MisterRossi
16.09.2012 - 10:53 Uhr
9
Hilfreiche Rezension
10Duft 10Haltbarkeit 10Sillage 10Flakon

H.R.H.

Diese Queen ist tatsächlich eine Majestät. Ein extrem komplexer Duft in perfektem Auftritt, ohne auch nur eine Sekunde lang auch nur im entferntesten in den Dunstkreis von "langweilig" zu geraten. In einem Wort: Perfekt.
Und dies ist ein Label, welches ich - zugegebenermaßen - sehr selten vergebe.

Bevor sich die Queen olfaktorisch zeigt und ohne Umwege direkt ins Gefühlszentrum unseres Hirnes vordringt, zeigt sie sich zunächst nur durch einen Hauch von Stoff. Schon die Kartonage gibt einen Fingerzeig auf das, was sich im Inneren der Muranoglas-artigen Flakon-Vase verbirgt: Hier wirds kuschelig.
Die Haptik des Glases rundet den äußeren Eindruck ab, in sanft rauchig-halbtransparentem Violett schmiegt sich der Flakon - einem Handschmeichler gleich - in den menschlichen Tastapparat und flüstert leise: "Sprüh mich".
Und auch das kann die Queen gut. Meiner Skepsis angesichts des in die Kappe integrierten Sprays zieht sie buchstäblich beim ersten Sprüher den Boden unter den Füßen weg. Und wir sind noch gar nicht beim Duft.

Auf meiner Haut dominieren zwei markante Duftsbausteine: Heliotrop und Zeder. Beide sind direkt von Beginn an da, wechseln sich in den ersten Minuten stetig ab, so als könnten sie sich nicht entscheiden, wer denn nun als erster die Queen ins Rampenlicht stellt. Zu Beginn siegt der Heliotrop. Weich und strahlend hat er sich ein paar Veilchen zur Seite gestellt und gebietet der Zeder noch etwas Einhalt. Je länger der Auftritt weilt, desto mehr zieht sich der Heliotrop zurück, um der Zeder mehr Raum auf der Bühne zuzugestehen. Diese wiederum hat sich etwas Patchouli zur Unterstützung mitgebracht, aber dieser verhält sich sehr unauffällig.
Der Gesamteindruck verdichtet sich zu einer schwebenden Pudrigkeit. Edel, elegant und einzigartig. Das Besondere finde ich hier: MyQueen hält diese Pudrigkeit von der ersten bis zur letzten Sekunde bei, ohne sich am Ende in ein breiiges Vanille/Tonka/Tralala-Irgendwas zu verabschieden. Sie strahlt und schwebt bis zum Finale weiter. Sie hat Ausdauer. Und Kraft.

Ich assoziiere hier L´Instant Magic (Guerlain) und das dahingeschiedene Nuit d´eté (Joop) mit der Queen; letzteres wegen des Heliotrops, ersteres wegen der extremen Pudrigkeit. Doch die Queen kann es m. E. besser. Während bei Guerlain die Pudrigkeit durch Seifigkeit aufgebrochen wird, driftet sie bei Wolfgang ins süßliche ab.
Die Queen ist hier konsequent, was pudrig beginnt, wird auch so zu Ende gebracht.

Alles in allem ein Duft, der getragen werden will und sollte, und zwar von allen die sich und andere von seiner aristokratischen Raffinesse berauschen und begleiten lassen mögen. Auch wenn die Queen nicht allzu zurückhaltend ist. Understatement ist ihr eher fremd.
Abgeraten sei daher von einer - im schlimmsten Falle übermäßigen - Verwendung bei Temperaturen über ca. 22 Grad Celsius. Dann verwandelt sich die Queen leicht in ein grau-violettes Cashmere-Cape, welches sich wie ein Schleier niedersenkt und einen selbst sowie die Umgebung in zwar wohlriechende, doch deshalb nicht minder narkotische Zustände katapultiert.

Majestät. Ich verneige mich.
4 Antworten
StellaMarisStellaMaris vor 13 Jahren
Muss ich auch endlich testen! Hast einen tollen Kommi geschrieben, der neugierig macht.
DusnatliDusnatli vor 13 Jahren
Schöner Kommi zu einem wirklich königlichen Duft
HasiHasi vor 13 Jahren
Ich verneige mal huldvoll mein Haupt ob dieses königlichen Kommentars!
GaukeleyaGaukeleya vor 13 Jahren
Schöner Kommi, macht mich neugierig :-)