Chizza
16.12.2020 - 05:18 Uhr
18
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Balsamischer Medizinwald

Was Ann Ringstrand hier versammelt hat, ist letztlich ein grün-balsamischer Duft, den ich mir in mit Latschenkiefernöl bedruckten Flaschen früher bei Muskelkrämpfen o.ä. Aufgetragen hätte. Nun, ganz so simpel ist das nicht und vor allem mag ich solche Gerüche aber von vorne:
Ann Ringstrand ist Schwedin, lebt aber anscheinend in New York und vertreibt nicht nur Düfte. Vielleicht sind es die passenden olfaktorischen Begleiter zu den sonstigen feilgebotenen Waren, ich weiß es nicht. Jedenfalls wurden 2017 drei Düfte lanciert, einer davon ist Gather.

Der oben beschriebene Ersteindruck manifestiert sich später nicht gänzlich, kommt vor allem daher, dass frische Minze auf Kampfer trifft. Dieser duftet nun mal wie Eukalyptus, dabei intensiv und kühlend, eine andere - für mich sterilere - Kühle als der Minze innewohnend. Daraus entsteht zu Beginn dieses ätherische Feuerwerk, was eben nah an den Wäldern entsprungenen Mitteln gegen Wehwehchen ist. Dabei bleibt es freilich nicht. Pfeffer würzt die Melange und stellt Gather breiter auf.

Die Zypresse mit ihrer limonigen Art wirkt bereits mit, agiert noch im Hintergrund, was gut so ist. Ihr starker Duft wird integriert aber nicht zur Schau gestellt. Toll gemacht! Vielmehr stellt sich die Kiefer in den Vordergrund, der Duft wird bekannt sein. Balsamisch-harzig, intensives Riechen macht die Nase frei. Kein Spaß und auch verständlich da man ja unter anderem Eukalyptusöl für Inhalationen bei Erkältungen nutzen kann. Meine Frau bereitet da regelmäßig bei Schnupfen der Kinder was vor, daher kann ich das einigermaßen beurteilen.

Ganz unten findet sich geräuchertes Harz, was natürlich ein weitläufiger Begriff ist. Ich Rate und tippe auf Burgunderharz, gewonnen aus der Fichte. Erstens da regional verfügbar und weil Gather nicht durch exotische Ingredienzen auffällt.
Zweitens weil der Duft herb und waldig ist, dabei balsamisch-ätherisch wirkt. Das trifft auf Burgunderharz zu. Nicht wenige Harze sind süßlich siehe Benzoe-Harze, was hier gar nicht der Fall ist und ich mich an Deduktion versuchen wollte.

Terpentin kann ich nicht ausmachen, dieser herbe unterschwellige Duft kann natürlich Terpentin sein, wenn man das so auslegen mag. Für mich ist das eher eine solide Moosbasis und darüber eben die erwähnten Harze. Sukzessive wird es gefälliger und auch wenn ich Gather sehr schätze: für mich ist das ein Raumduft, kein Parfum. Diesen Geruch nehme ich sehr gerne wahr und fühle mich dabei wohl, zum Tragen ist er mir zu nahe an Arzneien der Natur. Wenn Wald, dann gerne romantisch-verklärt wie bei Arso oder nüchtern und dabei gekonnt wie bei Hwyl oder Arborist. Dennoch klasse.
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