26.07.2014 - 15:52 Uhr
Meggi
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Meggi
Geschichte Top Rezension
55
Zu singen: „Lalalalalalala…“ – Ganzton tiefer: „…lalalaah!“ – Luftholen: „La…“ – Halbton tiefer: „…lalala…“ – hoch wie zu Beginn: „…laah…“ – tief wie zuvor: „…lala…“ – Ganzton tiefer: „…lalalaaah!“
Gewiss haben bei derart präziser Beschreibung alle sofort die Titelmelodie aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ erkannt! Da gibt es eine Szene, in der die Gute virtuos über den tiefen Schnee läuft und reitet, während der trutschige Prinz in vollem (und vollständig albernem) Ornat einschließlich lachhaft-quietschroter Brötchentüten-Mütze beinahe slapstick-mäßig versucht, sie zu fangen. Natürlich vergebens. Ein gänzlich lebensfremder Auftritt, eben durch und durch Märchen.
Wie ich ausgerechnet darauf komme? Nuit Étoilée ist für mich in den ersten Stunden vergleichbar unwirklich. Das Thema des Duftes kann ich gut verstehen. Wir haben van Goghs “Sternennacht” bei uns hängen - leider bloß als Druck. (Das Original wäre zwar zugegebenermaßen längst ebenfalls einem Druck gewichen, aber dann sähe meine Sammlung „Habe ich“ anders aus.) Auch der Duft ist Idee und Ideal einer Sternennacht, für mich definitiv einer winterlichen. Das sauber-abgehobene amber-artige Glitzern des Duftes beschwört einen Sternenhimmel aus dem Märchen. Nicht Sterntaler, wo die Dingerchen letztlich auf die Erde niederplinkern. Nein, diese bleiben oben als ewig unerreichbares Ziel von Träumen und Sehnsüchten. Selbst wenn eines Tages ein Raumschiff dorthin aufbrechen sollte, ankommen wird es allenfalls bei fernen Sonnen.
Eine Tanne wie die aus Nuit Étoilée ist ebenso wenig im wahren Winter-Wald zu finden, sie sieht nur so aus. Denn die in Mond- und Sternenschein blinkende Schneeschicht, die in kleinen Hütchen auf den Gabelungen sitzt und sich in mal kurzen, mal längeren Fingern auf die Zweiglein voranstreckt, erweist sich beim Nähertreten als glasgleich-kristalliner Zucker-Überzug – leicht und doch würzig duftend wie ein winterlich geschmücktes Zuhause. Von einer Süße, welche niemand je über haben wird, nicht einmal nach dem Weihnachts-Fest, denn sie ist nur aufgetupft und rundet den Tannenduft lediglich ab.
Szenenwechsel: Innerhalb der vierten Stunde schweben wir aus dem tschechischen Märchenwald empor. Ein sanfter, karpaten-gekühlter Südost-Wind trägt uns einige hundert Kilometer weit bis auf eine Insel: Nuit Étoilée wandelt sich zu einem distinguiert-edlen, herben Nadelbaumduft, wie er einem britischen Gentleman der erdverbundeneren Art (oder einer entsprechend naturnahen Lady) gut zu Halspartie und Handgelenk steht. Eine regelrecht cologne-hafte Anmutung hatte sich zuvor bereits angedeutet, sie war freilich für den Schwenk über den halben Kontinent in den ersten Stunden ein bisschen zu zuckrig. Zuckrig ist der Duft nun nicht mehr. Na gut, er ist auch nicht mehr cologne-mäßig, trotzdem ließ mich die Erinnerung daran flugs den Schauplatz verfrachten.
Ein neuerlicher Szenenwechsel: Ab der siebenten, achten Stunde verabschiedet sich Nuit Étoilée langsam in Richtung Nirwana. Allerdings bleibt ein vom Charakter her zunächst unverändert kräftig-herber, später milderer Nadelbaum-Harz-Hauch noch lange als leiser Gruß erhalten.
Fazit: Für Goutal-Verhältnisse überdurchschnittlich ausdauernd. Ob es angesichts meiner wintrigen Assoziationen die falsche Jahreszeit für den Test war? Ich finde das nicht. Dieser wunderhübsch funkelnde Nacht-, Für-mich-Winter- und Wald-Duft passt nämlich fast genauso zu einem Sommertag. Nicht zuletzt, weil es gut getan hat, sich in geradezu tropisch-warmer Witterung Bilder einer Landschaft vorzustellen, die tief in Schnee gehüllt ist. Ich lang‘ mal hin und packe mir eine Handvoll davon auf die Stirn. Schööööööön!
PS: Ich weiß jetzt übrigens, dass eine Kommi-Überschrift maximal 200 Zeichen haben darf!
Wie ich ausgerechnet darauf komme? Nuit Étoilée ist für mich in den ersten Stunden vergleichbar unwirklich. Das Thema des Duftes kann ich gut verstehen. Wir haben van Goghs “Sternennacht” bei uns hängen - leider bloß als Druck. (Das Original wäre zwar zugegebenermaßen längst ebenfalls einem Druck gewichen, aber dann sähe meine Sammlung „Habe ich“ anders aus.) Auch der Duft ist Idee und Ideal einer Sternennacht, für mich definitiv einer winterlichen. Das sauber-abgehobene amber-artige Glitzern des Duftes beschwört einen Sternenhimmel aus dem Märchen. Nicht Sterntaler, wo die Dingerchen letztlich auf die Erde niederplinkern. Nein, diese bleiben oben als ewig unerreichbares Ziel von Träumen und Sehnsüchten. Selbst wenn eines Tages ein Raumschiff dorthin aufbrechen sollte, ankommen wird es allenfalls bei fernen Sonnen.
Eine Tanne wie die aus Nuit Étoilée ist ebenso wenig im wahren Winter-Wald zu finden, sie sieht nur so aus. Denn die in Mond- und Sternenschein blinkende Schneeschicht, die in kleinen Hütchen auf den Gabelungen sitzt und sich in mal kurzen, mal längeren Fingern auf die Zweiglein voranstreckt, erweist sich beim Nähertreten als glasgleich-kristalliner Zucker-Überzug – leicht und doch würzig duftend wie ein winterlich geschmücktes Zuhause. Von einer Süße, welche niemand je über haben wird, nicht einmal nach dem Weihnachts-Fest, denn sie ist nur aufgetupft und rundet den Tannenduft lediglich ab.
Szenenwechsel: Innerhalb der vierten Stunde schweben wir aus dem tschechischen Märchenwald empor. Ein sanfter, karpaten-gekühlter Südost-Wind trägt uns einige hundert Kilometer weit bis auf eine Insel: Nuit Étoilée wandelt sich zu einem distinguiert-edlen, herben Nadelbaumduft, wie er einem britischen Gentleman der erdverbundeneren Art (oder einer entsprechend naturnahen Lady) gut zu Halspartie und Handgelenk steht. Eine regelrecht cologne-hafte Anmutung hatte sich zuvor bereits angedeutet, sie war freilich für den Schwenk über den halben Kontinent in den ersten Stunden ein bisschen zu zuckrig. Zuckrig ist der Duft nun nicht mehr. Na gut, er ist auch nicht mehr cologne-mäßig, trotzdem ließ mich die Erinnerung daran flugs den Schauplatz verfrachten.
Ein neuerlicher Szenenwechsel: Ab der siebenten, achten Stunde verabschiedet sich Nuit Étoilée langsam in Richtung Nirwana. Allerdings bleibt ein vom Charakter her zunächst unverändert kräftig-herber, später milderer Nadelbaum-Harz-Hauch noch lange als leiser Gruß erhalten.
Fazit: Für Goutal-Verhältnisse überdurchschnittlich ausdauernd. Ob es angesichts meiner wintrigen Assoziationen die falsche Jahreszeit für den Test war? Ich finde das nicht. Dieser wunderhübsch funkelnde Nacht-, Für-mich-Winter- und Wald-Duft passt nämlich fast genauso zu einem Sommertag. Nicht zuletzt, weil es gut getan hat, sich in geradezu tropisch-warmer Witterung Bilder einer Landschaft vorzustellen, die tief in Schnee gehüllt ist. Ich lang‘ mal hin und packe mir eine Handvoll davon auf die Stirn. Schööööööön!
PS: Ich weiß jetzt übrigens, dass eine Kommi-Überschrift maximal 200 Zeichen haben darf!
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