09.05.2018 - 13:57 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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Zwei Gestalten
"Dior Homme" ist für mich einer der großen Klassiker; ein markanter, originell und ausgewogen komponierter, entwicklungsstarker (und überhaupt "starker"), sofort wiederzuerkennender, eine Zeit prägender, schon eine ganze Zahl von Jährchen überdauernder Duft. Ich mag ihn.
Sein Name ist schon mal witzig. Diesem im Grenzbereich der Herrendüfte angesiedelten durchaus in gewisser Weise süßen, schweren, blumigen, gourmandigen, warmen Duft keinen Namen wie "Kuschelwuschel", sondern ganz trocken und lakonisch den klassischsten denkbaren Herrnduftnamen "Homme" zu verpassen, das zeugt schon von Sinn für Humor (oder Chuzpe oder beidem).
Für mich hat "Homme" zwei untrennbar miteinander verbundene Gesichter oder Gestalten, die sich nicht klar nach Phasen trennen lassen, sondern ständig insgesamt im Duft präsent sind, mal mehr die eine, mal mehr die andere, und auch abhängig davon, worauf man seine Duftwahrnehmung fokussiert, und die ich auch nicht einzelnen Zutatengruppen zuordnen will (ich denke, die Gesamtheit der Inhaltsstoffe ist für beide Gesichter verantwortlich).
Die eine Gestalt des Dufts ist die sehr metrosexuelle, ja feminine: süße, blumige, weiche, intensive (das Aufdringliche schrammende) Akkorde, die trotz einer Tendenz zur Schwere letztlich so transparent, schwebend und fließend daherkommen, dass sie in mir den Gedanken an leichte Seidengewänder, ja an Gazeschleier evozieren (was nicht eben typisch "männlich" erscheint).
Die andere Gestalt, für die vielleicht neben dem Leder und dem Vetiver durchaus auch Iris und Kakao (denn reiner Kakao, nicht das mehrheitlich aus Zucker bestehende Nesquick- & Co - Pulver ist ja bei weitem eher bitter als süß) verantwortlich zeichnen, ist herb, bitter und ernst (an der Grenze zur Strenge) - und damit durchaus auch im landläufigen Verständnis "männlich". Ich könnte mir vorstellen, dass diese Note (oder das Wechselspiel der beiden) durchaus auch eine sehr anziehende Wirkung auf das andere Geschlecht hat (und zwar nicht nur auf Frauen, die auf der Suche nach einem lieben und sanften Beschützer und Ernährer sind).
Schauen wir uns dann doch noch einmal den chronologischen Verlauf und die drei klassischen Noten etwas näher an, dann ist die Kopfnote aus Bergamotte, Salbei und Lavendel aus meiner Sicht nicht eigenständig ausgebildet. Nicht einmal für eine halbe Minute, eigentlich gar nicht, lässt sich eine irgendwie selbstständige Zitrik-Lavendel-Gewürzfrische ausmachen. Die Noten sind da, aber von Anfang an nur als ganz zartes Beiwerk am Rande des Hauptgeschehens.
Eben dieses Hauptgeschehen, das etliche Stunden dauert, wird in meiner Wahrnehmung durch das mächtige und sehr spannende, hin und her wogende Wechselspiel der beiden oben genannten Gesichter (oder Pole) ausgemacht, wobei die erste halbe Stunde oder Stunde der "feminine", eher süße und fließende Aspekt stärker betont ist und im Anschluss der bitter-herbe, strenge Gegenangriff erfolgt. Nach etlichen Wechselspielen und Akzentveränderungen tritt nach etwa sechs Stunden eine recht leise und ziemlich linear-stabile Basis auf den Plan, die ich als dezent süß, aber zugleich überraschend frisch und anregend (woher auch immer das kommen mag) beschreiben würde.
Die Haltbarkeit und die Sillage von "Homme" sind ordentlich. Der Flakon verfügt über ein ausgesprochen gutes und fein arbeitendes Sprühwerk. Ob seine Gestalt optisch gefällt, darüber mögen die Meinungen auseinandergehen. Worüber sie nicht auseinandergehen können, ist, dass der Designer den Satz "form follows function" 1.000 mal an die Tafel schreiben sollte. Immer wenn man ihn (den Flakon, nicht den Designer) in die Hand nimmt und damit sprühen will, schneiden einen die Ecken und Kanten unangenehm und man kriegt das Ding nicht sauber zu fassen.
"Dior Homme" gehört nicht zu meinen absoluten Lieblingen, aber ich halte ihn für einen großen Duft und, wie schon erwähnt, für einen großen Klassiker. Ob man ihn lieben wird, weiß ich nicht, aber wenn man sich für Parfüms interessiert und ein Mann ist (und eigentlich auch wenn nicht) sollte man ihn mindestens einmal an sich getestet haben.
Sein Name ist schon mal witzig. Diesem im Grenzbereich der Herrendüfte angesiedelten durchaus in gewisser Weise süßen, schweren, blumigen, gourmandigen, warmen Duft keinen Namen wie "Kuschelwuschel", sondern ganz trocken und lakonisch den klassischsten denkbaren Herrnduftnamen "Homme" zu verpassen, das zeugt schon von Sinn für Humor (oder Chuzpe oder beidem).
Für mich hat "Homme" zwei untrennbar miteinander verbundene Gesichter oder Gestalten, die sich nicht klar nach Phasen trennen lassen, sondern ständig insgesamt im Duft präsent sind, mal mehr die eine, mal mehr die andere, und auch abhängig davon, worauf man seine Duftwahrnehmung fokussiert, und die ich auch nicht einzelnen Zutatengruppen zuordnen will (ich denke, die Gesamtheit der Inhaltsstoffe ist für beide Gesichter verantwortlich).
Die eine Gestalt des Dufts ist die sehr metrosexuelle, ja feminine: süße, blumige, weiche, intensive (das Aufdringliche schrammende) Akkorde, die trotz einer Tendenz zur Schwere letztlich so transparent, schwebend und fließend daherkommen, dass sie in mir den Gedanken an leichte Seidengewänder, ja an Gazeschleier evozieren (was nicht eben typisch "männlich" erscheint).
Die andere Gestalt, für die vielleicht neben dem Leder und dem Vetiver durchaus auch Iris und Kakao (denn reiner Kakao, nicht das mehrheitlich aus Zucker bestehende Nesquick- & Co - Pulver ist ja bei weitem eher bitter als süß) verantwortlich zeichnen, ist herb, bitter und ernst (an der Grenze zur Strenge) - und damit durchaus auch im landläufigen Verständnis "männlich". Ich könnte mir vorstellen, dass diese Note (oder das Wechselspiel der beiden) durchaus auch eine sehr anziehende Wirkung auf das andere Geschlecht hat (und zwar nicht nur auf Frauen, die auf der Suche nach einem lieben und sanften Beschützer und Ernährer sind).
Schauen wir uns dann doch noch einmal den chronologischen Verlauf und die drei klassischen Noten etwas näher an, dann ist die Kopfnote aus Bergamotte, Salbei und Lavendel aus meiner Sicht nicht eigenständig ausgebildet. Nicht einmal für eine halbe Minute, eigentlich gar nicht, lässt sich eine irgendwie selbstständige Zitrik-Lavendel-Gewürzfrische ausmachen. Die Noten sind da, aber von Anfang an nur als ganz zartes Beiwerk am Rande des Hauptgeschehens.
Eben dieses Hauptgeschehen, das etliche Stunden dauert, wird in meiner Wahrnehmung durch das mächtige und sehr spannende, hin und her wogende Wechselspiel der beiden oben genannten Gesichter (oder Pole) ausgemacht, wobei die erste halbe Stunde oder Stunde der "feminine", eher süße und fließende Aspekt stärker betont ist und im Anschluss der bitter-herbe, strenge Gegenangriff erfolgt. Nach etlichen Wechselspielen und Akzentveränderungen tritt nach etwa sechs Stunden eine recht leise und ziemlich linear-stabile Basis auf den Plan, die ich als dezent süß, aber zugleich überraschend frisch und anregend (woher auch immer das kommen mag) beschreiben würde.
Die Haltbarkeit und die Sillage von "Homme" sind ordentlich. Der Flakon verfügt über ein ausgesprochen gutes und fein arbeitendes Sprühwerk. Ob seine Gestalt optisch gefällt, darüber mögen die Meinungen auseinandergehen. Worüber sie nicht auseinandergehen können, ist, dass der Designer den Satz "form follows function" 1.000 mal an die Tafel schreiben sollte. Immer wenn man ihn (den Flakon, nicht den Designer) in die Hand nimmt und damit sprühen will, schneiden einen die Ecken und Kanten unangenehm und man kriegt das Ding nicht sauber zu fassen.
"Dior Homme" gehört nicht zu meinen absoluten Lieblingen, aber ich halte ihn für einen großen Duft und, wie schon erwähnt, für einen großen Klassiker. Ob man ihn lieben wird, weiß ich nicht, aber wenn man sich für Parfüms interessiert und ein Mann ist (und eigentlich auch wenn nicht) sollte man ihn mindestens einmal an sich getestet haben.
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