Fauni - Fiore Millenario 2016

Chizza
06.05.2021 - 11:06 Uhr
29
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft

Ein Tag im Leben des Parfumo-Fauns

Die ersten Sonnenstrahlen lugten an den Jalousien vorbei und küssten das faunische Antlitz wach. Einmal räkelte sich dieser noch, dann stand Floyd auf. Ein neuer Tag! Er freut sich schon auf die Gartenarbeit. Wie jeden Tag. Seit unzähligen Jahren denn Floyd war Privatier. Zunächst trank er seinen morgendlichen Wurzelsud, durchblätterte das Happy Gärtner-Tageblatt (heutige Überschrift: Sensation! GiGandixer Kürbis gezüchtet!) und ließ dann seinen Blick durch die Fensterfassade gen Garten schweifen. Nun muss man wissen: Garten, das bedeutete nicht englischer Rasen, akkurat gestutzte Bäume und Hecken sowie das obligatorische Vogelhäuschen. Nein, Floyd liebte das händische Buddeln und Baggern und vor allem Düfte, die ihn an seinen Garten erinnerten. Er durchlebte diese Düfte und ließ sich bei der Gartenarbeit von ihnen leiten. Heute war es Fauni. Quasi nach ihm benannt. Er lächelte. Seine Zwergenkompanie, teils zerbrochen, lächelte nicht. Crovoche und Pollus, der lilane Hühnerzwerg lagen sogar mit dem Gesicht auf dem Boden.

Nun stieg er in seinen Garten hinab, direkt begrüßt von seinen Benzoebäumen. Oh, das süßlich-warme, pudrig-schokoladige Harz wollte er gewinnen! Also schrubberte er sich ein bisschen daran und beträufelte seine Hände nun mit dem gewonnen Harz. Damit würde er weitere Ingredienzen von Fauni entsprechend beeinflussen können. Verschmitzt lächelte er.
Zunächst durchpflügte er über den Boden rollend zahlreiche Blumen so dass ein warmes Grün evoziert wurde, ein Hauch von grasigem Kakao lag in der Luft. Floyd nahm einen tiefen Zug, denn seine Aktion entwurzelte die Blumen und der Geruch von frischer Erde stieg empor. Patchouli nicht unähnlich roch diese Melange. Oh, er wusste, was das bedeutete. Diese vanillige Süße, das kam vom Tolubaum. Schnell umarmte er den Baum sehr herzlich. Fast klebte er im Harz fest. Augenblick, verweile doch, du bist so schön!

Kein Wunder dass er nun mehr und mehr holzige Noten wahrnahm und Fauni sich ein Stück weit von den floralen Impressionen verabschiedete. Dieses undefinierbare Holz - Floyd konnte die Toten Stämme die er im Garten gestapelt hatte, nicht mehr zuordnen - wurde von einem sanften aber intensiven Rauch umwoben. Floyd hatte das Harz des somalischen Weihrauchs entzündet. Dieser roch dunkler als andere Weihraucharten und so legte sich eine mysteriöse Facette über den Hain der Faune.

Floyd entschwand nun geistig aus dieser irdischen Welt, vielleicht weil er zu sehr pflanzliche Stoffe inhaliert hatte, welche der Duft nicht vorsah. So träumte er von elysischen Wäldern, tanzte den Ringelreigen mit anderen Faunen, tauchte hinein in modrige Tümpel und genoss das Dasein als chthonisch-liebendes Wesen, welches er per Passion und Definition war.
Als er wieder zu sich kam, überkam ihn Verwunderung. Verwunderung weil er bemerkte, dass Fauni nun auf die Basisnoten limitiert war. Es duftete erdig-würzig, balsamisch, die Süße des Benzoes und des Tolubalsams vervollkommneten den Duft. So verharrte Floyd in Erinnerung schwelgend also in seinem Garten.
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