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vor 5 Jahren - 04.04.2019
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​Parfümerie-Tagung 2019: Dufte Zeitreise –der Einfluss von künstlichen Grundstoffen in modernen Parfüms

Letzten Sonntag und Montag war es mal wieder soweit. Der Bundesverband Parfümerien e. V. hat zu seiner jährlichen Tagung nach Düsseldorf eingeladen. Als Begleitprogramm gab es u. a. erneut einen Blogger-Event – diesmal zum Thema „synthetische Grundstoffe im Laufe der Parfüm-Geschichte“.

Hierzu hatte Moritz vom Ende (Duftexperte der Bundesfachschule Parfümerien e. V.) als Referent einige Beispiele mit anschaulicher Powerpoint-Präsentation und olfaktorischem Begleitmaterial vorbereitet. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich im Chemieunterricht eher körperlich als geistig anwesend war und von Molekülaufbau nur extrem grobe Ahnung habe. Es war wohl das Fach mit dem für mich geringstem Interesse. Dennoch konnte man als Duft-Aficionado aufmerksam bleiben, denn Herr vom Ende führte den Exkurs sehr praxisbezogen durch. Zu jedem relevanten synthetischen Duftstoff gab es nicht nur selbigen zu schnuppern, sondern er hatte auch die Parfums dabei, in denen die Substitute erstmals verarbeitet wurden.



So konnte man chronologisch geordnet folgendes erfahren:

1889: Vanillin in Jicky (Guerlain) – schnuppert nach süßlich, künstlicher Vanille wie man sie aus Backmischungen kennt

1917: Cumarin in Chypre (Coty) – ersetzt die Tonkabohne

1919: Aldehyde C14 in Mitsouko (Guerlain) – geht in Richtung Pfirsich

1921: Aldehyde C11 in Chanel No 5 (Chanel) – gibt dem Klassiker das leicht Seifige

1947: Cis-3-Hexal in Vent Vert (Balmain) – erinnert an frisch gemähtes Gras

1966: Hedion in Eau Sauvage (Dior) – eine Mischung aus Zitrus und Jasmin

1969: Rosenoxid in Calandre (Paco Rabanne) – natürlich künstlich rosig

1988: Dihydromyrcenol in Cool Water (Davidoff) – erinnert an Meeresbrise

1988: Methyloctincarbonat in Fahrenheit (Dior) – geht in Richtung Veilchenblatt

1990/92: Calone in New West (Aramis) und L´Eau d´Issey (Miyake) – eine Mischung aus Meeresbrise und Melone

1992: Ethylmaltol in Angel (Mugler) – erinnert an geröstete Mandeln und Karamell

2003: Cis-3-Hexenylsalicylat in L´Instant de Guerlain pour Homme (Guerlain) – geht in Richtung Sonnenmilch

2018: Phenylessigsäure in Wunderwind No 9 (Lengling) – kommt der Illusion von Honig bzw. Wachs recht nahe


Insgesamt war es ein wirklich kurzweiliger Vortrag. Ich denke, in dieser Art hätte mir der Chemieunterricht in der Schule sicherlich weitaus mehr Vergnügen bereitet, als nur das Periodensystem zu pauken und Molekülketten zu knüpfen. Ein paar Informationen waren mir zwar geläufig (wie sicherlich ebenfalls dem ein oder anderen Parfumo), doch es war auch neues dabei wie z. B., dass Phenylessigsäure ins Honigwachsige geht. Vielleicht konntet ihr auch noch ein bisschen was lernen. Und ich hoffe doch stark, dass es nächstes Jahr wieder einen Blogger-Event gibt. Genug spannende Duft-Themen sind ja vorhanden.

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