Xandi

... oder ich werde einfach alt. Auch wenn die ganze Duftrichtung Oud nicht wirklich mein Fall ist, muss ich zugeben, dass diese "westliche" Version von YSL mich sehr schnell in ihren Bann gezogen hat. Wahrscheinlich muss ich mich dafür noch immer bei Mr. Tom Ford bedanken. Seit seinem Abgang bei YSL ist von dort meines Wissens für den Parfummarkt nichts künstlerisch Wertvolles mehr nachgekommen.
Den medizinischen Auftakt muss man leider zuerst mit respektvoller Distanz überstehen. Wer in den ersten Minuten nach dem Aufsprühen zu nahe an der Haut riecht, wird bestimmt erst einmal abgeschreckt werden. Einfach, zugänglich und massentauglich ist anders. Oud Absolu gehört eindeutig zu den Düften, die zunächst am besten direkt aus dem Sprühkopf kennenzulernen sind, ohne diesen zu betätigen. Überhaupt geht mir das bei vielen Düften so, dass man dabei erkennt, wie das Parfum in der Herznote riechen wird. Gerade bei diesem Exemplar ist diese Art des Testens dringend empfohlen.
Das Parfum selbst ist eine fast überbordend opulente Mischung aus herber Mandarine, getrocknetem Obst, Holz, Harz, unsüßer und trotzdem klebrig-sirupartiger Coca-Cola, Patchouli und Weihrauch. Ein Mix, der an mir, je nach Jahreszeit und Temperatur, andere Nuancen an die Oberfläche treibt. Eigentlich ist das Parfum eindeutig ein Begleiter für kältere Tage, aber ich verwende ihn sehr gerne auch an nicht zu heißen Sommer-Abenden und finde ihn gerade dafür sehr ungewöhnlich und interessant. Für meine Nase bekommt man hier Nischen-Qualität zum Drogerie-Preis nachgeworfen.
Wer unter den ganz normalen, in jeder Parfümerie-Kette erhältlichen Parfums, ein besonderes Exemplar mit "Ecken und Kanten" und abseits des langweiligen, sich selbst immer wieder gegenseitig kopierenden Einheitsbreis sucht, dem kann ich Oud Absolu, insbesondere für die kommende Weihnachtszeit, wärmstens ans Herz legen.