Genau ein Jahr Parfumo. Die Bilanz: 11 neue Flakons.

Exakt auf den Tag genau vor einem Jahr bin ich diesem Forum beigetreten. Mit etwa 14 oder 16 Flaschen Parfum in meinem Besitz, was ich damals bereits waghalsig fand, und sicher war, diese Mengen niemals aufbrauchen zu können. Etwa 2/3 davon sind Herbst/Winterdüfte, der Rest Sommerdüfte. Und ich fand mich enorm gut ausgestattet und hab diese 16 Flaschen für eine echt verrückte Menge an Flakons gehalten.

Was war ich naiv.

Parfumfan war ich schon immer, habe meine Düfte immer sorgfältig ausgewählt, Klasse ging vor Masse. Ich kaufe Parfum sicher nicht schnellentschlossen, dazu habe ich mich in meinem Leben zu oft vertan. Ein Kauf war bislang stets wohlüberlegt oder wurde in Spanien, wo Mainstream sehr viel günstiger ist als bei uns, als Schnäppchen mitgenommen, so nach dem Motto "Kostet nicht viel, kann nicht viel schiefgehen". Aber im Regelfalle muß mir der Duft echt mehrfach getestet zusagen, sonst darf er nicht mit, und ich bin schon sehr wählerisch.

Der Bruttoflakonzuwachs in diesen ersten 12 Monatenbeläuft sich auf 11 Flaschen. Düfte, die neu sind in meinem Leben. Dazu kommen 5 Flaschen Lagerkäufe meiner Favoriten, von denen ich weiß oder befürchte, dass sie in Kürze nicht mehr am Markt erhältlich sind.

Nun bin ich also 12 Monate lang hier im Forum unterwegs, lese, rieche mich quer durch Douglas, Heinemann und die lokalen beiden Nischenparfümerien, und habe unglaublich viel dazu gelernt. Zum Beispiel, dass ich mit Sephora's Duftabteilung nix anfangen kann. Dass ein Duft auch über 200 EUR kosten kann. Und mir dennoch nicht gefallen muß. Oder dass ich viele moderne Mainstreamdüfte nicht auseinanderhalten kann, so süß und so beliebig sind die in meiner Nase. Ich weiß, dass meine Haut anders ist - siehe die Suche nach dem Sommerduft - und dass es echt was ausmacht, ob man einen Duft im Sommer oder Winter testet. Selbst wenn er sich im Sommer als passender Winterduft qualifiziert, kann er im Winter brutal durchs Duftraster fallen. Keine Ahnung, wieso das so ist. Ging mir grade mit "Tubereuse de Madras" so. Bin ich aber gar nicht böse drum, 190 EUR gespart! Gut, dass ich es vorher gemerkt habe. Dafür fand ich "Tubereuse Absolue" im Sommer komisch, aber jetzt im Winter gefällt er mir sehr.

Ich habe gelernt, dass viele von Euch hier weit über 100 Flakons besitzen. Ich bin jetzt eigentlich schon mit meinen etwa 30 Fläschchen am Anschlag - wann soll ich das alles benutzen? Ich trage morgens einen Duft auf und lege bestenfalls nach, wenn ich abends eine wichtige Verabredung habe. Somit ist mein Tagesverbrauch gering. Ich habe Sommer-, Winter- und Übergangsdüfte. Was könnte ich noch wollen, frage ich mich in hellen Momenten, in denen ich zufrieden im Bad stehe, meine Sammlung betrachte, mich gesättigt fühle und denke, dass ich nichts suche, nichts brauche und auch nirgends probeschnüffeln muß. Aber leider hält diese Stimmung oft nur wenige Wochen. Dann schnüffle ich doch wieder irgendwo rum, und sei es nur im Duty Free Shop, weil ich Zeit überbrücken muß. Zum Glück habe ich diese dunklen Momente, wo ein Duft hermuß, sehr selten. Zum Glück bin ich nicht sehr anfällig für neue Düfte, weil ich so speziell in meinen Vorlieben bin, keine Kompromisse mache, und es der Parfümerieverkäuferin auch nie gut beschreiben kann, was ich denn suche.

Ich habe gelernt, dass meine Nase zwar sehr wählerisch ist, aber das Hirn nicht in der Lage ist, Duftnoten herauszufiltern, es sei denn, es handelt sich um reinen Jasmin oder Kaffee. Meine Nase liebt weibliche, warme, volle, schwere Düfte. Das Hirn liest dann irgendwo, dass ganz viel Orangenblüte und Chypredüfte drin sind und ich würde im Leben nicht behauptet haben, dass an diesen wunderbaren schweren Duft was frisches dran wäre.

Ich habe gelernt, dass Blindkäufe keine gute Idee sind, aber im Forum innerhalb von 3 Tagen vertauscht werden können. So ging es mir mit zwei Düften, die ich aber direkt losgeworden bin. Eine weitere Flasche konnte ich bereits drei Wochen nach Kauf nicht mehr riechen, da war der Tester einfach komplett anders als meine Version. Die ging auch in den Souk.
Mit allen anderen Käufen bin ich sehr zufrieden. Die meisten Käufe waren Nebenprodukte meiner Suche nach DEM Sommerduft und einem Nachfolger von Caron Accord 119, was es aber glücklicherweise doch noch in Paris zu erwerben gibt, nur halt auf deren Webseite nicht (mehr).
Pröbchen habe ich schätzungsweise 30 Stück gekauft und ertauscht, also absolut überschaubar in Anzahl und Preis.

Ich habe gelernt, dass das ständige Parfümerien-Aufsuchen, das viele von Euch als Hobby betreiben, andere als Zwang empfingen, für mich eine Qual ist. Ich habe es als Zwang erlebt, und zum Glück hatte ich es nur über wenige Wochen im Sommer ganz schlimm, als ich meinen Sommerduft suchte (und auch fand). Diese Phase brauch ich echt nicht öfter, ich war wirklich getrieben, Düfte auf der Haut bei über 35 Grad zu testen, und möglichst DEN EINEN Duft für mich zu finden.

Insgesamt habe ich aber das erste Jahr unbeschadet überstanden. Für das nächste Jahr wären ein paar Parfumo-Treffen nicht schlecht. Und ich würde meine Sammlung nur ungern in dem Tempo wie dieses Jahr weiter ausbauen, dann wird sie mir zu unübersichtlich. Ich finde, 30 Flakons ist nach wie vor unermesslich viel, und 20 davon sind ja allein im Winter immer griffbereit - das sollte erst mal reichen, aber: Ich bin mir darüber im Klaren, dass auch mich die Schnüffelsucht gepackt hat, wenn auch weniger stark als manch anderen Mitstreiter hier.