Christian Lacroix - Absynthe von Avon

Christian Lacroix - Absynthe 2009

Palonera
04.07.2012 - 12:58 Uhr
23
Top Rezension
7Duft 2.5Haltbarkeit

Begegnungen mit der Fee

Man trifft sich immer zweimal in diesem Leben.
Gelegentlich sogar dreimal.
So bin ich gestern wieder einmal der grünen Fee begegnet, der hübschen Wermut.
Sie scheint kein Glück mit den Männern zu haben, denn wann immer ich sie treffe, trägt sie einen anderen Namen.
Beim ersten Mal nannte sie sich noch "Absolument Absinthe" – das muß ihr Mädchenname gewesen sein, denn sie duftete so zart und fein nach Maiglöckchen, daß ich mir nicht sicher war, ob ich bei der gegenseitigen Vorstellung auch richtig aufgepaßt hatte.
Man sagte ihr damals einen Hang zum Kiffen nach, doch von Cannabis war weit und breit keine Spur.
So richtig gut verstanden wir uns nicht miteinander, daher war ich mir eigentlich ziemlich sicher, ihr nicht wieder über den Weg zu laufen.
Jahre später traf ich sie wieder auf einem Ball von Nasomatto, da hieß sie "Absinth" und hatte bemerkenswert an Ausstrahlung und Selbstvertrauen gewonnen – eine strahlende Persönlichkeit mit einer Vergangenheit, über die hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde.
Sehr reizvoll war sie und ein wenig laut, in jedem Fall aber sehr süß – so mancher Mann hätte sie in jener Nacht sicher gern mit nach Hause genommen, vermutlich auch die eine oder andere Frau.
Sie erkannte mich nicht mehr und ich verlor sie im Laufe des Abends aus den Augen.
Und aus dem Sinn.
Gestern traf ich einen alten Geschäftsfreund wieder, Christian Lacroix, der mich zum Abendessen einlud und ankündigte, mich dort mit seiner jungen Frau bekannt machen zu wollen.
Sie ahnen es – die zauberhafte Wermut mit den leuchtendgrünen Augen...
Die Beziehung mit Christian schien ihr gut zu tun – sie war ruhiger und gelassener geworden, dabei noch immer fröhlich und stets zum Lachen aufgelegt.
Ich empfand ihre Gegenwart als sehr erfrischend, genoß ihre zugleich sanfte und selbstbewußte Art, die jedem um sie herum das Gefühl gab, willkommen und angenommen zu sein.
Sie trank nur wenig Alkohol an diesem Abend und bevorzugte ein hellgrünes Getränk aus Zitronen und Kräutern.
Leider verging die Zeit viel zu schnell – nach nicht einmal drei Stunden entschuldigte sie sich mit Müdigkeit und verließ uns.
Schade.
Fast hätte ich mich ein wenig in sie verliebt.
9 Antworten
Medusa00Medusa00 vor 13 Jahren
aber auch nur fast! Prost!
CallisteCalliste vor 13 Jahren
Wirklich wunderbar. Ich kenne übrigens auch ihre transexuelle Seite, als hübschen jungen Mann im legeren Outfit.
PiladilibriPiladilibri vor 13 Jahren
WOW! zu deinem Kommentar! Wermuth hatte ich heute noch als olfaktorisches Embryo in den Händen. Es war noch grün und trug keinen Namen.
HasiHasi vor 13 Jahren
Jetzt freue ich mich, dass ich so spät nochmal hier rein bin, und durch Zufall Deinen wunderbaren Kommentar gelesen habe. Dein Text ist bühnenreif, alle Achtung!
ExUserExUser vor 13 Jahren
Deinen klugen und sachkundigen Kommentaren begegne ich auf jeden Fall immer wieder sehr gerne.
ErgoproxyErgoproxy vor 13 Jahren
Übrigens, hat sie noch eine kurze Zeit in Italien, bei Borsari Arte zugebracht und böse Zungen behaupten, dass sie Mal ein kleines Tächte und ein kleinen Mächtel mit Frau Mecherie hatte.
ErgoproxyErgoproxy vor 13 Jahren
Lasterhaft, wie ich nun Mal bin, ist mir die strahlende Persönlichkeit, mit zweifelhafter Vergangenheit die Liebste! Obwohl ich sie in der Rolle der Hausfrau von Chrischi noch nicht kenne.;)
Moni43Moni43 vor 13 Jahren
HDas hatst du schön geschrieben, hatte diese drei Begegnungen auch. Danke
AavaAava vor 13 Jahren
Wieder mal ein ganz wunderschöner Kommi! Von Fräulein Wermut hab ich nun eine recht gute Vorstellung :-)