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Von Parfumo empfohlener Artikel
vor 3 Jahren - 27.10.2020
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Zu Besuch im Flakonglasmuseum in Kleintettau

Parfum Hotspots Teil 5:

Vor einigen Jahren las ich zum ersten Mal davon, dass es in Bayern ein Flakonmuseum gibt. Offiziell nennt es sich Europäisches Flakonglasmuseum am Rennsteig in Kleintettau. Das klang zum einen absolut faszinierend, war aber andererseits von mir aus dem Rheinland so weit entfernt, dass es mit einem kurzfristigen Ausflug dahin nicht getan war. Immerhin liegt Kleintettau in Oberfranken im Frankenwald nahe an der Grenze zu Thüringen bzw. zum Thüringer Wald. Für die einen vielleicht um die Ecke, für mich aber eine Reise quer durch die Republik.

Da fährt man nicht mal ebenso hin, doch die diesjährige Urlaubssituation sollte zumindest dafür genutzt werden, wenn man schon nicht weit verreisen kann bzw. mag.

Immerhin ist die Gegend recht reizvoll und lädt für ein paar Tage Entspannung in der Natur ein.

Das Museum befindet sich direkt neben der großen Glashütte von Heinz-Glas, einem der weltweit größten Hersteller und Veredler von Glasflakons für die Parfüm- und Kosmetik-Industrie. Hier und an einigen weiteren Standorten werden neben Standard-Flakons auch Flakons für viele internationale Parfüm-Marken in großer Stückzahl fabriziert, die so gut wie jeder kennt.

Dennoch ist das Museum mehr oder weniger autark und wird seit der Gründung im Jahre 2008 vom Träger Glasbewahrer am Rennsteig e. V. geleitet und zeigt auf einer barrierefreien Fläche von ca. 500 qm gut 3.000 Ausstellungsstücke aus unterschiedlichen Epochen.

Ein kostenfreier Audio-Guide zum Mitführen erläutert neben den Schautafeln und Exponaten die wichtigsten Meilensteine und Geschichten rund ums Glas bzw. um die Parfum-Historie.

Angefangen wird mit den ersten zufälligen und gezielt hergestellten Glaserzeugnissen aus dem Altertum sowie der Geschichte der Glasbläserkunst inklusive der 350 jährigen Entwicklung der Heinz-Glashütte in Kleintettau bis hin zur vollautomatischen Fabrikation im hohen Tempo und höchster Qualität, die man zum Teil auch direkt vor Ort verfolgen kann. So bietet das Museum u. a. auch die Möglichkeit über eine Besuchertribüne einen Einblick in die laufende Produktion mit heißem flüssigem Glas, die man hörend, fühlend und auch riechend hautnah erleben kann.

Neben den interessanten technischen Erläuterungen gibt es aber auch eine Menge über die Entwicklung der Flakons und Düfte zu bestaunen. Ausgestellt werden allerlei Glasflakons von Minis über Sondereditionen und Raritäten bis hin zu Großfacticen der verschiedensten Marken und Epochen. In wirklich liebevoll arrangierten Vitrinen werden Sammlungen von Marken wie Guerlain, Dior, Chanel und vielen weiteren präsentiert.

Die hier gezeigten Aufnahmen bilden nur einen kleinen Teil der gezeigten Exponate ab, welche man sich in aller Ruhe zu Gemüte führen kann. Es ist schon beeindruckend, wie sich die Formen und sogenannten Veredlungen im Laufe der Zeit verändert haben. Da konnten sich Designer in ihrer Kreativität austoben und mehr oder weniger ein Denkmal setzen – vor allem wenn es um ikonische Flakons geht, die mittlerweile zu Klassikern geworden sind oder es eventuell noch werden können.

Darüber hinaus sind kostümierte Führungen buchbar, in der die Museumsbetreiber sich in historische Gewänder kleiden und u. a. über 5.000 Jahre Duft- und Glasgeschichte erzählen oder als Parfumeur Pierre Francois Pascal Guerlain oder gar als Coco Chanel auftreten. Leider konnte ich dem aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nicht beweiwohnen, stelle mir dies aber äußerst interessant und amüsant vor.

Auch der Nachwuchs kann hier was erleben, denn in einer „Glashöhle – nicht nur für Kinder“ wird der Werkstoff experimentell greif- und spielbar. Dafür sorgen auch allerlei Glasinstallationen sowie spezielle museumspädagogische Aktionen. Gerade für Schulen ist dies ein willkommenes Programm und sogar Kindergeburtstagsfeiern lassen sich hier organisieren.

Für Abwechslung sorgen Sonderausstellungen zu diversen Themenschwerpunkte oder auch die geplante Dauerpräsentation „Parfümerie- und Kosmetikkultur der DDR“, die wahrscheinlich so manche Überraschung parat hält.

Wie man sicherlich merkt, hat mir der Besuch in dem Flakonglasmuseum äußerst gut gefallen, auch wenn es hier in erster Linie um das Parfumgefäß und weniger um Düfte an sich geht. Doch wie die meisten denke ich, dass beides zusammen gehört und ich war überrascht, wie viel bekannte Flakons von der benachbarten Glashütte hier in Kleintettau produziert und veredelt werden. Jene sind selbstredend ebenfalls zu bewundern, dürfen aber aus markenrechtlichen Gründen verständlicherweise nicht von mir gezeigt werden.

Egal – kommt her und schaut Euch das selbst an und verbringt ein paar schöne Tage hier, denn schließlich warten noch weitere ansprechende Sehenswürdigkeiten darauf entdeckt zu werden. Vor allem kann ich noch den nahen südlichen Thüringer Wald mit preiswerten Unterkünften samt traditioneller Küche sowie beeindruckender natürlicher Landschaft empfehlen.

Weitere Informationen findet man unter www.flakonglasmuseum.eu

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