09.08.2020 - 03:50 Uhr

Parma
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Parma
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36
Ein fast realistischer Küsten-Meeresduft
Am rauen Meer. Salzgeschwängerte Luft. Dreckig-krautiger Seetang. Moosbedeckte Felsen. Ein naher Pinienwald. Der leicht aschige Nachhall eines Lagerfeuers.
Einer der naturnächsten Aquaten, die mir bisher begegnet sind. Nicht naturgleich (das wäre mein Traum!). Warum?
Ambrox (oder: Ambroxan). Die synthetische Ambra-Nachbildung (Substanz aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen).
Eigentlich macht er alles richtig: Jeder Bestandteil ist – bis auf den genannten – mit so viel zurückhaltender Umsicht eingesetzt, dass eine realistische und sehr verträgliche Melange aus den Gerüchen von Salz, Holz, krautiger Würze (nicht brackig, sondern würzig-dreckig wie Seetang), Ätherik (angedeutet), Stein und Rauch (leicht aschig, Chypreassoziationen) entsteht. Das Resultat ist ein Gefühl von voller, tiefwürziger, atlantischer Küstenluft.
Aufgrund der verhaltenen Verwendung seiner Bausteine setzt er sich deutlich ab von – aus meiner Sicht – übersalzenen und überalgten Varianten wie z.B. Profumum Roma‘s ‚Acqua di Sale‘ oder in moderaterer Weise Heeley‘s ‚Sel Marin‘ (den ich auch als etwas fischig empfinde). ‚23NAO‘ betont deutlich mehr die holzigen und würzigen Aspekte. Zugleich ist er in meinen Augen wesentlich realistischer getroffen als z.B. das glatt geschliffene ‚Wood Sage & Sea Salt‘ von Jo Malone oder ‚Épice Marine‘ von Hèrmes mit dessen schwitziger Kreuzkümmelnote.
Als einzige Schwachstelle des Dufts empfinde ich den etwas überdosierten Gebrauch des Ambroxans. Er ist Hauptakteur, lässt die anderen aber atmen. Prinzipiell sinnvoll (salzig-würzig-dreckig) verwendet, ist er mir persönlich hier einen Tick zu vorlaut. Dadurch erhält der Duft eine wahrnehmbare – wenn auch nicht aufdringliche – Vulgarität, die ich nicht mag. Er macht es besser als A Lab on Fire‘s ‚Hossegor‘, der für mich die schönste aquatische Kopfnote besitzt (unvergleichlich würzige Ätherik) – im Spektrum der salzig ausgerichteten Aquaten wohlgemerkt! – , aber dann beim Ambroxan (und Moschus) noch mehr übersteuert. Dieser hier ist insgesamt wesentlich unaufgeregter.
Die spanische Marke Agua de Surf, die mit diesem ihren ersten von fünf geplanten Düften vorlegt, weist auf ihrer Homepage darauf hin, dass gray amber (Ambergris) verwendet wurde. Das lässt auf eine natürliche Duftquelle schließen. Auf Grundlage meiner bisherigen Geruchserfahrungen zweifle ich das zumindest an. Wenn tatsächlich echtes verwendet wurde, dann eher in sehr geringem Maße und aufgefüllt mit Ambrox.
Somit bleibt ein zwiespältiges Gefühl zurück. Einen Aquaten getroffen zu haben, der das Potential zum Referenzduft für mich gehabt hätte, es aber mit einer – in meinen Augen – etwas zu synthetisch-modernen Ausrichtung vertut. Allerdings lässt er auf weitere Düfte der Marke hoffen, da der Ansatz, einen realistischen, tragbaren Salz-Aquaten zu schaffen, in meinen Augen trotzdem zu großen Teilen gelungen ist.
Einer der naturnächsten Aquaten, die mir bisher begegnet sind. Nicht naturgleich (das wäre mein Traum!). Warum?
Ambrox (oder: Ambroxan). Die synthetische Ambra-Nachbildung (Substanz aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen).
Eigentlich macht er alles richtig: Jeder Bestandteil ist – bis auf den genannten – mit so viel zurückhaltender Umsicht eingesetzt, dass eine realistische und sehr verträgliche Melange aus den Gerüchen von Salz, Holz, krautiger Würze (nicht brackig, sondern würzig-dreckig wie Seetang), Ätherik (angedeutet), Stein und Rauch (leicht aschig, Chypreassoziationen) entsteht. Das Resultat ist ein Gefühl von voller, tiefwürziger, atlantischer Küstenluft.
Aufgrund der verhaltenen Verwendung seiner Bausteine setzt er sich deutlich ab von – aus meiner Sicht – übersalzenen und überalgten Varianten wie z.B. Profumum Roma‘s ‚Acqua di Sale‘ oder in moderaterer Weise Heeley‘s ‚Sel Marin‘ (den ich auch als etwas fischig empfinde). ‚23NAO‘ betont deutlich mehr die holzigen und würzigen Aspekte. Zugleich ist er in meinen Augen wesentlich realistischer getroffen als z.B. das glatt geschliffene ‚Wood Sage & Sea Salt‘ von Jo Malone oder ‚Épice Marine‘ von Hèrmes mit dessen schwitziger Kreuzkümmelnote.
Als einzige Schwachstelle des Dufts empfinde ich den etwas überdosierten Gebrauch des Ambroxans. Er ist Hauptakteur, lässt die anderen aber atmen. Prinzipiell sinnvoll (salzig-würzig-dreckig) verwendet, ist er mir persönlich hier einen Tick zu vorlaut. Dadurch erhält der Duft eine wahrnehmbare – wenn auch nicht aufdringliche – Vulgarität, die ich nicht mag. Er macht es besser als A Lab on Fire‘s ‚Hossegor‘, der für mich die schönste aquatische Kopfnote besitzt (unvergleichlich würzige Ätherik) – im Spektrum der salzig ausgerichteten Aquaten wohlgemerkt! – , aber dann beim Ambroxan (und Moschus) noch mehr übersteuert. Dieser hier ist insgesamt wesentlich unaufgeregter.
Die spanische Marke Agua de Surf, die mit diesem ihren ersten von fünf geplanten Düften vorlegt, weist auf ihrer Homepage darauf hin, dass gray amber (Ambergris) verwendet wurde. Das lässt auf eine natürliche Duftquelle schließen. Auf Grundlage meiner bisherigen Geruchserfahrungen zweifle ich das zumindest an. Wenn tatsächlich echtes verwendet wurde, dann eher in sehr geringem Maße und aufgefüllt mit Ambrox.
Somit bleibt ein zwiespältiges Gefühl zurück. Einen Aquaten getroffen zu haben, der das Potential zum Referenzduft für mich gehabt hätte, es aber mit einer – in meinen Augen – etwas zu synthetisch-modernen Ausrichtung vertut. Allerdings lässt er auf weitere Düfte der Marke hoffen, da der Ansatz, einen realistischen, tragbaren Salz-Aquaten zu schaffen, in meinen Augen trotzdem zu großen Teilen gelungen ist.
Zusatzinfos zur Marke:
Agua de Surf ist in Barcelona ansässig und der Surfkultur (Wellenreiten) sehr verbunden. 1% aus dem Verkauf der Düfte spendet sie an eine Stiftung zum Schutz und Erhalt von Meerestieren.
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