26.05.2016 - 14:34 Uhr
Meggi
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22
I pini del Gianicolo
Zwischen 1916 und 1928 komponierte der Italiener Ottorino Respighi drei Tondichtungen, die als „Römische Trilogie“ bezeichnet werden, weil er darin den römischen Brunnen, Pinien und Festen tönende Denkmäler setzte. Damals wurden die Werke häufig aufgeführt, heute sind sie selten zu hören. Mag sein, dass diese Art von Tonmalerei mittlerweile als ein wenig aus der Zeit gefallen wahrgenommen wird. Das wäre allerdings seltsam, schließlich wird Filmmusik allenthalben rauf und runter gespielt; selbst die ödesten Leinwandgeschehen-Begleitungs-Elaborate, die ohne die zugehörigen Bilder plötzlich bestürzend banal wirken.
Ich denke, dass Respighi demgegenüber auch ohne Zelluloid-Krücke wunderbare Bilder und Stimmungen beschwor. Das Programm seiner viersätzigen symphonischen Dichtung „Pini di Roma“ (Pinien von Rom) beschreibt den dritten Satz „I pini del Gianicolo“ (Die Pinien auf dem Janiculum; youtube.com/watch?v=4woDFrIp5lI) mit den Worten: „Ein Zittern geht durch die Luft: In klarer Vollmondnacht wiegen sanft ihre Wipfel die Pinien des Janiculums. In den Zweigen singt eine Nachtigall.“ Respighi meinte es mit seinen Tonbildern übrigens sehr ernst und gab sogar die für den Gesang der Nachtigall zu verwendende Schallplatten-Aufnahme genau vor.
Wie immer bei derlei Programm-Musik ließe sich mühelos eine andere Geschichte vorstellen. Gemeinsamkeiten mit werblichen Duft-Programmen sind da keineswegs zufällig. Indes: Wer folgte nicht gern einer Einladung nach Rom, ob nun einer musikalischen oder einer duftenden…?
Auf die sommerliche Vollmondnacht, das sei noch erwähnt, komme ich nicht in erster Linie aufgrund des Parfüm-Namens, sondern gewissermaßen als Ausweichmanöver. Alternativ ließe sich Les Nuits d’Hadrien nämlich als Duft für den Spätsommer charakterisieren, aber wer wollte jetzt den Hochsommer überspringen? Wir warten auf ihn!
Die Vollmondnacht des Hadrian eröffnet dunkelzitrisch-warm. Die Nennung von Mandarine und Bergamotte suggeriert eine Leichtigkeit oder Spritzigkeit, die ich im Duft nicht wiederfinde. Vielmehr geht es sinnlich-saftig zu. Ich hätte am ehesten auf Orange getippt. Leider vergeht die noble Frucht bereits binnen einer guten halben Stunde weitgehend und Gewürz rückt in die vordere Reihe - still, warm und charaktervoll.
Ein nelkenhaftes Gepiekse weckt Erinnerungen an das rund ein Jahrzehnt ältere Eau du Gouverneur von Comptoir Sud Pacifique. Ein Doppel-Test offenbarte tatsächlich Parallelen im Stil vor allem des Mittelteils, freilich kommt der Herr Gouverneur mit seinem Verbenen-Start und der stärkeren Eugenol-Betonung insgesamt eher herb, kratzig, holzig und eine Spur distanziert daher.
Les Nuits d’Hadrien ist im Unterschied dazu einerseits frischer, fraglos Beitrag des Basilikums, andererseits runder, weicher und schmeichelnder, spätestens, wenn in der vierten, fünften Stunde die Vanille deutlicher hervortritt und das Gewürz abmildert. Ein angenehmer freundlicher Begleiter, der durchweg eine gepflegte, nach hinten raus sanft ambrierte Würze bewahrt. Abgesehen vom üppig leuchtenden Auftakt ist die Sillage dezent. Für einen Abend, auch einen eeeeeetwas längeren Abend, ist die Haltbarkeit völlig ausreichend.
Fazit: Der köstliche Anfang legt die Latte ein bisschen zu hoch; es lässt sich nicht leugnen, dass der Fortgang diese Klasse nicht ganz halten kann. Dennoch ein Test-Tipp, allein schon der Gedanken an eine warme Sommernacht wegen.
Ich denke, dass Respighi demgegenüber auch ohne Zelluloid-Krücke wunderbare Bilder und Stimmungen beschwor. Das Programm seiner viersätzigen symphonischen Dichtung „Pini di Roma“ (Pinien von Rom) beschreibt den dritten Satz „I pini del Gianicolo“ (Die Pinien auf dem Janiculum; youtube.com/watch?v=4woDFrIp5lI) mit den Worten: „Ein Zittern geht durch die Luft: In klarer Vollmondnacht wiegen sanft ihre Wipfel die Pinien des Janiculums. In den Zweigen singt eine Nachtigall.“ Respighi meinte es mit seinen Tonbildern übrigens sehr ernst und gab sogar die für den Gesang der Nachtigall zu verwendende Schallplatten-Aufnahme genau vor.
Wie immer bei derlei Programm-Musik ließe sich mühelos eine andere Geschichte vorstellen. Gemeinsamkeiten mit werblichen Duft-Programmen sind da keineswegs zufällig. Indes: Wer folgte nicht gern einer Einladung nach Rom, ob nun einer musikalischen oder einer duftenden…?
Auf die sommerliche Vollmondnacht, das sei noch erwähnt, komme ich nicht in erster Linie aufgrund des Parfüm-Namens, sondern gewissermaßen als Ausweichmanöver. Alternativ ließe sich Les Nuits d’Hadrien nämlich als Duft für den Spätsommer charakterisieren, aber wer wollte jetzt den Hochsommer überspringen? Wir warten auf ihn!
Die Vollmondnacht des Hadrian eröffnet dunkelzitrisch-warm. Die Nennung von Mandarine und Bergamotte suggeriert eine Leichtigkeit oder Spritzigkeit, die ich im Duft nicht wiederfinde. Vielmehr geht es sinnlich-saftig zu. Ich hätte am ehesten auf Orange getippt. Leider vergeht die noble Frucht bereits binnen einer guten halben Stunde weitgehend und Gewürz rückt in die vordere Reihe - still, warm und charaktervoll.
Ein nelkenhaftes Gepiekse weckt Erinnerungen an das rund ein Jahrzehnt ältere Eau du Gouverneur von Comptoir Sud Pacifique. Ein Doppel-Test offenbarte tatsächlich Parallelen im Stil vor allem des Mittelteils, freilich kommt der Herr Gouverneur mit seinem Verbenen-Start und der stärkeren Eugenol-Betonung insgesamt eher herb, kratzig, holzig und eine Spur distanziert daher.
Les Nuits d’Hadrien ist im Unterschied dazu einerseits frischer, fraglos Beitrag des Basilikums, andererseits runder, weicher und schmeichelnder, spätestens, wenn in der vierten, fünften Stunde die Vanille deutlicher hervortritt und das Gewürz abmildert. Ein angenehmer freundlicher Begleiter, der durchweg eine gepflegte, nach hinten raus sanft ambrierte Würze bewahrt. Abgesehen vom üppig leuchtenden Auftakt ist die Sillage dezent. Für einen Abend, auch einen eeeeeetwas längeren Abend, ist die Haltbarkeit völlig ausreichend.
Fazit: Der köstliche Anfang legt die Latte ein bisschen zu hoch; es lässt sich nicht leugnen, dass der Fortgang diese Klasse nicht ganz halten kann. Dennoch ein Test-Tipp, allein schon der Gedanken an eine warme Sommernacht wegen.
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