Wolf

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6 - 10 von 18
Wolf vor 10 Jahren 14 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
In Parfum gegossenes Lächeln einer Sommernacht
Beim ersten Auftragen Irritation. Zitrone und Pfefferminze?! Aber es funktioniert. Sogar ganz hervorragend! Ganz schnell erzeugt Nuit Étoillée eine träumerisch entspannte Stimmung. Noch nicht richtig Nacht, aber doch ein später Sommerabend an dem die Wärme des Tages langsam der Nachtkühle weicht.

Ich sitze unter einer Tanne am Waldrand im Gras. Aus dem Wald wehen sanft kühle Brisen und tragen einen Hauch von dunkleren Noten mit sich: leicht bittere Kräuter und Unterholz. Das Harz der Tanne ist deutlich zu riechen und scheint in der beginnenden Dunkelheit grün zu schimmern.
Die ersten Glühwürmchen tauchen auf und umschwirren mich. Ich lege mich auf den noch warmen Boden, atme die kühle und frische Nachtluft ein und betrachte lächelnd die Äste der Tanne; sie bewegen sich ganz leicht im Wind hin und her. Die Sterne scheinen in großer Zahl vom nachtblauen Himmel. Eine wundervolle Nacht!

Ich liebe Parfums, die in mir Bilder und Geschichten erzeugen. Somit hat NE bei mir voll ins Schwarze getroffen. Die zitrisch-orangenschalig-pfefferminzig-krautig-grünharzig-blumig-herbe Komposition wechselt auf meiner Haut immer wieder den Schwerpunkt und erscheint mal in die zitrisch-frische, mal in die krautig-grüne und mal in die eher harzige Richtung zu tendieren. Ich kann ihn mir ganz wunderbar als Frühjahrs- oder Sommerduft vorstellen, hatte ihn aber auch gestern Abend zum Entspannen mit einem Glas Wein und guter Musik aufgelegt. Tendenziell würde ich ihn aber wohl eher nicht im Büro oder bei offiziellen Anlässen tragen. Außer, ich brauche dafür einen kleinen Gute-Laune-Kick. Denn das kann dieser feine Duft bei aller träumerischen Stimmung auch ganz wunderbar.

Entgegen aller Erwartung hält er auch erfreulich lange 6 Stunden auf meiner Haut (und die ersten Stunden auch mit einer deutlich wahrnehmbaren Sillage) ehe er langsam immer leiser wird und verschwindet. Auf Kleidung verweilt er sehr viel länger, entwickelt sich dafür aber auch nicht so schön und bleibt eher eindimensional. Daher muß er definitiv auf die Haut!
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Wolf vor 10 Jahren 8 4
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Weinprobe am Sonntag
Der erste Gedanke beim Aufsprühen und auch die ursprünglich geplante Überschrift dieses Kommentars war „Sektfrühstück“. Denn beim Aufsprühen steigt einem diese kitzelnde Kohlensäurenote eines Glases Sekt in die Nase. Jedoch wandelt sich der Duft aber im weiteren Verlauf zu einer veritablen Tour durch den Weißweinkeller.
Aber zunächst gilt auch hier mein Dank der edlen Spenderin, die mir hiermit den zweiten Kommentar für dieses Wochenende entlockt.

Ein Sekt also, vielmehr aber eignetlich ein Glas Prosecco. Denn die Kopfnote von #S ist sehr spritzig, süß und geradezu süffig. Kein extratrockener oder gar knackiger brut Sekt sondern leichter und sprudelnder Prosecco. Das macht gute Laune, weckt die Vorfreude auf die weiteren Weine in der Verkostung und bringt mich so richtig in sonnige Freizeitlaune. Allerdings wird diese dann schon in den ersten Minuten etwas getrübt, da die Kopfnote trotz Grapefruit und rosa Pfeffer insgesamt ein wenig zu süß, ja beinahe pappig wirkt. Für meinen Geschmack etwas zu viel und zu übersüßt.
Zum Glück leitet die Weinhefe aber auch direkt in den weiteren Verlauf des Duftes (oder der Weinprobe) über und es geht hier wieder etwas herber und trockener zu. Ingwer und Kardamom steuern nun etwas mehr Bouquet bei und die zarte Wildrose harmoniert damit ganz wunderbar. Wie ein knackiger Riesling oder ein süffiger Weißburgunder. Das Wein-Thema zieht sich wirklich durch den ganzen Duft! Einzig das Bier kann ich nirgendwo erkennen. Eventuell in der Kombination der zitronigen Noten von Ingwer und Grapefruit mit der Hefe als ein Weizenbier mit Zitronenscheibe. Aber das hat auf einer Weinprobe nun wirklich nichts zu suchen!
Im weiteren Verlauf in Richtung Basis führen die übrigen Duftnoten dann zu den schwereren Weißweinen, die im großen Holzfass oder gar im Barrique ausgebaut wurden. Hier geht es dank Iso-E-Super, Moschus und Vetiver etwas erdiger, holziger und auch leicht grasiger zu, Amber steuert noch einen schönen Schmelz bei. Ins Glas kommen nun: ein kräftiger und schmelziger Chardonnay sowie Grauburgunder mit wunderbaren Holznoten und feiner Cremigkeit.

Nach diesem Finale wird der Duft nach einigen Stunden immer leiser und feiner. Es bleibt dann nur noch eine Ahnung des beschwipsten Gücks auf der Haut. Aber bis dahin ist das wirklich großes Wein-Kino, pardon, Duft-Kino eines frischen und erfrischenden Gute-Laune-Duftes, der einem den ganzen Tag lang immer wieder ein breites Grinsen zu entlocken vermag.
4 Antworten
Wolf vor 10 Jahren 17 6
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Frühling im Auenland
Er lag einer meiner jüngsten Bestellungen als Zugabe bei. Ein ganz dickes Dankeschön an die edle Spenderin, die mir diesen wundervollen Duft nun nähergebracht hat. Die Neugier war groß und so habe ich gestern (und heute wieder) einen Testspritzer gewagt. Zunächst dachte ich noch: „Ach ja, sehr hübsch soweit.“ und wollte ihn schon gedanklich ad acta legen. Aber dann hat mich Bosque so richtig gepackt: Eine cremig-zarte Waldmeisternote mit gelbgrünen Grapefruit- Einsprengseln springt mir entgegen. Eigenartig, daß kein Waldmeister bei den Duftnoten aufgeführt ist. Vielleicht ist es aber auch das Büffelgras, in Verbindung mit dem Moschus, was mir diese zartgrüne Waldmeisternote vorgaukelt.

Beim nächsten Atemzug passiert es dann:
Kleine Blüten und eine Wiese breiten sich nun unter meinen Füßen aus und ich stehe in einer verzauberten Landschaft. Mir schießen Worte ins Gedächtnis: „In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit. Nicht in einem feuchten, schmutzigen Loch, wo es nach Moder riecht und Wurmzipfel von den Wänden herabhängen, auch nicht in einer trockenen, kahlen Sandgrube ohne Tische und Stühle, wo man sich zum Essen hinsetzen kann: nein, das Loch war eine Hobbithöhle, und das heißt, es war sehr komfortabel.“
Auch wenn ich erst neulich gelesen habe, daß Lilipur wie das Auenland riechen soll: Für mich ist Bosque der perfekte Auenland-Duft. Okay, das klingt zwar etwas kitschig, aber dieses Bild trifft es für mich am besten.
„Die Tür war kreisrund wie ein Bullauge, grün gestrichen, mit einem blanken Messingknopf genau in der Mitte. Sie führte in eine röhrenförmige Diele... Die besten Zimmer waren auf der linken Seite (wenn man hereinkam), denn nur hier gab es Fenster, tief über dem Boden angesetzte runde Fenster, aus denen der Hobbit auf seinen Garten und die zum Fluß abfallenden Wiesen dahinter hinaussah.“
Der Duft wirkt heimelig, vertraut, ländlich, nach Urlaub an der frischen Luft mit einem Bach oder Fluß in der Nähe und Blumenwiesen. Büsche und ein paar Bäume stehen auch verstreut in dieser schönen und sanft hügeligen Landschaft. Am blauen Himmel ziehen Wolken vorbei, die Sonne scheint an einem kühlen Frühlingstag auf die heitere Natur, ein paar Vögel zwitschern. Alles leuchtet in einer friedlichen Heiterkeit.
Bei all dieser Sanfheit und Schönheit verbirgt sich unter der Oberfläche auch eine rauhe und ursprüngliche Kraft (vermutlich hervorgerufen durch Safran und Vetiver), aber auch eine beinahe komische Schrulligkeit (die Grapefruit mitten im Primel-Beet neben den Narzissen).

Die Kombination aus diesen verschiedenen Elementen macht Bosque für mich so zauberhaft hobbit-artig und auenländisch. Wie heißt es doch gleich eine Seite weiter im Hobbit?
„Eines Morgens in der Frühe der Zeiten, als es noch mehr Grün und weniger Lärm auf der Welt gab, als die Hobbits noch zahlreich waren und es ihnen gutging...“ Da möchte man sich doch einfach auf eine Bank im Garten (zu den Primeln und Narzissen, aber wo kommt plötzlich die Grapefuit her?) oder noch besser unter einen Baum, unter dem selbstverständlich Waldmeister wächst, setzen und einfach die Seele baumeln lassen (oder mal wieder den Hobbit lesen) und sich wohlfühlen.

So duftet Zufriedenheit!


Und nun muß ich mir schleunigst etwas Lilipur besorgen, um zu sehen, wie das andere Auenland-Parfüm duftet. ;-)
6 Antworten
Wolf vor 11 Jahren 6 5
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Perfekter Begleiter an lauen Sommerabenden
Ein Duft, auf den ich nur durch Zufall aufmerksam wurde, weil er bei der Bückware im Angebot war. Nach erfolgreichem Streifen- und Hauttest mußte er - zumal für diesen Preis - einfach mitgehen.

Monsieur Balmain ist ein zitronig-würziger Herrenduft, der vor allem an lauen Sommerabenden zu großer Form
aufläuft. Bei hohen Temperaturen und in der grellen Sonne scheint er nämlich, jedenfalls bei mir, nach kurzer Zeit zu verduften - im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat nämlich das übliche Problem eines zitrischen Duftes, daß die Frische und Wahrnehmbarkeit vor allem in der Kopfnote steckt. Wenn dann noch meine duftfressende Haut und hohe Temperaturen dazukommen, wird so eine feine Erfrischung schnell zum unbefriedigenden Quickie.

An einem lauen Sommerabend jedoch, hat der Monsieur Zeit, sich zu entfalten. Dann zeigen sich nach dem herrlich erfrischenden Zitrus-Minz-Mix feine und auch herbere Töne. Die grüngelbe Kopfnote wird dann unterstützt und durchdrungen von Kräutern, Gewürzen und Gräsern. Vor allem Rosmarin und Vetiver nehme ich hier wahr. Der Muskatellersalbei vertieft und intensiviert das Grün in der vorwiegend gelben Gesamtnote. Ingwer steuert wohldosiert ein wenig spritzig-frische Schärfe bei. Amber und Moschus schließlich geben diesem kleinen aber feinen Meisterwerk Tiefe, eine feine Cremigkeit und Dauer. Das ganze wird von einer exakt dosierten, winzigen Spur Pfeffer vervollkommnet, als würde beim Lieblingsitaliener der Ober mit der großen Pfeffermühle der Pasta auf dem Teller den finalen Touch geben.

Fazit: Einfach lecker und perfekt für Sommerabende!!
5 Antworten
Wolf vor 11 Jahren 26 17
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ich habe es getan...
Ja, ich habe es letzten Winter getan. Ein Flakon Shalimar EdP ist letzten Winter bei mir eingezogen. Bereut habe ich diese Entscheidung noch keine Sekunde. Und er steht auch nicht einfach nur zum gelegentlichen Schnuppern im Schrank, sondern wird auch benutzt. Vor allem an grauen und kalten Tagen habe ich bislang dieses grandiose Kunstwerk, diese Legende der Parfumeurs-Kunst getragen. Interessanterweise bekam ich dafür etliche Komplimente und verwunderte Anfragen, was für einen tollen Duft ich denn da trüge. Es hat sich also wieder einmal bewahrheitet, daß die Herren-Damen-Duftgrenze fließend und geradezu willkürlich ist. Ich würde sogar soweit gehen, daß man eigentlich von einem fließenden Verlauf sprechen sollte! Und wenn ich mich daran erinnere, daß ich bei einer Türkis-Filiale einmal von einer sogenannten Fachkraft darauf hingewiesen wurde, daß die von mir gerade beschnupperten "Jardin..."-Düfte von Hermès, doch Damendüfte seien und sie hier etwas ganz wunderbares für den Herren für mich hätte (es war eine widerliche Billig-Plörre!!), möchte ich laut aufschreien und meinen Geschlechtsgenossen zurufen: Jungs, tragt, was Euch gefällt und was Euch steht! UNd außerdem: Liebe Fachkräfte, unisex heißt, daß bestimmte Düfte generell für beide Geschlechter konzipiert wurden. Und ein Kunde, der einen höherpreisigen Damen- oder Unisexduft erwerben möchte, soll dies ruhig tun dürfen. Denn mit dem Low-Price-for-Men-Gebräu könnte ich den Kunden a) vergraulen und b) der Filiale etliche Euronen durch die Lappen gehen lassen.

Und nun zu Shalimar:
Nach einem Parallel-Test in der Parfümerie (links Habit rouge, rechts Shalimar), war ich von der Damenversion einfach angefixt. Diese wunderbare Komplexität, die Schwere und Süße kombiniert mit herben und bitteren Noten hat mich tief beeindruckt. Und wie für mich Vetiver aus dem gleichen Haus wie ein komplexer Riesling ist, stellt sich mir Shalimar wie ein großer Bordeaux dar. Alles an diesem Duft erinnert mich irgendwie an einen wunderbaren und schweren Rotwein: Die Komplexität der dicht miteinander verwobenen Aromen, der wunderbare Gegensatz von Fruchtnoten und herben, tannin-artigen Aromen, zusammengehalten und bekrönt von der sanften Geschmeidigkeit der Vanille und den charaktervollen Hölzern, der mächtige Nachhall... Ein wirkliches Kunstwerk!

Ein Duft für den großen Auftritt, aber auch für den Moment der Stille und der Entspannung. Ich habe mir vorhin einen kleinen Sprüher auf den Handrücken gegeben und schnuppere seitdem ständig daran und genieße das komplexe Zusammenspiel der Zitrusfrüchte mit der Vanille, berausche mich an Zeder und Sandelholz und den komplex miteinander verwobenen Blütenaromen sowie der sinnliche Beimischung von Leder und Zibet, den Spuren von Weihrauch.

Die Grande Dame der Parfums sollte definitiv von mehr Männern getragen werden! Auch in der Damenwelt rieche ich sie leider viel zu selten.
17 Antworten
6 - 10 von 18