Parfümkauf auf dem Trödelmarkt
Nach all den positiven Erfahrungen, die ich bisher auf allerlei Trödel- bzw. Flohmärkten mit Düften gemacht habe, dachte ich mir, darüber mal für Euch einen Blog zu schreiben. Ich bin mir bewusst, dass ich mit dem Teilen dieser Information mir selber ein wenig in die Quere kommen könnte, aber das soll keine wesentliche Rolle spielen. Vielleicht hat ja auch der ein oder andere was Interessantes zu diesem Thema beizutragen.
Jedenfalls geht es darum, dass man neben dem fachkundigen Parfümerien, dem Online-Handel und dem Parfumo-Souk auch den ein oder anderen Trödelmarkt für Schnäppchen oder Entdeckungen nutzen kann. Dabei spreche ich weder von den Veranstaltungen, die sich eher als Neuwarenmarkt definieren lassen noch von speziellen Parfüm-Börsen, sondern wirklich halt von den klassischen Flohmärkten die entweder regelmäßig an Wochenenden oder gegebenfalls an Feiertagen oder zu besonderen Anlässen stattfinden.

Dabei muss man das Angebot in verschiedenen Kategorien unterteilen wie Vintage, Minis, Facticen,
Neuware, Fakes und Dupes. Allen voran steht eine gute Planung, d. h. man muss sich erstmal erkundigen, wo in der Nähe überhaupt solche Flohmärkte statt finden. Dabei helfen Google, Plakate, Anzeigen im örtlichen Wochenblatt oder auch spezielle Veranstaltungsheftchen. Im Sommer bevorzugt draußen, im Winter eher überdacht in Hallen. Wichtig dabei: wer meint „der frühe Vogel kann mich mal!“ darf sich später nicht wundern, wenn er kaum was findet. Wer also erst lange ausschlafen und in Ruhe frühstücken möchte, kann vielleicht einen schönen Sonntag verbringen, hat aber das Nachsehen, wenn es um entsprechende Schätzchen geht. Hardcore-Schnäppchenjäger sind bereits auf der Pirsch, wenn noch nicht mal die ersten Sonnenstrahlen den Markt erhellen und die meisten Händler ihre Stände noch aufbauen. Mit Taschenlampen wird dann gern mal mit in die noch vollen Kartons gestrahlt und geschaut, ob sich was
Spannendes finden lässt, Jene Superfrühaufsteher erkennt man auch am großen „Hacken-Porsche“, also den Einkaufswägelchen, die sie hinter sich ziehen um damit auf große Beutefang zu gehen. Nein – ich gehöre definitiv nicht zu dieser Spezies.
Dennochversuche ich natürlich relativ früh vor Ort zu sein, denn obwohl die meisten Besucher nach irgendwelchen anderen Schnäppchen oder Raritäten aus diversen Bereichen Ausschau halten (Spielfiguren, Markenkleidung, Sammelkarten, Porzellan, Erstausgaben, etc.), gibt es natürlich auch viele Parfum- interessierte und -kundige, die ihr Glück versuchen.
Aber gehen wir mal direkt in die Kategorien und fangen an mit
1. Vintage
Neben Minis sind Vintage- oder aber auch gebrauchte Düfte meine gesuchten Objekte. Hier ist mein Blick geübt, denn zwischen all den anderen Tausenden von Angeboten, bin ich voll auf Flakons fokussiert. Meistens werden diese von Privathändlern am Rande ihres Standes präsentiert, ggfs. auf einem kleinen Tablett oder in einem Karton mit anderen Dingen aus dem Badezimmer inklusive Cremes, Make-Up und
Lippenstift.
Einfach drauf lossprühen ist nicht unbedingt gern gesehen, denn dies sind ja keine Tester, sondern halt die Ware, die feilgeboten wird. Und je mehr fehlt, umso weniger ist das Zeug dann wert. Wer jedoch absolutes Kaufinteresse signalisiert, kann probesprühen um sich einen Eindruck des Zustandes zu verschaffen. Schließlich möchte keiner einen gekippten Duft erstehen – was mir aber bisher nie unter die Nase gekommen ist.
Bei den Händlern gibt es u. a. Gelegenheitsverkäufer, die einfach mal ausgemistet haben und ihre Sachen los werden wollen. Bingo! Hier lassen sich wirklich Schnäppchen und Raritäten finden. Teilweise kennen die Händler den Wert ihrer Düfte, lassen aber locker günstige Preise zu, um ggfs. Parfum-Enthusiasten eine Freude zu bereiten oder nicht wieder vollbepackt die Heimreise anzutreten. Der eine mag seine Düfte nicht (mehr) oder hat sie geschenkt bekommen oder hat sonstige Gründe. Andere haben absolut keine Ahnung und verlangen entweder Preise, die einem den Sonntag versüßen oder keineswegs gerechtfertigt sind, weil sie sich an Neupreise orientieren.
Hier muss jeder selber sehen, wie er am besten Feilschen kann. Ich habe aber auch hin und wieder nicht nachgehandelt, weil ich den verlangten Preis schon absolut fair fand.
Dabei hilft natürlich immer wieder mal Parfumo als geschätzte Datenbank um mehr über unbekannte
Düfte bezüglich Inhalte, Ausrichtung, Verfügbarkeit und ggfs. Preis zu erfahren.

2. Minis
Im Prinzip ist es hier ähnlich wie mit den Vintage-Düften. Allerdings hängt ggfs. bei dem ein oder anderen noch etwas Herzblut an den Miniaturen. D. h. manchmal werden da einfach zu hohe Preise aufgerufen. Dabei gibt es natürlich auch Minis, die immer wieder auftauchen und wohl damals in enormer Stückzahl rausgehauen wurden. Sammler, die etwas auf sich halten, kaufen überwiegend Miniaturen mit Original Verpackungen. Dabei muss man natürlich auch schauen, wie gut gepflegt die kleinen Flakons ausschauen. Bei einigen erkennt man, dass sie wohlbehütet in Vitrinen standen, andere sind leider total verkratzt in einer Grabbelkiste gestrandet.
3. Facticen
Die großen Flakons, welche entweder mit klarem Wasser bzw. gefärbter Flüssigkeit gefüllt oder auch leer angeboten werden, sind auf Trödelmärkten seltener zu finden. Dafür sind dann die speziellen Parfüm-börsen eine bessere Quelle, ebenso um an absolute Duft-Raritäten heranzukommen. Aber diese werden dann auch zu ganz anderen Kursen veräußert. Dennochkann man bei Facticen fündig werden. Schließlich macht sich so ein Riesenflakon von seinem Lieblingsduft als Dekoelement ganz ordentlich. Dabei ist zu beachten, dass man nach dem Kauf einiges an Volumen und Gewicht über den Markt schleppen muss. Einige Händler halten die Factice aber nach dem Verkauf zurück, so dass man gemütlich weiter schlendern kann um sie dann später mitzunehmen.

4. Neuware
Hier ist am meisten Vorsicht geboten, was nicht heißen muss, dass in erster Linie nur Betrüger am Start wären. Ich kenne zumindest einen Händler, der ein Riesenportfolio an Mainstream-Düften zu günstigen Preisen feilbietet und erstklassige Ware hat. Entsprechend wird es in dieser Art wohl viele Händler geben, die auf korrekte Weise günstig Parfüms verkaufen.
Seltsam ist es, wenn die Ware in einem weißen einheitlichen Karton verkauft wird. Wer letztendlich Zweifel hat, kann sich den Flakon in punkto Logo, Schrift und Qualität genauer anschauen. Schreibfehler und Makel am Glas (wie z. B. Luftblasen, die nie einer Qualitätsprüfung bei einer großen Marke standhalten
würden), sind ein sicheres Indiz, dass man es mit einer Fälschung zu tun hat. Hin und wieder findet man kleinere Stände, die quasi nur von einer Person betrieben werden und neben anderen Zeugs auch überwiegend eine paar Duft-Klassiker als Neuware anbieten. Dahinter könnte sich die ein oder andere Fälschung oder gar Hehlerware befinden. Also auch hier ein wenig drauf achten, denn ich will jetzt auch nicht jeden Händler böse Absichten unterstellen.
Auch Abfüllungen von Duftölen sind hier zu finden. Doch dies ist ebenso eine Wissenschaft für sich und man muss sich da schon ein wenig durchschnuppern und mit dieser Art der Düfte was anfangen können. Viele Öle sind einem erfolgreichem Mainstream-Duft nachempfunden, andere dagegen bestehen aus
klassischen olfaktorische Noten wie Patchouli, Sandelholz oder Rose usw. und laden mehr oder weniger zum Layern und Experimentieren ein.
5. Fakes
Wie schon oben beschrieben, ist es nicht immer ganz einfach Original von Fälschungen zu unter-scheiden. Einige sind wirklich so hochwertig in Verpackung, Flakon und Duft nachgemacht, dass einem nur der Preis verdächtig vorkommt. Das ist eine Wissenschaft bzw. ein Blog für sich und da bin ich nun nicht wirklich der
Fachmann. Da muss man schon seine langjährige Erfahrung ins Spiel bringen und auf die ein oder anderen Indizien achten. Wovon man aber mit absoluter Sicherheit die Finger lassen sollte, sind diese länglichen 33 ml Verpackungen von allen möglichen Marken. Ich kann da zwar mangels persönlicher Erfahrung nichts
über Qualität und Haltbarkeit schreiben, aber wer diese Dinger kauft, erwirbt mit 100%iger Sicherheit keine Originalware – eventuell schlimmstenfalls irgendwelches zusammen gepanschtes Zeugs voller Allergie-auslösenden Stoffe, welches Hautreizungen oder Übleres verursacht.
Dass Urin als beigefügte Substanz zur besseren Färbung verwendet wird, darf dagegen als
Legende betrachtet werden.
6. Dupes
Auch bei den sogenannten billigen Dupes ohne nachvollziebare Herkunft (!) ist Vorsicht geboten. Jene sind den Mainstream Düften von Namen und Flakon her ähnlich, sind aber halt keine Originale – und wir sprechen nicht über Parfums von Lattafa, Dua Fragrances, La Rive usw., welche auch offiziell auf Parfumo gelistet sind. Wer Glück hat, kann günstig einen gut nachgemachten Lieblingsduft für einen
schmalen Taler erwerben, wer Pech hat dazu noch eine Runde Hautprobleme jeglicher Art. Ich denke, Parfumos und alle anderen richtigen Parfum-Afficionados sind da eh aufgeklärt und werden um solche Stände einen riesigen Bogen machen.

Ich hoffe, ich konnte mit diesen Informationen den ein oder anderen inspirieren oder eventuell vor Enttäuschungen warnen. Auch bei den Vintage-Düften ist man nicht davor gefeit eine gut gemachte Fälschung zu erwischen. Eventuell sind die eigenen Erfahrungen bei jedem anders – je nach Region oder Art des Marktes kann es da Unterschiede geben. Meine waren insbesondere bei den erstandenen gebrauchten Düften durchaus positiv. Irgendwie hat das einen gewissen Wundertüten-Effekt: man weiß nicht, was einem auf dem Trödel erwartet und man kommt mit Parfüms nach Hause, die man dann erst richtig kennen lernt und wertschätzt – eben weil sie unter Wert zu erwerben sind.
Wer gezielt nur einen ganz bestimmten Duft oder seinen unbekannten heiligen Gral sucht und alles andere ignoriert, könnte leider um ein tolles Erlebnis gebracht werden.
Allen anderen wünsche ich viel Spaß und Erfolg beim Trödeln, Entdecken, Feilschen und Sammeln!

PS: Die Bilder wurden hier aufgrund des Copyrights und eventuellen Persönlichkeitsrechten vorsichtshalber mit einer KI gemacht. Der Text natürlich nicht ;-)
Alle großen Firmen wie Guerlain, Chanel, Dior und auch Nischenhersteller wie Creed verpacken ihre Tester in neutrale weiße oder braune Umkartons. Dazu nehmen sie selbstverständlich auch ihre Original-Flakons, die bei der Qualitätskontrolle nicht durchkamen, z.B. wegen Lufteinschlüssen, schiefem Flakonboden, Beschriftungsfehler etc. Da vielfach schon bei Abnahme von 5 Düften bereits ein Tester für die Parfumerien/Verkaufsstellen kostenlos beigelegt wird, lohnt sich das für die Hersteller. Es macht ja keinen Sinn, den Tester in der meist aufwendigen, teuren Originalverpackung zu liefern oder die Flakons mit Schönheitsfehlern zu vernichten. In den USA gibt es viele Flohmärkte, die diese Tester (keine fakes) verkaufen, meist ca. 30% billiger als die danebenstehenden in den Original-Umkartons. Muss halt jeder selbst entscheiden, ob er als Sammler den Originalkarton haben will oder nicht.
Die Düfte stehe wirklich meist, bei Kosmetikprodukten.
Und genau so: mit dem Hackenporsche im Morgengrauen. Hab schon wunderbare Funde gemacht: u.a. Guerlains im Schmuckflakon.
Vielen Dank für deinen informativen Text.
Danke für diese interessanten Informationen.