"Daß meine Schmerzen verschwunden waren, wurde in meinen Augen zu einer Kleinigkeit;... hier war das Geheimnis des Glücks auf einmal entdeckt, über das die Philosophen so viele Jahrhunderte diskutiert hatten; das Glück konnte jetzt für einen Penny gekauft und in der Westentasche mitgenommen werden, tragbare Extasen konnte man auf Halbliterflaschen abgezogen bekommen und Seelenfrieden ließ sich per Post versenden." .. schrieb einst 1821 Thomas De Quincey über seinen ersten Opiumgenuss.
Opium ist Droge - aber auch Glück Verdrängung und Verschiebung. Verschieben und verdrängen kann der Mensch nahe zu perfekt. Der Gedanke muss jedoch mitspielen ..
Der erste Duft den ich mir jetzt nach langer Zeit geholt habe, auf Drängen meiner Tochter, mal einen Neuen zu kaufen, auch deshalb weil ich mich etwas aufgerafft habe und etwas in die Gänge gekommen bin. Opium schwirrte mir schon lange im Kopf herum und ich habe ihn letztendlich geholt.
Wie allen bekannt, sprechen uns provokante Namen an und machen verschiedene Eselsbrücken im Kopf. Automatisch. Der Name prägt sich in uns ein und wir schaukeln uns mit den Gedanken immer höher und höher. Wenn da Droge drauf steht, dann will ich auch berauscht werden oder nicht? Aber hallo ! Natürlich, will ich das. In manchen Ländern wurde einst Opium von YSL verboten, wegen dem Namen. (Siehe Info Opium f.H. ) Erst als man nachwies, das keine Droge drin ist, ging es wieder über den Ladentisch. Allen voran Saudi Arabien. Wir verbinden den Namen mit diesem und jenen und heißt ein Parfum wie eine Droge, so ist es natürlich sehr reizvoll und ich muss sagen, wenn ich Opium lese, denk ich auch an Opium, auch wenn da keins drin ist. Ich interpretiere gleich Ausgeglichenheit, Tiefe und ewigen Schlaf mit dem Begriff. Ein breites Opiumfeld irgendwo in Asien, schön bestrahlt von der Sonne am Tag und vom Mond klar beleuchtet in der Nacht. Tiefes schwarz durchzieht das Land. Rundherum hohe Berge, die Luft klar .. Es ist was Verbotenes – aber dennoch etwas ergreifendes und verruchtes. Schwarz – Opium – Verbot. Who cares? Lass uns das Ding rocken!
Illegal als Rauschmittel ist es allemal doch man darf nicht vergessen, das Opium hunderte von Jahren als Schmerz und Schlafmittel erworben und verwendet wurde. Heute natürlich auch, wie wir wissen für Krankheiten und starken Schmerz verwendbar. In Asien hat Opium einen hohen Stellenwert. Vor allem China, Mongolei, Pakistan, Afghanistan. Nicht zuletzt auch, weil da einige Plantagen zu Hause sind und viele Menschen auch von diesem Handel leben. Den einem schadet es – den anderem nicht.
Kommen wir zum Parfum. Wie riecht dieses „anscheinendes Drogenparfum!“ Wie riecht verboten, schwarz und einschläfernd?
Erstmals breitet er sich stark dumpf und süßlich auf der Haut aus. Die Beere macht sich richtig breit und umkreist einen. Ob es genau Johannesbeere ist kann ich nicht direkt sagen, ich würde eher sagen, das es einige Beerenarten sind. Ich empfinde es nicht als üblichen Johannesbeerenduft. Das süßliche ist weder aufdringlich noch bekommt man richtige Kopfschmerzen davon. Es ist angenehm, zieht einen Hauch von Jugendlichkeit mit sich, die sich nach und nach in die Tiefe stürzt und die Beeren immer mehr heranwachsen und schließlich heranreifen zu erwachsenen Beerenstollen. Ich finde ihn schon nach einer kurzen Zeit ziemlich erwachsen und auf eine Art und Weise auch grob und kantig. Dieses Grobe facht mich an – es gefällt mir. Nach und nach gesellt sich ein Hauch von Würze dazu. Ich empfinde es als „pfefferartig“ , umschwirrt mit heißer Luft. Irgendwie lässt sich der Duft so schön an einem hängen. Und wieder diese Verbindung im Gehirn zur Droge . „Hängenlassen“ – ja ich fühle mich äußerst lässig und cool mit diesem Parfum, auch wenn die Jugendjahre bei mir schon gezählt sind, bzw. lange her sind. Lach.
Die Würze bleibt lange vorhanden. Die Vanille kommt nur langsam in die Gänge. Zumal sie nicht äußerst stark ist, sondern eher noch gedämpft wird von der Würze. Das pfeffrige ist äußerst dominant und irgendwie kommt mir auch ein Hauch von Ingwer und Anis in die Nase. Kann es sein? Es ist irgendwie ein spektakuläres Spiel zwischen den Gewürzen. Reif, edel und ziemlich satt riechen sie. So richtiges, gutes Gewürz einfach. Die Vanille kommt schließlich doch in die Gänge und wird stärker. Sie umschließt das Parfum nach ca. drei Stunden komplett und dichtet alles ein. Die Vanille ist nicht fließend, eher stark und stramm, auch wie der Charakter des Parfums. Der Goliath sozusagen. Die Vanille sprengt sich ihre Bahn bis zum Schluss, innen drin die Gewürze und erst ganz viel später vernehme ich Amber. Richtig tief setzt sie sich im Duft nieder. Das Schwere bleibt aber nicht lange, seitdem Amber dazugekommen ist..
Der Duft wird bis zum Abklang doch fließender und anschmiegsamer, als erwartet. Er ist nicht mehr so stramm und stark, sondern setzt sich etwas zur Ruhe. Auch diese Ruhe in diesem Parfum gefällt mir.. Ja das Ausgelassene kommt wieder und was gibt es schöneres, als auch mal zur Ruhe zu kommen, nach einer harten Tour?
Die Haltbarkeit ist recht ordentlich und die Sillage ist sehr gut. Den Flakon finde ich nicht so recht passend zu Opium. Dunkles Blau, unhandlicher Flakon und dazu auch nicht mal eine Augenweide. Schön ist was anderes. Aber sei´s drum! Es zählt was drin ist!
Für unsere Gedanken und unsere Nase ist dieser Duft ein Spektakel. Er ist nicht nur jugendlich am Anfang, später reif und stramm, sondern hat etwas Ausgelassenes in sich, etwas was einem so richtig schmunzeln lässt, wenn man sich mal unter die Leute begibt. Für den ewigen Schneewitchenschlaf reichts nicht und dafür ist das Kerlchen viel zu stark, aber wenn man sich ganz lässig und ausgelassen fühlen wird, ohne dabei zu Milchbubihaft zu wirken, dann ist Opium für einen gemacht!
Das Opiumparadies in uns kann blühen! Auch wenns nur gedanklich blüht, kann es sehr interessant sein ;)