Yalla

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Yalla vor 11 Jahren 39 14
Bewerbungsgespräch
Hübsch hat sie sich gemacht, die Kleine: schickes grünes Kleid, wohlfrisiertes Goldköpfchen, sorgfältig gebügelte Kleiderfältchen.

Etwas aufgeregt ist sie schon, ein Irrnebel aus Citren fleucht aus ihrer geöffneten Handtasche, der sie ihre Bewerbungsunterlagen entnimmt. Und dann legt sie los: ausgerechnet auf Verbenisch. Ich blättere etwas ratlos in der Mappe, war das doch gar nicht erwähnt worden. Stattdessen hat sie ein Praktikum im Wald gemacht. Aha, vorher auf der Hesperidenplantage einen Sommerjob gehabt, dann in Frankreich über die Felder gezogen; das ist eigentlich der optimale Lebenslauf. Doch ich brauche eine vorzeigbare Spezialistin für Figanisch. Davon allerdings keine Spur. Stattdessen erzählt sie von ihrem Studiensemester in Opunzistan.
Verbenisch spricht sie perfekt: laut, deutlich und ohne Luft zu holen. Selbst aus ihrem Mund hört sich diese Sprache ungehobelt an.
Im Gegensatz zu ihren Familienmitgliedern, die sich auch schon bei mir beworben haben, ist sie nicht gleich weg. Sie scheint sich wohlzufühlen und macht keine Anstalten aufzustehen. Da muss ich wohl deutlicher werden. Sie brauchen sich nicht zu melden, wir melden uns bei Ihnen.

Sie hat noch einmal am Abend versucht mich anzurufen, sie beherrsche jetzt auch etwas Figanisch. Aber da hatte ich schon eine Vereinbarung mit dem etwas vierschrötig bis siebeneckigen Kerl aus der Lagerhaltung, den alle nur L'AP nennen. Der komme aus Figanien, könne nicht viel anderes, sei aber ein williges und ausdauerndes Arbeitstier. Klappt doch auch mit Bordmitteln.
14 Antworten
Yalla vor 11 Jahren 10 10
Südostasien 1990 ff.
Ich kam kaum in den Schlaf, weil, egal, in welchem billigen Quartier wir unterkamen, die Moskitonetze parfumiert waren - und es stank nach einem Jasmin-, Rose- und Patchgemisch
Es sollte wohl gegen die kleinen Plagegeister helfen, hätte aber auch bei mir gute Dienste geleistet. An Muffigkeit war es kaum zu überbieten.

Und nun rieche ich nach einem wunderbar metallischen Auftakt, der leider sehr schnell bei mir nachlässt, genauso. Uags!
Von meiner Iris merke ich nichts. Und es dauert geschlagene vier bis fünf Stunden, bis ich mich wieder- und die appetitliche Basis überhaupt habe. Benzoe macht sich da besonders famos.
Aber bis dahin mit einer Clownsnase herumlaufen, damit ich mich nicht selbst rieche?

Abfüllung gekippt? Nein. falsches Produkt zugeschickt bekommen? Nee! Erkältet? Ach was! Zu warm/kalt/windig? Hmpf. Interessant ist , dass der Duft sich auf einem Streifen völlig anders und sehr angenehm entwickelt hat. Ich bin also keine Chanelleuse, wäre aber gern an dieser Stelle ein Duftstreifchen.

Ich merke zwar, dass der Duft komplex gestaltet und keineswegs billig hergestellt wurde, aber aus irgendeinem Grunde sind südostasiatische Gebrauchsparfumeure und die Chanel-Artisten eine mentale Verbindung gegen mich eingegangen, die aber nun einige Parfumeras und Parfumeros in diese wunderbare Reisegegend locken könnte. Schlaft gut und träumet süß!
10 Antworten
Yalla vor 11 Jahren 49 19
Ich liebe die alten Lauder-Keulen!
Ein (!) zaghafter (!) Sprühstoß Cinnabar reicht bei mir für zwei Tage und duftgefüllte Räume aus.
Auch mein 50 ml Fläschchen, erst das zweite in meinem Leben, ist schon seit über 15 Jahren mein Gast und wird und wird nicht leer. Noch nicht einmal die -10ml-Marke ist geknackt. Wie es ausschaut, könnte es noch Bestandteil meiner Erbmasse werden.

Die zimtige Kopfnote ist unglaublich stabil und hält bei mir die U-Bahnfahrt noch bis zum Arbeitsplatz durch - und sie bleibt noch viiel länger. Duftverlauf? Höchstens verläuft sich jemand, der durch mich narkotisiert wurde. Da ist nichts dezent. Herz und Basis setzen ebenso schnell und massiv ein und bleiben. Sehr, sehr lange... und alle gemeinsam.

Layern? Vergiss es! Da bleibt anderen nur die Anbetung, sich unter diesem Schlag zu ducken oder die Flucht. Widerrede wird nicht akzeptiert - und für die Trägerin beginnt eine lange Zeit, in der sie ihr Selbstbewusstsein trainieren kann. Weihnachtsmarkt und erotische Provokation auf zwei Beinen. Verstecken? Duschen? Schrubben? Nutzt nix.
Aber Telefonnummern sammeln sich wie von selbst, Blicke ebenfalls. Auch ratlose oder verzweifelte.
Ich werde ihn zu Halloween einsetzen. Bei mir gibt es nichts Süßes!
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