ZrankFappa

Zunächst mal möchte ich loswerden, dass ich heute in eine kleine pikfeine Parfumerie gegangen bin von der ich wusste dass sie u.a. Montale führt.
[Zum synthetischtürkisen Industrieduftgroßhandel gehe ich sofern es sich einrichten lässt nie wieder.]

Ich wusste im Vorfeld nur, dass ich an Red Vetiver schnuppern wollte, und die Dame fragte mich, glaube ich, ob ich ein bisschen mutig wäre.

Nun, mutig kann man sein im Sinne von leichtsinnig, es soll ja Gerüche geben die Mut bedürfen um sie zu (er)tragen.
Jedoch zielte die Frage der Dame nicht auf meinen Schwachsinn ab, sondern darauf ob ich ein bisschen mutig wäre. Ob ich ein Kerl bin meinte sie. Wie sich später herausstellte war diese Dame die Inhaberin der kleinen feinen Parmuerieboutique herself. Sie sagte, dass ihr Red Vetiver selbst verdammt gut gefällt, dass es ein fantastisch gut gemachtes EdP ist.
Ich verriet ihr noch dass meine erste Freundin mir TdH schenkte, welches ich immer noch liebe, und dass ich in der Zwischenzeit viele (holzige) Parfums ausprobierte- und dass leider relativ gesehen zu wenige Knaller auf dem Markt sind.

Sie dürfte mich aber gern noch beraten oder eines besseren belehren.

Nun, wir unterhielten uns Stunden. Was für eine tolle Person!

In der Zeit zeigte sie mir etwa 10 verschiedenste edle Parfums von Montale, Creed, Keiko Mecheri, escentric molecules und weiteren königlichen Parfumkünstlern.
Auch welche, die nicht meiner Richtung entsprechen.

Zwischendurch konnte ich meine Nase mit Kaffeebohnen neutralisieren. So arbeiten Profis.

Die Dame hatte Stil, Wissen, eine gepflegte Distanz zum reinen Kommerz und Massengeschmack.
Außerdem hatte sie einen Narren an mir gefressen.

Ach ja, es blieben einige tolle Teststreifen bis zum Schluss, die auch weitere Beachtung finden.
Der Red Vetiver durfte auf mein rechtes Handgelenk und nach Links eine Probe von escentric molecules.

Was die Beschreibung des Red Vetiver angeht; das können andere besser als ich. Besonders der Leimbacher ist ein begabter analytisch-klarer Beschreiber, den ich sehr gern lese und den ich uneingeschränkt empfehle. Beschreibung --> 1 Kommentar weiter.

Mein Empfinden vom Red Vetiver, selbstverständlich in Korrelation zu meinem Liebling TdH:
Schärfer. Trockener. Noch dominanter. Ich mag am TdH die "Weichheit".

Ganz ganz großes Spektakel. Eine Bombe. Ich muss beide haben. Zur selben Zeit.

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Überarbeitung: Zweiter kleiner Stereo-Test:
Red Vetiver hier, Terre d'Hermès da:

Eindeutig ist TdH meins. Schon immer gewesen. Und Red Vetiver kommt da einfach nicht mit.
Einzig die trockene Schärfe kann es besser, aber ein TdH mit einer ähnlichen trockenen Schärfe wäre nicht mehr das "süffige" TdH.

RV ist nicht rund genug (ganz sicher soll es das auch nicht, das ist dann Geschmackssache).
Außerdem ist es an mir nicht besonders gut haltbar. Die erste halbe Stunde ist berauschend, aber dann lässt RV deutlich nach.
(Gestern schien RV haltbarer - aber ohne Stereo Test).

Fazit:
TdH 100%, vorher 100%.
Red Vetiver: 80%, vorher 90%.

Ich habe meinen ursprünglichen Kommentar gelöscht. Meine Wertung war mit anfänglicher Begeisterung 80%, dann 70 %. Ich weiß nicht was mich dazu geritten hat.
Die eigentliche Herznote ist schön und angenehm, ich hab es beschrieben mit "mein Glühweinstand im Wald".
Es sind holzige Noten da, und da beginnt auch schon das Verhängnis, auch sehr süße an Zimt oder Glühwein gehaltene.
Solange sich das Gebräu in der Waage hält ist es noch "Geschmackssache". Zwar nicht sehr raffiniert, ich fand es "süffig".
Leider bleibt am Folgetag nur diese Glühweinverschnitt-zimtig-nelkige Süßnote über. Und bei einer solchen Wandlung in eine andere, leider nicht wohlriechende Richtung finde ich das Parfum einfach schlecht und billig gemacht.
Über schlecht kann man debattieren, dass es billig ist bestätigt der Handel.

Es ist tatsächlich wie ich in meinem ersten Kommentar Schrieb nicht Rotwein verköstigen, sondern Sangria saufen. Mit dickem Schädel und flauem Gefühl am nächsten Tag.

Habe Bleu de Chanel nun abgegeben.
Rückblick:
Es hat ein gewisses etwas, und zwar das floral-zitrisch-fruchtige.

Dieser Duft ist kein Stück weit dunkel! Außer man ist beim Zuckerwasser zuhause.
Er ist tiefgründig,facettenreich, edel. Und hell. Zu hell. Alles ist in gleißendem Licht. Es blendet.

Der Duft ist fröhlich und optimistisch - und dabei bald penetrant. Es ist gut. Er ist stark, und man kann die einzelnen Facetten jederzeit erkennen, ein gut gemachtes Parfum mit einer gigantischen Sillage und Haltbarkeit!

Ich hab es manchmal in winzigen Dosierungen gern gemocht, für mich, die Arbeit, die Ablenkung an selbiger, oder zentnerweise besonders im Sommer pour chercher la femme. Aber irgendwie ein Geruch der mich stark irritiert, stört, nicht zu mir passt und mit seiner prägnanten zitrischen floralen Frische mir gehörig auf die Kopfschmerzdrüse geht.

Es hat leider zuviel vom aquatischen was mir (wie bei allen aquatischen sofern sie stark in die Richtung gehen) aufgrund des stark abgesenkten Umgebungsdruckes den Schädel bersten lassen. Päng! Eben noch Gras-Lilie-Pfeffer-Limone-Ingwer, dann schon die Birne weggesprengt.

Technisch definitiv toll, leckere Bestandteile, aber nicht meins.

Au revoir, Chanel!

Ganz kurze Fassung:
Man kann auch an einem Eso-Shop vorbeigehen in dem Räucherstäbchen kokeln.

Oder die 0,1- fache Menge Gucci pour Homme I verwenden.
Damit kommt man übrigens günstiger und haltbarer weg.
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Langfassung:

Große Erwartungen. War ja auch über alles gelobt.
Erster Sprühstoß. Scharf, alkoholisch, durchdringend. Das verdampft binnen 10 Sekunden.
Schwere Sandelholzsüße macht sich breit. Gucci Pour Homme I ist hier die Referenz. So wie Hamburg das Tor zur Welt ist ist es immer noch nur das Tor.
GPH wird hier bestenfalls gehuldigt.

Leder? Motorrad? Rock'nRoll? Wenn das Motorrad 'ne 50er ist. Eben war ein bisschen Halzschmerzpastille da. Hilft.
Ich bekomme hier nichts aber auch gar nichts von den abenteuerlichen Stories reflektiert.
Ich befinde mich nach 10 Minuten noch in der sandelholzigen leicht rauchigen und leicht würzigen Herznote.
Wirklich ein schönes "dreckiges", ledriges, holziges, schweißiges, würziges Parfum für dunkle Stunden, für die traute Zweisamkeit, nicht für den seriösen Auftritt.

Es gibt eine Aneihe / einen Duft- Zwilling wäre übertrieben:
Es möchte sein wie Gucci Pour Homme I, der Kaiser unter den schweren holzigen Parfums für den Mann. Das kann es möchten. Kann es aber nicht können.
Sogar die Farbe ist gleich und die Grundform des Flakons ist mehr als deutlich angelehnt!

Mit zwei Unterschieden:
Preis: Es ist fast viermal billiger
Ergiebigkeit: Für die Wolke die ich mit zwei Gucci Sprühstößen erreiche brauche ich hier: 10? 12? Das bedeutet, Gucci pour Homme dürfte ein besseres Preis/ Leistungs- Verhältnis haben, auch nach den heutigen Liebhaberpreisen.

Dann lieber 10 mal seltener das richtige. (Ich besitze zur Zeit kein GPH I!)

Haltbarkeit:
Miserabel.
Nach 4 Stunden habe ich noch einen Hauch am Leib wenn ich dicht rangehe, ansonsten ist es weg.

Ich mag es, gern sogar.
Trotzdem bin ich enttäuscht dass die Erwartungen dass einem hier der Rock'n Roll Messias erscheint nicht erfüllt wird.

Wird wieder Zeit für das Original.

Die Dame beim ahnungslosen D hatte mir das wissend mitgegeben nachdem ich kurz meine Vorlieben geschildert hatte, und so war ich von einer Erwartung nach etwas schwerem aber edlen erfüllt. Böser Fehler.

Im ersten Moment war ein leicht holziger Ton da, den ich deuten wollte, ich versuchte ihm zu folgen, er wurde zuerst synthetisch zimtig, und dann immer und immer süßer. Nix mehr Holz und Zimt, jetzt violettes Chuba Chups!
Nur Chuba Chups. Kau kau, keibel keibel, yam yam!

Für die einen wäre es Kippen im Nu, für mich war es der Wandel von Jekyll zu Hyde.

Dann begann ich das erste mal in meinem Leben einem Gestank eine Farbe zuzuordnen, und dieser Gestank ist lila. Wie Flieder. Es ist der Techno Flieder einer minderjährigen medial verausgabten Unterschichtsgöre.
Nichts als lila!
In dem Duft wäre der Qualm einer Zigarette der harmlosere Gestank.
Dazu passen bestimmt auch ganz gut gefärbte Strähnchen, Gesichtspiercings und Amy Winehouse Makeup.
Wichtig ist auch: Die Haare müssen auftoupiert sein!

Es ist die vollendete Geschmacklosigkeit, widerlich und ekelerregend.
Zugegeben, es fasziniert mich auch ein bisschen wie man etwas so ekliges kreieren kann.

Ich habe mir aber schon die Hand abgewaschen und werde den Giftstoff vernichten.

Das soll ein Parfum von YSL pour l'homme sein?
Oder wie die Unterschichtsdame fragen würde "Häää???!!!"