BIC Homme N° 1 1988

Taurus
23.08.2016 - 00:55 Uhr
11
Sehr hilfreiche Rezension
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft

Weder Feuer noch Flamme

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ende der 80er Jahre tauchten in einigen Supermärkten, irgendwo zwischen Tabak- und Quengelware, diese kleinen mit Parfum gefüllten Taschenzerstäuber im BIC-Feuerzeuglook auf.

Es gab vier verschiedene Farben sowie Duftrichtungen (2 x feminin, 1 maskulin und 1 x unisex) und es wurde großer Luxus zum kleinen Preis versprochen. Im Prinzip keine schlechte Idee, jedoch liegt beim französischen BIC Konzern die Kernkompetenz halt im Herstellen von Kugelschreibern (genau – diese transparenten sechseckigen) sowie Feuerzeugen (typisch in der ovalen Form) und nicht im Kreieren von Parfums, auch wenn es sich hierbei angeblich um feinste französische Qualität handeln soll.

BIC Homme No 1 suggeriert die maskuline Richtung mit einem ordentlich Schwung an Sandelholz plus holzigen Noten, viel orientalischem Beiwerk und einigen grünen Noten. Ob das unbedingt als Farn durch geht, bezweifle ich. Somit trifft Homme No 1 auch ganz gut die Tugenden der 80er, allerdings eher aus der weniger geschmackssicheren Zeit jener Dekade.

Zwei Dinge gibt es dazu noch, die mich etwas irritieren. Zum einen hat der Duft noch einen leicht bitteren fast teerartigen Unterton, der sich nach hinten etwas breit macht. So als würde man auf subtile Art und Weise der Tabakindustrie huldigen wollen, was in gewisser Weise verständlich aber nicht hinnehmbar wäre. Könnte aber vielleicht daran liegen, das mein Trödelmarktfund nicht mehr der taufrischeste ist, jedoch schnuppern umgekippte Düfte eigentlich anders.

Daran angeknüpft stelle ich fest, dass BIC Homme No 1 für sein Alter im Prinzip, abgesehen von der leicht teerartigen Nebennote, noch ganz brauchbar duftet. Und so frage ich mich, ob das nun doch eher ein Indiz für natürliche oder doch eher synthetische Rohstoffe ist. Immerhin reden wir hier über Firmenich als Hersteller/Duftlieferant. Anderseits wird laut Blistertext ein hoher Anteil an natürlichen Essenzen versprochen. Ob man das mal tatsächlich glauben könnte?

Alles in allem handelt es sich hier um ein relativ brauchbares Herrenparfum, welches jedoch sowohl vom Zeitgeist als auch vom Konzept längst überholt ist. Letztgenanntes ist nicht so abwegig und wer mal auf die Schnelle für ein paar Mark einen mehr oder weniger annehmbaren Duft brauchte, war damit einigermaßen gut bedient.
Gleich noch ein nettes Rendezvous oder ein spontaner Ausgehabend geplant? Bevor man riecht wie ein Iltis kommt hier die Lösung. Und auch danach sowohl in Hosen- oder Handtasche verstaut für unterwegs jeder Zeit einsatzbereit! Immerhin wurden 300 Sprühstöße versprochen. Da sollte man recht lange was von haben.

Doch schon damals gab es Taschenzerstäuber, die wertiger aussahen und die man mit dem Parfum seiner ersten Wahl befüllen konnte. Da muss es ja nicht gleich diese Notlösung vom Supermarkt oder von der Tanke sein. Zumal, wie schon oben angeschnitten, die Kernkompetenz bei BIC eher woanders lag. Freunde des BIC-Feuerzeug-Designs mögen das sicherlich anders wahrgenommen haben, sofern sie sich für Düfte interessierten.

Dennoch gilt: Schuster bleib bei Deinen Leisten. Und BIC bei Deinen Taschendrachen!
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