Taurus
Taurus’ Blog
vor 5 Jahren - 16.10.2020
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Auf der Suche nach dem Duftwald

Vor einigen Tagen besuchte ich das wunderbare Flakonmuseum in Kleintettau. Dazu wird noch mal ein ausführlicher Blog aus der losen Reihe der Parfum-Hotspots folgen.

Ebenfalls in diese Serie wollte ich den Duftwald nahe Bad Kissingen packen, der mehr oder weniger auf meinem Rückweg lag bzw. dessen Besuch sich quasi irgendwie anbot.

Allerdings hat sich das mit dem Hotspot irgendwie etwas relativiert. Dennoch würde ich gern darüber berichten und zumindest ein paar beschriebene und fotografierte Eindrücke vermitteln.

Über den Duftwald habe ich mehr oder weniger per Zufall erfahren. Auch wenn es bei Wikipedia einen eigenen Eintrag gibt, so sind die Informationen dazu relativ spärlich. Eine eigene Website gibt es nicht und auch die Beschilderung vor Ort ist so gut wie nicht existent, zumal es auch keine eigenständige Adresse gibt.

Fakt ist, dass er vor fast 20 Jahren aufgrund des 1200 jährigen Bestehens der Kurstadt Bad Kissingen auf einer Fläche von gut einem Hektar mit ca. 4000 Waldbäumen und Sträuchern angelegt wurde. Angeblich befinden sich auf dem Areal 50 verschiedene Arten von duftenden Waldbäumen und Büschen.

So weit, so interessant und besuchenswert. Immerhin ist der Duftwald ganzjährig kostenfrei geöffnet und zu jeder Jahres- und Tageszeit sollte sich was finden bzw. beschnuppern lassen. Er ist leider (oder auch zum Glück – je nachdem) hinter einem Sanatorium gut versteckt und von der B 286 weder einsehbar noch beschildert.

Was mir wirklich positiv auffiel: direkt am Eingang des unumzäunten Geländes befindet sich ein großes grünes Schild, welches auf die Begebenheiten aufmerksam macht und die Bepflanzung zuordnen lässt. Und das alles ohne Graffiti oder Beschmierungen.


So hat man schon mal einen nützlichen Überblick. Zudem sollten kleine Schildchen an den Bäumen und Sträuchern darauf hinweisen, was hier wächst und wann die ideale Duftzeit dafür wäre. In der Theorie ganz gut, doch leider habe ich im ganzen Wald nur drei dieser Schilder gefunden, die zum Teil irgendwo rumlagen oder an denen ordentlich der Zahn der Zeit nagte, d. h. nur unvollständig zu lesen waren. Schade.

Für mich blöderweise umso verzwickter, da ich mich mit dem Thema Botanik nur äußerst begrenzt auskenne. Nun, Eiche und Birke, Laubbaum und Tanne sowie Mammutbaum und Bonsai kann ich noch unterscheiden, aber dann hört es so langsam auf. Entsprechend tat ich mich schwer den sagenumworbenen Lebkuchenbaum (der genauso riechen soll wie er heißt) oder die Zaubernuss oder die Zimt-Himbeere zu finden. Zumal – und das war das wirklich enttäuschende – nichts olfaktorisch zu finden war. Obwohl ich weder verschnupft war und sogar zweimal schön langsam durch den Duftwald wandelte und nah genug an Blätter sowie Blüten ging , konnte ich nur minimal die olfaktorische Fährte von Pflaumen ausmachen (ohne etwas zu sehen, was irgendwie danach aussah) oder etwas erschnuppern, das leicht koniferig war und zusätzlich etwas an Katzenpippi erinnerte.

Eventuell ist im Sommer kurz nach Sonnenauf- oder vor Sonnenuntergang oder ggf. während oder nach dem Regen mehr zu erriechen als tagsüber Mitten im Oktober.

Dennoch habe ich das Gefühl, dass dieser Duftwald seinen Zenit leider überschritten hat. Er wirkte jetzt nicht total vernachlässigt, aber top gepflegt und optimal in Schuss ist was anderes. So war das Dufterlebnis so gut wie nicht vorhanden, jedoch habe ich zumindest versucht ein paar visuelle Eindrücke für Euch einzufangen. Vielleicht weiß sogar jemand, was ich da vor die Linse bekam, denn Ahnung habe ich wie bereits geschrieben davon kaum.

Doch wer schon mal da war oder es noch plant, kann gern was dazu schildern. Ich bin gespannt ...

25 Antworten
TtfortwoTtfortwo vor 2 Jahren
Sehr, sehr schade: Inzwischen ist das Ausmaß an Verwilderung so groß, daß sich ein Umweg kaum noch lohnen würde: Teils sind die Wege nicht mehr begehbar, Schilder und Beschriftungen verlorengegangen und die gepflanzten Gehölze im wild nachgekommenen Unterholz und Unkraut entweder eingegangen oder überwuchert. Die Idee ist wunderbar, die Umsetzung war mal gelungen, aber es scheint, als ob Bad Kissingen vollkommen vergessen hat, was es da mal angelegt hat.
AnthraAnthra vor 4 Jahren
Bin grade erst über deinen Blogeintrag gestolpert. Ich wohne seit zwei Jahren in Bad Kissingen und hatte noch nie davon gehört... Spätestens im Frühjahr werde ich das Areal dann wohl erkunden. :) Danke für die Infos dazu!
SmittySmitty vor 5 Jahren
Na bitte, wieder ein toller Tipp, ein bisschen spooky aber passt gut zu Halloween ;] Nicht alles muss immer so top sein, ein kleiner Trip in den Wald lohnt sich immer.
Danke für das Teilen!
Irini29Irini29 vor 5 Jahren
Das war sehr spannend und interessant! Danke! :)
JoHannesJoHannes vor 5 Jahren
Immer wieder spannend, wenn Reingeschmeckte/Zuagroaste einem Einheimischen auf Besonderheiten der eigenen Heimat hinweisen. Danke dafür ... werde ich mir ansehen!
BirdeeBirdee vor 5 Jahren
Das Früchtchen könnte eine Zierquitte sein... Im Moment riecht man im Allgemeinen nicht viel da draußen, ich schätze mal, dass es zur Zeit zu kalt für die optimale Duftentfaltung ist. Außerdem brauchen die Pflanzen weiterhin unterschiedliche Voraussetzungen: sei es eine bestimmte Jahreszeit, eine bestimmte Tageszeit, bei den einen duften die Blüten, bei den anderen die Blätter, bei den dritten die Früchte. Da ist Recherche und Geduld angesagt, bevor sich einem die Pflänzchen erschließen. :)
ShamisShamis vor 5 Jahren
Ein Duftwald? Was für eine grossartige Idee -um den Besuch beneide ich dich! Danke für die schönen Fotos. Und klasse - Melisse hat meine Vermutung "Karde" bestätigt (habe Weberkarde ausgesät - schauen wir mal, ob was daraus wird) :D
Melisse2Melisse2 vor 5 Jahren
Die Blüte ist Geißblatt oder Jelängerjelieber, das hat MaKr schon geschrieben. Das, was so aussieht wie Disteln, ist Wilde Karde. Habe ich auch in meinem Garten, weil ich sie so schön finde. Aber mein Garten ist zu klein für sie.
Schöner Beitrag. Bestimmt duftet es im Frühling mehr.
SchalkerinSchalkerin vor 5 Jahren
Traumhafte Bilder. Manchmal muß man ein Blatt nehmen und es richtig in den Händen zerquetschen und dran rumreiben, dann kommt oft der Duft raus.
MilosavaMilosava vor 5 Jahren
Vielen Dank fürs Teilen Deiner Erfahrung! :)
RenataRenata vor 5 Jahren
Bad kissingen und der Duftwald sind bestimmt eine Reise wert. Deine Bilder sind richtig schön, danke für den informativen Blog.......
ErgoproxyErgoproxy vor 5 Jahren
Das ist eine tolle Empfehlung. Natur kann in der Tat toll duften. Aus dem Grund besuche ich gerne die Kräutergärten in Klöstern. Also auf nach Bad Kissingen.
TtfortwoTtfortwo vor 5 Jahren
Noch krasser: Der Wald liegt ja nur ein paar hundert Meter von meinem Elternhaus entfernt!!! Nicht zu fassen!
TtfortwoTtfortwo vor 5 Jahren
Schöne Bilder übrigens :)
TtfortwoTtfortwo vor 5 Jahren
Da kannste mal sehen: KG ist meine Heimatstadt und bis eben wußte ich nicht, daß wir sowas haben. Nun gut, ich bin Anfang der 80er Jahre nach München gezogen, aber trotzdem...
Da danke ich Dir ganz herzlich und werde mich - wenn ich mal wieder in KG bin - auf die Suche nach dem Duftwald machen.
Herzliche Grüße, Susanne
MaKrMaKr vor 5 Jahren
Die Blüte ist vom Geißblatt, recht ungewöhnlich für Herbst
LevizLeviz vor 5 Jahren
Schöne Bilder, schöner Blogeintrag VG.
TooSmell27TooSmell27 vor 5 Jahren
Vermutlich hättest du im Frühjahr oder im Sommer mehr gerochen. Und Spätherbst haben wir eben auch noch nicht. (Katsurabaum)
CravacheCravache vor 5 Jahren
Du brauchst härteren Stoff :) Der Wald im Flacon riecht sowieso meist waldiger als der Wald.
DanehDaneh vor 5 Jahren
Der Katsurabaum 'Rotfuchs' ist aufgrund seiner Blätter und seines Duftes der botanische Traum jedes Gärtners.
Es gibt 1 Parfüm, in dem Katsura gelistet ist. "Miyako". Gewinnerduft 2016 The Art and Olfactive Award.
DanehDaneh vor 5 Jahren
Optisch ist der Katsurabaum 'Rotfuchs' / Lebkuchenbaum ein einzigartiges Schmuckstück und ein großartiger Laubbaum. Die vertrockneten Blätter verströmen im Spätherbst einen wunderbaren Duft nach Karamell oder Zimt. Daher ist dieses tolle Gehölz unter der Bezeichnung "Lebkuchenbaum" oder "Kuchenbaum" bekannt. Cercidiphyllum japonicum stammt ursprünglich aus Japan. Mittlerweile erobert diese asiatische Blattschönheit in verschiedenen Kultursorten die heimischen Parkanlagen und privaten Gärten. . .
KovexKovex vor 5 Jahren
Toller Blog, den ich gerne gelesen habe. So ein bisschen angefixt bin ich jetzt schon...
PollitaPollita vor 5 Jahren
Auch wenn Deine Nase nicht so viel erlebt hat, wie dieses Kleinod verspricht, sind doch ein paar ganz wunderbare Fotos dabei herausgekommen. Klasse!
SchatzSucherSchatzSucher vor 5 Jahren
Schade eigentlich, daß man solche Orte vernachlässigt. Für den Erhalt wäre ich auch bereit, Eintritt zu bezahlen. So ganz weit her ist es mit meinen Botanikkenntnissen auch nicht. Dein Beitrag und die Fotos sind aber toll.
MariellaMmmhMariellaMmmh vor 5 Jahren
Wunderbare Bilder! Schade, dass es olfaktorisch suboptimal lief. Dann musst du halt noch Mal hin, hm? ;) Oder eine Parfumo-Nachtwanderung... ;) Freue mich auf die Fortsetzung!

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