigere ich das Schnurren.

Angefangen hat das mit einer Ausbildung. Keine Ausbildung, was Käse, Fisch und Putenwurst vom Menschentisch betrifft. Da brauchte ich keine Ausbildung, das ist bei mir angeboren. Da kann ich ihm ohne Ausbildung sagen, was man essen sollte und was besser nicht. Wenn er auf mich hören würde.
Bei Parfum ist das anders. Da musste ich in die Lehre. Lehrjahre sind keine Katzenhaare! Irgend so einen dummen Spruch gibt es da. Und das stimmt, war eine harte Zeit. Jeden Tag  kam Christel. Christel von der Post. Die brachte neue Proben. In wattierten Briefumschlägen, kleine Glaszylinder. Die sprühte mein Mensch auf. Also, was da drin war. Auf zerschnittenes Schreibmaschinenpapier. Das sei genauso gut. Sagte er. Ich spielte dann gerne mit den leeren Umschlägen. Die puffen prima und man kann sie super im Papierkorb erlegen und mit der Beute unterm Sofa verschwinden.
Die besprühten Papierstreifen hielt er mir vor die Nase. Wenn er mich erwischte.  Entweder ich verzog dann das Gesicht oder flüchtete , je nachdem. So lernte ich Galbanum, Honig, Eichenmoos und Kuhstall kennen, Anis und Walfischgewöll. Gut, Kuhstall kannte ich schon, da fange ich ja Mäuse.

Inzwischen bin ich Fachmann. Fachmann für Menschennahrung und Parfum. Erwähnte ich bereits. Christel kommt immer noch. Mit Glaszylindern und Puffumschlägen. Dafür hätte man 800 Dosen Sheba kaufen können. Naja, was solls ..
Mein Mensch sprüht jetzt auf sein Handgelenk. Das habe ich ihm geraten. Und ich rieche dran. Renne ich weg, hat er wieder sinnlos Geld verbrannt.
Neulich kam er mit "Bear" an. Nicht das ungesunde Zeug in Halbliterflaschen. Bear wie Kodiak, Bear wie Grizzly, Bear wie Schwarzbär. Das riecht wie Kodiak, riecht wie Grizzly, riecht wie Schwarzbär. Und hat eine schöne gelbe Farbe. Also dieses Bärenextrakt. Und das hat er sich aufs Handgelenk gesprüht. Und dann kam er aufs Sofa, ich war gerade am Pennen. Weckte mich. Hielt mir die Hand hin, sagte: "Riech mal!" Und ich roch. Roch an seinem Handgelenk, dem Handgelenk von meim Mensch. Was war das? Soo geil! Ich musste ihm die Hand lecken! Ich war hin und weg. Meine Beratung! Mein Mensch! Ich bin soo stolz auf ihn!

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