03.06.2014 - 08:46 Uhr

Naaase
109 Rezensionen

Naaase
Top Rezension
Die nackte Wahrheit
Die nackte Wahrheit
„Ich weiß, dass ich die Mode vorangebracht habe und den Frauen ein bisher verbotenes Universum geöffnet habe. Ich habe einfach eine Gabe. Das ist geheimnisvoll, aber die Natur hat mir ein Talent gegeben: Zu wissen, zu spüren, was die Frauen wünschen. Und das zur richtigen Zeit. Dazu muss ich nicht rausgehen und reisen. Ich habe einfach gute Antennen. Nichts ist schöner als ein nackter Körper. Das schönste Kleidungsstück, das eine Frau tragen kann, ist die Umarmung eines Mannes, der sie liebt. Und für die, die dieses Glück nicht finden, bin ich da!“ (Yves Saint Laurent)
Und mit einem nackten Körper begann auch das Leben von "M7". Wenn es auch keine nackte Frau sondern ein nackter Mann war.
Er zeigte wirklich alles und lenkte so ein bisschen von dem ab, wofür er eigentlich warb: Im Mittelpunkt der Kampagne sollte eigentlich "M7" stehen, ein Männerduft von Yves Saint Laurent. 2002 entstand unter der Regie von Tom Ford, von 1999 bis 2004 Creative Director des Hauses Yves Saint Laurent , eines der ersten Parfüms mit Oud. Und auch wenn die Werbekampagne mit dem nackten Penis einige Gemüter erregte (da soll mal einer behaupten, bei YSL gäb's nichts "von der Stange"), war das stark duftende Öl mit dem ungewöhnlichen Namen das eigentlich Besondere an M7.
"Niemand hatte es bis dahin benutzt, keiner kannte es", berichtet Alberto Morillas, neben Jaques Cavallier-Belletrud einer der zwei Parfümeure, die damals M7 kreierten, "Der Zeit" in einem Interview, "und es hat immer noch etwas Magisches."
In Arabien kannte man hingegen diesen intensiven Duftstoff, der aus dem Harz des Adlerholzbaumes gewonnen wird, schon seit über 2000 Jahren: Dort verwendete man nämlich das aus dem von einer bestimmten Schimmelpilz-Kombination befallenen Harz des Adlerholzbaumes schon seit langer Zeit und schreibt ihm sogar aphrosidierende Wirkung zu.
Bei Yves Saint Laurent verzichtete man jedenfalls 2002 darauf, Oud in der Werbekampagne für "M7" zu erwähnen. Der Duft sollte offensichtlich für sich sprechen. Mit dem neuen Konzept aus dem Jahre 2011 änderte sich das: "M7" wurde Teil der edlen Serie "La Collection Yves Saint Laurent" und seither steht auch auf dem Flakon "M7 Oud Absolu". "Das Öl hat so etwas Animalisches, Holziges, aber gleichzeitig Modernes", wird Parfümeur Morillas zitiert. "Es riecht warm und sexy und immer wieder anders. Ich träume davon, weitere Oud-Düfte zu kreieren." Die Auswahl ist inzwischen fast schon unüberschaubar: Auf Yves Saint Laurent folgten zahlreiche Hersteller mit eigenen Oud-Kreationen. Doch, wie so oft, war Yves Saint Laurent wieder mal seiner Zeit voraus: Yves Henri Donat Mathieu-Saint-Laurent wurde am 1. August 1936 in Oran, Algerien geboren. Und ist am 01. Juni 2008 in Paris verstorben. Er war ein international bekannter französischer Modeschöpfer, der 1961 das Modeunternehmen "Yves Saint Laurent" in Paris gründete.
Er wurde zu Lebzeiten von der Fachwelt als „Revolutionär“ des Modedesigns betitelt. Er wirkte in der Modewelt vielfach stilbildend und wird auch nach seinem Tod als Koryphäe auf dem Gebiet der gehobenen und eleganten Damenmode ehrfurchtsvoll genannt. Er begann seine Karriere als Assistent von Christian Dior und verkörperte wie nur wenige andere Designer die französische Haute Couture Mode. Den größten Einfluss hinterließ 1967 seine Kreation eines Hosenanzuges für Frauen („Le Smoking“), der die weibliche Form elegant und sachlich zugleich zur Geltung brachte und damit auch emanzipatorisch wirkte. Das Unternehmen und damit die Marke Yves Saint Laurent, kurz YSL, bestehen bis heute und sind seit Ende 1999 im Besitz der Gucci-Gruppe, welche wiederum von 1999 bis 2004 schrittweise von dem französischen PPR-Konzern aufgekauft wurde. Das Unternehmen bietet über ein eigenes Netzwerk von Boutiquen und den gehobenen Einzelhandel weltweit hochpreisige Prêt-à-porter Bekleidung für Damen und Herren sowie Lederwaren, Schuhe, Uhren, Schmuck, Brillen, Accessoires, Parfüms und Kosmetik im Luxusgüter-Segment an. Chefdesigner aller Modekollektionen ist seit März 2012 Hedi Slimane. Unter Slimane wurde die Modesparte 2012 in "Saint Laurent Paris" umbenannt, wobei das Unternehmen selbst weiterhin als "Yves Saint Laurent S.A.S" firmiert.
Zu dem "M7" aus dem Jahr 2002 erfährt man hier auf "Parfumo", dass Alberto Morillas und Jaques Cavallier-Belletrud zunächst echtes Oud verwendet hätten. Von diesem hätte man im Jahr 2000 angeblich günstig eine große Menge ankaufen können, um dieses dann in Verbindung mit der von "Firmenich" auf Anfrage von Yves Saint Laurent entwickelten synthetischen Nachbildung "Oud Synthetic 10760 E" zu verwenden. Dies mit dem Ziel, gewisse unerwünschte Eigenschaften des Ouds zu überdecken. Als die Vorräte aufgebraucht waren, habe man bis zur vorläufigen Einstellung des Dufts im Jahr 2009 nur noch den Ersatzstoff verwendet. Jedenfalls begann die Produktion offenbar erst, als "Firmenich" im September 2002 die synthetische Oud-Base lieferte.
Das im Jahr 2002 entstandene (und mir freundlicher Weise in einer Abfüllung zur Verfügung gestellte) "M7" beginnt fruchtig. Mandarine und auch etwas Bergamotte. Aber die reife und dunkle Mandarine steht im Vordergrund. Daneben gibt es noch eine weitere Note. Die hier oftmals genannte "Cola-Note" kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch der Eindruck, der Duft würde "sprudeln". Die Kopfnote ist trotz dieses (an sich) fruchtigen Auftakts dunkel. Diese erwähnte "Cola-Note" verstärkt sich dann -bei nach wie vor dunkler Grundausrichtung- in der Herznote, wenn dann das Oud zum Vorschein kommt. Nach wie vor ist zwar diese "dunkle Mandarinen-Note" spürbar. Fast schon wie Dörr-Obst. Und es tritt dieses scharfe Oud hinzu. Unser Oud hier versteht sich jedoch nicht als Haupt-Thema. Es will vielmehr nur eine von mehreren Komponenten dieses Duftes sein. Will ein (medizinaler) Widerpart zu der dunkel-trockenen, aber immerhin fruchtigen, Mandarine sein. Interessant. Dieser medizinale Charakter unseres "Nebendarsteller-Ouds" wird dann durch eine leicht krautige Note verstärkt. Diese muss von dem dezenten Vetiver-Einsatz kommen. Diese Note bleibt dann erhalten: Ein Spannungsverhältnis zwischen Frucht (Mandarine) und medizinal-(leicht)scharfen Oud. Gegen Ende wird es dann durch wärmenden Amber und leicht rauen Moschus runder und weicher. Und damit auch versöhnlicher. Dieses Spannungsverhältnis bleibt jedoch (in abgeschwächter Form) jedoch auch in der Basis erhalten.
Im Jahr 2004 entstand dann auch noch ein "M7 Fresh". Aber ist das nicht eine -um es neudeutsch zu formulieren- "Mission Impossible" ? Ein schwerer Oud-Duft für den Sommer ? Der Beginn ist ebenfalls fruchtig. Aber diese Zitrusfrüchte (Bergamotte und Mandarine) begrüßen uns schon viel freundlicher. Viel fruchtiger. Viel heller. Ja, fast schon ein wenig zitrisch-erfrischend. Obwohl es sich im Vergleich zum "M7" aus dem Jahr 2002 um die gleichen Früchte handelt wirken diese nunmehr fast erfrischend. Zunächst also keine Spur von diesem dunklen Beginn des "M7". Doch dieser zitrisch-erfrischende Auftakt währt nur kurz. Denn schon nach kurzer Zeit stellt sich auch beim "M7 Fresh" eine "Cola-Note" ein und verweist auf die Verwandtschaft zum "M7" aus dem Jahr 2002. Diese aber viel heller, viel freundlicher. Sozusagen ein "Cola Light". Aber immerhin auch ein Produkt aus dem Hause des so berühmten Brause-Herstellers. Auch meine ich, etwas Oud zu erschnuppern. Aber nur ganz leicht. Einen Hauch von Oud. Sozusagen "Oud-Light". Denn nach wie vor bleibt der Duftverlauf dominiert von den hellen und freundlichen Zitrusfrüchten, die jetzt sogar eine (angenehm !) säuerliche Note aufweisen. Wie gesagt: Umhaucht von dieser "Oud-Cola-Note", die auf die Verwandtschaftsverhältnisse verweist. In der Basis erwartet uns dann Moschus. Doch selbst dieser ist nicht dunkel-düster. Zudem noch ausgestattet mit einer leicht grasig-krautigen Note, die ich dem Vetiver zuschreibe. Nach einigen Stunden klingt dieses zitrisch-fruchtige "Cola-Light" leicht moschus-grasig aus.
Das "M7 Oud Absolu" aus dem Jahr 2011 beginnt hingegen wieder dunkel-fruchtig: Eine Mandarine, eine Orange und eine Bergamotte. Nicht spritzig-sauer, sondern vielmehr reif-dunkel-geheimnisvoll. Selbst dieser fruchtige Beginn wirkt so, als wenn diese Zitrusfrüchte nicht in der hellen Sommersonne an einem knorrigen Baum sondern vielmehr in einer dunklen Höhle im hintersten Afghanistan gereift wären. Alles in der Kopfnote bereits dunkel und geheimnisvoll. Aber auch zugleich sehr interessant gemacht.
Kurze Zeit später wird's dann mächtig geheimnisvoll: Weiter kein Licht in unserer dunklen Berghöhle. Das bereits versprochene Oud erreicht unsere Nase. Ein Oud nicht von der medizinalen Sorte, sondern eher mystisch und fremdländisch. Apropos "fremdländisch": Neben "Gevatter Oud" hat nunmehr jemand noch ein paar Räucherstäbchen angezündet. Die müssen von unserem Freund, dem Patchouli kommen. Jedoch alles sehr schön würzig unterlegt. Und auch noch leicht fruchtig, da insbesondere die Mandarine aus der Kopfnote noch nicht in unseren dunklen Höhle verschwunden ist. Was für eine tolle Kombination: Die sanft-fruchtige Mandarine und das geheimnisvoll (Patchouli)-würzige( Rosmarin) Oud. Das ist toll !!! Aber auch in der Basis wird alles aufgefahren, was in Richtung "Dunkel-Geheimnisvoll" geht: Zunächst einmal wärmender Amber: Ein kleines Feuerchen brennt in unserer Höhe. Kaum geeignet, uns Licht ins Dunkel zu bringen. Doch gewillt, weitere Wärme in unsere Herzen zu bringen. Moschus und Myrrhe dringen zu uns vor. Dunkel. Geheimnisvoll.
Mein Fazit:
Das "M7" aus dem Jahre 2002 ist ein Meilenstein der Parfum-Geschichte als Wegbereiter einer ganzen Welle von Oud-Düften. Zudem mit einer einzigartigen "Cola-Note". Diese wird dann von dem "M7 Fresh" auch aufgegriffen und in einem wesentlich freundlicheren, da sommerlicheren, Licht präsentiert. Dafür sorgen schon die helleren und zitrischeren Früchte. Das "M7 Oud Absolu", das sich eindeutig in der Tradition des "M7" aus dem Jahre 2002 sieht, lebt von dem einzigartigen Spannungsverhältnis von den reifen (fast schon Dörrobst-) Früchten und der (durch Oud und Patchouli hervorgerufenen) dunklen (Höhlen-) Stimmung. Alle drei sind wirklich gut gemachte Düfte. Jeweils sehr interessant und mit individueller Daseins-Berechtigung.
„Coco Chanel hat den Frauen die Freiheit gegeben, Yves Saint Laurent die Macht.“ (Yves Saint Laurent).
"Und uns Männern 'M7' " (Naaase).
„Ich weiß, dass ich die Mode vorangebracht habe und den Frauen ein bisher verbotenes Universum geöffnet habe. Ich habe einfach eine Gabe. Das ist geheimnisvoll, aber die Natur hat mir ein Talent gegeben: Zu wissen, zu spüren, was die Frauen wünschen. Und das zur richtigen Zeit. Dazu muss ich nicht rausgehen und reisen. Ich habe einfach gute Antennen. Nichts ist schöner als ein nackter Körper. Das schönste Kleidungsstück, das eine Frau tragen kann, ist die Umarmung eines Mannes, der sie liebt. Und für die, die dieses Glück nicht finden, bin ich da!“ (Yves Saint Laurent)
Und mit einem nackten Körper begann auch das Leben von "M7". Wenn es auch keine nackte Frau sondern ein nackter Mann war.
Er zeigte wirklich alles und lenkte so ein bisschen von dem ab, wofür er eigentlich warb: Im Mittelpunkt der Kampagne sollte eigentlich "M7" stehen, ein Männerduft von Yves Saint Laurent. 2002 entstand unter der Regie von Tom Ford, von 1999 bis 2004 Creative Director des Hauses Yves Saint Laurent , eines der ersten Parfüms mit Oud. Und auch wenn die Werbekampagne mit dem nackten Penis einige Gemüter erregte (da soll mal einer behaupten, bei YSL gäb's nichts "von der Stange"), war das stark duftende Öl mit dem ungewöhnlichen Namen das eigentlich Besondere an M7.
"Niemand hatte es bis dahin benutzt, keiner kannte es", berichtet Alberto Morillas, neben Jaques Cavallier-Belletrud einer der zwei Parfümeure, die damals M7 kreierten, "Der Zeit" in einem Interview, "und es hat immer noch etwas Magisches."
In Arabien kannte man hingegen diesen intensiven Duftstoff, der aus dem Harz des Adlerholzbaumes gewonnen wird, schon seit über 2000 Jahren: Dort verwendete man nämlich das aus dem von einer bestimmten Schimmelpilz-Kombination befallenen Harz des Adlerholzbaumes schon seit langer Zeit und schreibt ihm sogar aphrosidierende Wirkung zu.
Bei Yves Saint Laurent verzichtete man jedenfalls 2002 darauf, Oud in der Werbekampagne für "M7" zu erwähnen. Der Duft sollte offensichtlich für sich sprechen. Mit dem neuen Konzept aus dem Jahre 2011 änderte sich das: "M7" wurde Teil der edlen Serie "La Collection Yves Saint Laurent" und seither steht auch auf dem Flakon "M7 Oud Absolu". "Das Öl hat so etwas Animalisches, Holziges, aber gleichzeitig Modernes", wird Parfümeur Morillas zitiert. "Es riecht warm und sexy und immer wieder anders. Ich träume davon, weitere Oud-Düfte zu kreieren." Die Auswahl ist inzwischen fast schon unüberschaubar: Auf Yves Saint Laurent folgten zahlreiche Hersteller mit eigenen Oud-Kreationen. Doch, wie so oft, war Yves Saint Laurent wieder mal seiner Zeit voraus: Yves Henri Donat Mathieu-Saint-Laurent wurde am 1. August 1936 in Oran, Algerien geboren. Und ist am 01. Juni 2008 in Paris verstorben. Er war ein international bekannter französischer Modeschöpfer, der 1961 das Modeunternehmen "Yves Saint Laurent" in Paris gründete.
Er wurde zu Lebzeiten von der Fachwelt als „Revolutionär“ des Modedesigns betitelt. Er wirkte in der Modewelt vielfach stilbildend und wird auch nach seinem Tod als Koryphäe auf dem Gebiet der gehobenen und eleganten Damenmode ehrfurchtsvoll genannt. Er begann seine Karriere als Assistent von Christian Dior und verkörperte wie nur wenige andere Designer die französische Haute Couture Mode. Den größten Einfluss hinterließ 1967 seine Kreation eines Hosenanzuges für Frauen („Le Smoking“), der die weibliche Form elegant und sachlich zugleich zur Geltung brachte und damit auch emanzipatorisch wirkte. Das Unternehmen und damit die Marke Yves Saint Laurent, kurz YSL, bestehen bis heute und sind seit Ende 1999 im Besitz der Gucci-Gruppe, welche wiederum von 1999 bis 2004 schrittweise von dem französischen PPR-Konzern aufgekauft wurde. Das Unternehmen bietet über ein eigenes Netzwerk von Boutiquen und den gehobenen Einzelhandel weltweit hochpreisige Prêt-à-porter Bekleidung für Damen und Herren sowie Lederwaren, Schuhe, Uhren, Schmuck, Brillen, Accessoires, Parfüms und Kosmetik im Luxusgüter-Segment an. Chefdesigner aller Modekollektionen ist seit März 2012 Hedi Slimane. Unter Slimane wurde die Modesparte 2012 in "Saint Laurent Paris" umbenannt, wobei das Unternehmen selbst weiterhin als "Yves Saint Laurent S.A.S" firmiert.
Zu dem "M7" aus dem Jahr 2002 erfährt man hier auf "Parfumo", dass Alberto Morillas und Jaques Cavallier-Belletrud zunächst echtes Oud verwendet hätten. Von diesem hätte man im Jahr 2000 angeblich günstig eine große Menge ankaufen können, um dieses dann in Verbindung mit der von "Firmenich" auf Anfrage von Yves Saint Laurent entwickelten synthetischen Nachbildung "Oud Synthetic 10760 E" zu verwenden. Dies mit dem Ziel, gewisse unerwünschte Eigenschaften des Ouds zu überdecken. Als die Vorräte aufgebraucht waren, habe man bis zur vorläufigen Einstellung des Dufts im Jahr 2009 nur noch den Ersatzstoff verwendet. Jedenfalls begann die Produktion offenbar erst, als "Firmenich" im September 2002 die synthetische Oud-Base lieferte.
Das im Jahr 2002 entstandene (und mir freundlicher Weise in einer Abfüllung zur Verfügung gestellte) "M7" beginnt fruchtig. Mandarine und auch etwas Bergamotte. Aber die reife und dunkle Mandarine steht im Vordergrund. Daneben gibt es noch eine weitere Note. Die hier oftmals genannte "Cola-Note" kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch der Eindruck, der Duft würde "sprudeln". Die Kopfnote ist trotz dieses (an sich) fruchtigen Auftakts dunkel. Diese erwähnte "Cola-Note" verstärkt sich dann -bei nach wie vor dunkler Grundausrichtung- in der Herznote, wenn dann das Oud zum Vorschein kommt. Nach wie vor ist zwar diese "dunkle Mandarinen-Note" spürbar. Fast schon wie Dörr-Obst. Und es tritt dieses scharfe Oud hinzu. Unser Oud hier versteht sich jedoch nicht als Haupt-Thema. Es will vielmehr nur eine von mehreren Komponenten dieses Duftes sein. Will ein (medizinaler) Widerpart zu der dunkel-trockenen, aber immerhin fruchtigen, Mandarine sein. Interessant. Dieser medizinale Charakter unseres "Nebendarsteller-Ouds" wird dann durch eine leicht krautige Note verstärkt. Diese muss von dem dezenten Vetiver-Einsatz kommen. Diese Note bleibt dann erhalten: Ein Spannungsverhältnis zwischen Frucht (Mandarine) und medizinal-(leicht)scharfen Oud. Gegen Ende wird es dann durch wärmenden Amber und leicht rauen Moschus runder und weicher. Und damit auch versöhnlicher. Dieses Spannungsverhältnis bleibt jedoch (in abgeschwächter Form) jedoch auch in der Basis erhalten.
Im Jahr 2004 entstand dann auch noch ein "M7 Fresh". Aber ist das nicht eine -um es neudeutsch zu formulieren- "Mission Impossible" ? Ein schwerer Oud-Duft für den Sommer ? Der Beginn ist ebenfalls fruchtig. Aber diese Zitrusfrüchte (Bergamotte und Mandarine) begrüßen uns schon viel freundlicher. Viel fruchtiger. Viel heller. Ja, fast schon ein wenig zitrisch-erfrischend. Obwohl es sich im Vergleich zum "M7" aus dem Jahr 2002 um die gleichen Früchte handelt wirken diese nunmehr fast erfrischend. Zunächst also keine Spur von diesem dunklen Beginn des "M7". Doch dieser zitrisch-erfrischende Auftakt währt nur kurz. Denn schon nach kurzer Zeit stellt sich auch beim "M7 Fresh" eine "Cola-Note" ein und verweist auf die Verwandtschaft zum "M7" aus dem Jahr 2002. Diese aber viel heller, viel freundlicher. Sozusagen ein "Cola Light". Aber immerhin auch ein Produkt aus dem Hause des so berühmten Brause-Herstellers. Auch meine ich, etwas Oud zu erschnuppern. Aber nur ganz leicht. Einen Hauch von Oud. Sozusagen "Oud-Light". Denn nach wie vor bleibt der Duftverlauf dominiert von den hellen und freundlichen Zitrusfrüchten, die jetzt sogar eine (angenehm !) säuerliche Note aufweisen. Wie gesagt: Umhaucht von dieser "Oud-Cola-Note", die auf die Verwandtschaftsverhältnisse verweist. In der Basis erwartet uns dann Moschus. Doch selbst dieser ist nicht dunkel-düster. Zudem noch ausgestattet mit einer leicht grasig-krautigen Note, die ich dem Vetiver zuschreibe. Nach einigen Stunden klingt dieses zitrisch-fruchtige "Cola-Light" leicht moschus-grasig aus.
Das "M7 Oud Absolu" aus dem Jahr 2011 beginnt hingegen wieder dunkel-fruchtig: Eine Mandarine, eine Orange und eine Bergamotte. Nicht spritzig-sauer, sondern vielmehr reif-dunkel-geheimnisvoll. Selbst dieser fruchtige Beginn wirkt so, als wenn diese Zitrusfrüchte nicht in der hellen Sommersonne an einem knorrigen Baum sondern vielmehr in einer dunklen Höhle im hintersten Afghanistan gereift wären. Alles in der Kopfnote bereits dunkel und geheimnisvoll. Aber auch zugleich sehr interessant gemacht.
Kurze Zeit später wird's dann mächtig geheimnisvoll: Weiter kein Licht in unserer dunklen Berghöhle. Das bereits versprochene Oud erreicht unsere Nase. Ein Oud nicht von der medizinalen Sorte, sondern eher mystisch und fremdländisch. Apropos "fremdländisch": Neben "Gevatter Oud" hat nunmehr jemand noch ein paar Räucherstäbchen angezündet. Die müssen von unserem Freund, dem Patchouli kommen. Jedoch alles sehr schön würzig unterlegt. Und auch noch leicht fruchtig, da insbesondere die Mandarine aus der Kopfnote noch nicht in unseren dunklen Höhle verschwunden ist. Was für eine tolle Kombination: Die sanft-fruchtige Mandarine und das geheimnisvoll (Patchouli)-würzige( Rosmarin) Oud. Das ist toll !!! Aber auch in der Basis wird alles aufgefahren, was in Richtung "Dunkel-Geheimnisvoll" geht: Zunächst einmal wärmender Amber: Ein kleines Feuerchen brennt in unserer Höhe. Kaum geeignet, uns Licht ins Dunkel zu bringen. Doch gewillt, weitere Wärme in unsere Herzen zu bringen. Moschus und Myrrhe dringen zu uns vor. Dunkel. Geheimnisvoll.
Mein Fazit:
Das "M7" aus dem Jahre 2002 ist ein Meilenstein der Parfum-Geschichte als Wegbereiter einer ganzen Welle von Oud-Düften. Zudem mit einer einzigartigen "Cola-Note". Diese wird dann von dem "M7 Fresh" auch aufgegriffen und in einem wesentlich freundlicheren, da sommerlicheren, Licht präsentiert. Dafür sorgen schon die helleren und zitrischeren Früchte. Das "M7 Oud Absolu", das sich eindeutig in der Tradition des "M7" aus dem Jahre 2002 sieht, lebt von dem einzigartigen Spannungsverhältnis von den reifen (fast schon Dörrobst-) Früchten und der (durch Oud und Patchouli hervorgerufenen) dunklen (Höhlen-) Stimmung. Alle drei sind wirklich gut gemachte Düfte. Jeweils sehr interessant und mit individueller Daseins-Berechtigung.
„Coco Chanel hat den Frauen die Freiheit gegeben, Yves Saint Laurent die Macht.“ (Yves Saint Laurent).
"Und uns Männern 'M7' " (Naaase).
9 Antworten