StenLaurel
StenLaurels Blog
vor 1 Monat - 22.03.2024
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Vom Parfumabfüllen, Besuchern und Fischstäbchen

Rrrrrrrrring ….. rrrrrrrrrrring … das Telefon klingelt. Eigentlich klingelt es nicht. Es dudelt "Spiel mir das Lied vom Tod".  Und eigentlich fülle ich gerade Parfum ab. Und eigentlich habe ich garkeine Zeit zum Telefonieren. Nervenzehrend ermahnt mich die Mundharmonika, endlich abzunehmen. Es ist Ole. Ole ist ein Freund von mir. Ole lebt allein. Ole fällt die Decke auf den Kopf. Ole kündigt seinen Besuch an. Das macht er öfter. Das bedeutet, heute Abend gibt es etwas Anständiges zu essen. Fischstäbchen mit Kartoffelsalat. Und zum Nachtisch Pistazieneis. Bei Besuch, da lässt sich meine Frau nicht lumpen. Ausserdem riecht Ole immer gut. Ich muss ihn mal fragen, was er so nimmt und überlege, ob "Bear" von Wolf Brothers wohl zu Fischstäbchen passt.

Nach dem Mahl sitzen wir auf dem Sofa. Ole hat seine Schuhe ausgezogen, Ole ist ein guter Junge. Ein grosser Junge, ein normannischer Kleiderschrank. Die Sorte, von der Schwiegermütter träumen. Wir parlieren. Über dies und über das. Was Männer sich halt zu erzählen haben. Meine Frau hört aufmerksam zu, hält aber die Klappe. Wie sich das gehört.

Ich überlege. Überlege, was meine Abfüllungen eigentlich wert sind. Inklusive Sprühdingern. Soll ein Geschenk werden. Sieben Proben aus meiner Sammlung. Interessiert mich, wieviel Kohle ich gerade verbrate. Falls der Beschenkte ein Banause ist. Bisher trägt er irgendwas von Kaufland oder Lidl.
Ich kann nicht denken. Muss aufs Klo. Haben Sie schonmal einen Mann denken gesehen, der aufs Klo muss? Nein. Da haben sie richtig gesehen, gibts nicht. Fällt Männern noch schwerer als Frauen.

Bin zurück auf dem Sofa. Im Kopf geht das nicht. Mehrere Sachen gleichzeitig, da bin ich überfordert. Ich verlange nach einem Stück Papier. Gestern lag da noch eins auf dem Tisch. Habe ich selbst weggeräumt. Sage ich meiner Frau aber nicht. Ole fragt, was ich mit Papier will. Ich gebe ihm keine Antwort, bitte ihn stattdessen, mir etwas aus dem Stapel Werbebeilagen auf dem Tisch zu geben.  Wortlos schiebt er einen Lidl Flyer rüber.
Ich fange an zu schreiben. Kryptysche Zahlen. Na für Naxos. Natrium schliesst Ole messerscharf. "Was machst Du da eigentlich, das Dir auf dem Klo eingefallen ist?" Ole ist neugierig. "Er rechnet Parfum zusammen," quiekt meine Frau. Macht sie gerne, mich unerwartet in die Pfanne zu hauen. "Parfum?," gluckst Ole vor sich hin, der Moment ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. "Du trägst Parfum?" Gezwungenermassen gebe ich es zu. Ole feixt sich einen: "Männer tragen doch kein Parfum!" Ole lacht.

Ich werde ihn nicht fragen, was so gut an ihm riecht. Und meine Frau mache ich lang. Wenn der Besuch weg ist.

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