TenderPoison
TenderPoisons Blog
vor 4 Jahren - 17.11.2019
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Ich hab zuviel.

Ich hab zuviel. Zuviel auf verschiedensten Gebieten.

Zuviele Schals und Tücher, zuviele Produkte im Schminktäschchen, zuviel Klamotten, und, Ihr ahnt es:

Zuviel Parfumflakons.

Ich habe schon als Teenager auf Düfte gestanden. Und als Teenager hatte ich alle drei My Melodies, das Magnolia von Yves Rocher, und Tristano Onofri, eine Offenbarung an Weiblichkeit (leider durch Reformulierung nicht wiederzuerkennen). Das war schon ziemlich viel in den Achtzigern. Mit 16 Jahren baute ich diese Sammlung auf 10 Flakons aus. Anais Anais (die alte Formulierung möge in Frieden ruhen), und Paris von YSL sind seit diesen Tagen meine ständigen Begleiter.

Ich bin es also durchaus gewohnt, wesentlich mehr Flakons als meine Mutter und meine Freundinnen zu besitzen. Und ich erfreue mich auch an dieser überdurchschnittlichen Zahl von Düften. Aber nun stehe ich kurz vor meinem 2. Parfumogeburtstag und nenne 40 Flakons und mindestens 5 Flaschen Lagerbestand mein Eigen.

Im letzten Jahr habe ich 11 Flakons erworben, in diesem dann etwa 9. Ich brauche nun eine Lösung, um die Flakons aufzubewahren, denn das Badezimmer platzt aus allen Nähten. Mein Projekt über die Feiertage wird es werden, einen Setzkasten oder ein Regalsystem zu finden, um meine schönen Düfte zu präsentieren und die Übersicht zu wahren.

Aber darum geht es nicht. Es ist wohl mehr was psychologisches.

Ähnlich wie bei Schals und Kosmetik gibt es eine Anzahl von Produkten, die sich stimmig für mich anfühlt. Bis dahin macht es große Freude, Produkte schön zu finden und zu erwerben. Und wenn diese Zahl signifikant überschritten wird, fühlt es sich nicht mehr gut an. Ich hadere mit meinem Bestand, fühle mich irgendwie maßlos und gierig, denke mir, dass das doch alles Käse ist mit dieser Wahnsinnsanzahl an Schals und Parfums und dass ich die Flakons nie im Leben leeren werde, zumal ständig neue hinzukommen (und ich am liebsten nur 30 ml kaufe, aber oft nur 100ml bekomme), und die Flakons, die ich auf Lager habe, garantiert nie geöffnet werden, weil die offenen ja schon nie leerwerden, dass das dann rausgeschmissenes Geld ist, weil sie schlecht werden, und dass ich total einen an der Waffel habe und dass es weltweit sicher viele Menschen gibt, die sich fragen, was Parfum überhaupt ist bzw warum frau mehr als einen Flakon benötigt. Und dann frage ich mich, ob mit mir alles in Ordnung ist.

Hobby, sagt Ihr jetzt vielleicht. Was darf ein Hobby kosten. Ich weiß nicht, ob Parfum mein Hobby ist. Gegentest: Sind Schals mein Hobby? Kosmetik? Sicher nicht. Ich liebe es einfach, für jedes Outfit und für jede Jahreszeit einen Schal zu haben. Ich bringe gern welche von meinen Reisen mit. In allen Qualitäten und Materialien. Ich trage sie jeden Tag. Aber ich würde sie nie als Hobby bezeichnen.

Zurück zu meinen Flakons. Ich mag Düfte sehr, ich nutze sie, aber ich habe in meiner Gier zuviele erworben. Schnäppchen, Urlaubserinnerung, Bevorratung, weil sie vom Markt genommen wurden. Fehlkäufe verlassen mein Bad - ich habe also nur Sachen, die ich echt toll finde. Und doch habe ich dieses ständige schlechte Gewissen und weiß nicht einmal so ganz genau, warum.

Ich gehe davon aus, dass in diesem Forum psychologische Beratung nicht erwünscht ist ;-), aber ich würde mich freuen, von Euch zu hören, wie es Euch so geht mit einer unvernünftig hohen Anzahl von Flakons, wie Ihr damit umgeht, und ob Ihr Tips für mich habt, wie ich es schaffen kann, meine wunderschöne Sammlung zu genießen, anstelle damit zu hadern. Kleiner Hinweis: Die Erklärung "Hobby kostet halt" allein scheint bei mir nicht zu verfangen. Freue mich über Denkanstöße.

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