Tosba

Tosba

Rezensionen
Tosba vor 1 Jahr 2 1
7
Flakon
9
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Signaturduft aus Unizeiten
Der Duft war in den Jahren nach dem Erscheinen mein Signaturduft. Ich hab ihn immer getragen und nur die Menge je nach Anlass angepasst. Morgens nur zwei, abends auch gerne mal vier oder fünf Spritzer. Inzwischen bin ich gefühlt rausgewachsen, nutze ihn aber gerne noch ab und zu, wenn ich mal wieder mit meinen Leuten aus der Uni unterwegs bin. Auch für die ist er untrennbar mit mir und meiner Person verbunden, so dass es jedes Mal Kommentare gibt, dass man mich riecht, bevor man mich sieht. Was sich jetzt natürlich nicht so positiv anhört, wie es denke ich gemeint ist... :)

Der Duft startet mit zitrischer Würze. Ich kann nicht behaupten, dass ich vor meiner Mitgliedschaft bei Parfumo gewusst hätte, dass das Bergamotte und Kardamom sind, aber die Kombination klingt zumindest sehr plausibel. Schon dafür hat es sich gelohnt, hier Mitglied zu werden: Kardamom ist eine der schönsten Duftnoten, die ich bisher identifiziert habe.

Das zitrische verschwindet relativ schnell, das Würzige bleibt. Generell wird der Duft sehr schnell sehr -aus Mangel an einem besseren Wort- schärfer. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch eine angenehme Cremigkeit, die den Duft sehr angenehm werden lässt. Männlich, aber auf eine weiche Art. Selbstbewusst, aber mit einem Lächeln.

Holzige Noten nehme ich so richtig erst im Drydown wahr, aber dann sind sie gekommen, um zu bleiben. Ich erinnere mich noch gut, dass ich mich früher immer schon drauf gefreut habe, den Pullover vom Vortrag wieder anzuziehen, weil er immer noch gut nach "La Nuit de L'Homme (Eau de Toilette) | Yves Saint Laurent" roch. Für meine damalige Wahrnehmung wunderbar süßlich nach nassem Holz.

Wie gesagt, heute bin ich rausgewachsen und könnte ihn nicht mehr täglich tragen. Aber wenn einen ein Duft so lange durch eine erlebnisreiche Zeit wie das Studium begleitet hat, wird man nie ganz von ihm lassen können. Und wenn es nur dazu ist, die alten Zeiten auferstehen zu lassen.

Heute in einem konservativen und seriösen Bürojob riecht er mir zu jugendlich und zu wenig erwachsen. Aber für Männer bis Mitte/Ende 20 sicher einer der schönsten Düfte da draußen.
1 Antwort
Tosba vor 1 Jahr 12
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Gemütlichkeit braucht seine Zeit
Nachdem ich hier schon mehrere Jahre immer mal wieder mitgelesen und mir Inspirationen für den neuen Duft gesucht habe, habe ich mich jetzt auch endlich angemeldet. Und meine erste Rezension soll dann natürlich auch dem Duft gelten, der gerade "mein" Duft ist. Und es - so viel sei verraten - es zumindest bis zum Frühling auch bleiben wird.

Ich wechsle mein (Alltags-) Parfum nicht allzu oft. Natürlich ein bisschen an Hand der Jahreszeiten, da meine Winterdüfte in aller Regel für den Sommer zu schwer sind. Aber ich benutze dann auch gerne mehrere Winter am Stück dasselbe Parfum, wenn mir der Duft noch gefällt. Leider (oder soll ich sagen zum Glück) ist mir mein Duft vom letzten Herbst/Winter ("Ébène Fumé | Tom Ford") dieses Jahr ein bisschen zu langweilig und unaufgeregt. Also musste was neues her.

Dank Parfumo war der Kandidat schnell gefunden: Royal Tobacco. Also schnell eine Probe bestellt, ausgepackt und direkt mal aufgetragen. Einen Spritzer auf die Brust und zwei seitlich an den Hals. Das war viel zu viel. Ein Gewürzgewitter stieg mir in die Nase und ich kam gar nicht damit klar, die ganzen Noten irgendwie zuzuordnen. Okay, Kardamom war sehr präsent, aber ansonsten? Als ob man aus Versehen irgendeine eher orientalische Gewürzmischung hoch in die Luft geworfen und eingeatmet hätte. Total durcheinander, eine einzige Überforderung für mich und meine Nase und das dringende Bedürfnis nach einer Dusche.

Aber Düfte entwickeln sich ja bekanntlich, also war etwas Geduld gefragt. Und wie nicht anders zu erwarten, sortierte sich was eben noch Chaos war zu einem zwar immer noch sehr dichten, aber sortierten Gemisch. Da war eindeutig Tabak. Eher süß, was wahrscheinlich am Einfluss von Lavendel und Rose gelegen hat, was für mich aber nicht als eindeutige Duftnuancen wahrnehmbar war. Eher war es so, dass da verschiedene Einflüsse von verschiedenen Seiten auf den doch schweren Tabak einwirken, um ihn ein bisschen freundlicher und eben süßlicher zu machen. Das gefiel mir richtig gut, auch weil der Tabak dadurch mal mehr, mal weniger deutlich zum Vorschein kam.

So verliefen auch die nächsten so ca. 90 Minuten. Ein stetiger Kampf des schweren, dichten, rauchigen Tabaks, gegen die mal mehr, mal weniger präsenten süßlichen Noten. Wirklich spannend das an mir selber zu verfolgen und immer wieder kleine, aber deutlich wahrnehmbare Unterschiede festzustellen, wie es im Kampf Süß gegen Tabak gerade steht.

Weihrauch, wie ihn hier einige als sehr präsent beschrieben haben, konnte ich bis dahin noch gar nicht wirklich wahrnehmen. Was ich eher schade fand, denn ich mag den Geruch sehr gerne.

Aber das sollte sich (Gott sei Dank) ändern. Langsam aber sicher gewann Team Süß den Kampf gegen den Tabak. Aber ziemlich genau zur selben Zeit gesellte sich ein neuer Mitspieler dazu. Oder sogar mehrere. Im neu formierten Team balsamisch war tatsächlich Weihrauch der Kapitän, wie die erste Rezension zum Duft so schön formuliert hat. Aber auch seine Mitspieler Myrrhe und Oud waren sehr präsent. Ein wirklich angenehme Kombination aus diesen Noten entwickelte sich recht schnell und wurde immer deutlicher wahrnehmbar.

Der Unterschied zum Kampf zu Beginn lag jedoch darin, dass Team Balsamisch keineswegs gekommen war, um gegen Team Süß, das immer noch da war und mit Vanille einen neuen, starken Mitspieler bekommen hatte, zu kämpfen. Die beiden Teams machten jetzt vielmehr gemeinsame Sache und formierten sich zu einem wunderschönen, gemütlichen Duftensemble, das wirklich ein unglaublich starkes Gefühl von Geborgenheit und Stärke ausstrahlte, ohne dabei noch irgendwie überladen zu wirken.

Das ging wirklich so weit, dass ich ein paar Minuten die Augen zu gemacht habe, um einfach dieses Gefühl zu genießen, dass dieser Duft am Ende in mir ausgelöst hat. Und das Beste war: Dieses Ensemble war gekommen um zu bleiben. Der Duft, den ich gegen 14 Uhr aufgetragen habe, war auch abends um 23 Uhr noch sehr deutlich wahrnehmbar. Und auch an den kommenden Tagen (mit nur noch einem statt drei Spritzern) hielt der Duft den ganzen Tag und auch am nächsten morgen war in den Klamotten noch ein Restduft gut wahrnehmbar.

Alles in allem bin ich wirklich Fan und werde nicht drum rum kommen, das Geld für einen vollen Flakon auszugeben. Und das obwohl ich mit einem Spritzer gut hinkomme und auch für Menschen in meinem Umfeld gut, aber nicht aufdringlich wahrnehmbar bin. (3 Spritzer wären im Alltag tatsächlich übergriffig, da zieht man seinen Duft dann durch das Leben seiner erweiterten Peripherie...muss nicht sein).

Es ist ein toller Duft für die kalten Tage, er strahlt ein gemütliches Selbstbewusstsein aus und hat auch schon das ein oder andere Kompliment erhalten. Ein Duft, den man auch selber einfach genießen kann und der mir im Alltag die ein oder andere Pause verschafft, indem er mich runterholt und mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert, wenn ich ihn mal bewusst versuche wahrzunehmen.
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